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Mittwoch, 10. September 2025
18:30 Uhr – 20:30 Uhr

Stadthalle Göttingen
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Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG)
Uraufführung Manuel Durão »Die Ordnung der Wirklichkeit«

Kantate zur 2. DPG-Herbsttagung

 
    

Eingebettet in die Uraufführung der von Manuel Durão komponierten Kantate "Die Ordnung der Wirklichkeit" wird die designierte DPG-Präsidentin Heike Riel (IBM, Leiterin der Abteilung Science & Technology und Lead IBM Research Quantum Europe) einen Abendvortrag halten.

Julia Sophie Wagner (Sopran), Henryk Böhm (Bass)
Göttinger Universitätschor, Göttinger Universitätsorchester, Ensemble »musica assoluta« Hannover
Leitung: Antonius Adamske

Wege zur Komposition:
Im Jahr 2025 wird weltweit an die bahnbrechende Erforschung der Quantenmechanik erinnert. Schauplatz war vor 100 Jahren die Universität Göttingen. Dort gelang es den Wissenschaftlern Werner Heisenberg, Max Born und Pascual Jordan mit ihrer "Dreimännerarbeit" die theoretischen Grundsätze der Quantenmechanik zu legen. Zur Umrahmung der Feierlichkeiten in der Stadthalle Göttingen am 10. September 2025 ersuchten mich die Verantwortlichen der Universitätsmusik Göttigen – ihrerseits im Auftrag der Deutschen Physikalischen Gesellschaft – um die Komposition eines chorsymphonischen Werkes. Es wurde mir von Antonius Adamske ans Herz gelegt, mit meiner Musik auf das ästhetische Umfeld der 1920er-Jahre Bezug zu nehmen. Da für mein Schaffen die europäische Musik dieser Zeit ein natürlicher Referenzpunkt ist, empfand ich die stilistische Vorgabe als Bewegungsfreiheit. Den Wunsch, ein längeres chorsymphonisches Werk zu komponieren, trug ich schon lange in mir. Die Gelegenheit, den Wunsch anlässlich der Festveranstaltung der DPG umzusetzen, gab mir die größte Motivation. Bald entschied ich mich, das Genre der Kantate wiederzubeleben. Chorstücke wechseln sich mit Arien und rezitativischen Passagen ab. Ich nahm mir vor, das Libretto für die Kantate selbst zu verfassen. In meiner Recherchearbeit stieß ich auf diephilosophischen Schriften von Heisenberg, Born und Jordan. Darin bemühten sich die Wissenschaftler, die Tragweite ihrer Entdeckungen jenseits des Diskurses der theoretischen Physik zu verdeutlichen. Ihnen gelang es in Worte zu fassen, warum die Formulierung der Quantenmechanik für das menschliche Denken einen grundlegenden Paradigmenwechsel bedeutete. Dort wo die althergebrachte Physik Gewissheit sah, gab es nur noch Wahrscheinlichkeiten. In ihrem Schaffen schlugen die drei Wissenschaftler immer wieder Brücken zur Literatur, Kunst und zur Philosophie der Antike. Max Born übersetzte Wilhelm Busch ins Englische, verglich die Schönheit der Melodien Beethovens mit der Vollkommenheit mathematischer Formeln. Heisenberg griff auf Goethes "Bereiche der Wirklichkeit" zurück, um seine philosophischen Gedanken zu untermauern. In seiner Autobiographie zieht Heisenberg Analogien zwischen der Philosophie Platons und der Quantenmechanik. Das Libretto versucht dieser Weitsicht gerecht zu werden. Neben Passagen aus Büchern von Heisenberg und Born greife ich auf Zitate und Aphorismen von Platon, Goethe und Busch sowie auf Zeitungsartikel der 1920er Jahre zurück. Im zweiten Teil der Komposition vertone ich ein Gedicht von Hedwig Born, in dem ich Anspielungen auf ethische Fragen in Bezug auf den Missbrauch der Wissenschaft zu Kriegszwecken lese. Die Weltgeschichte zeigt uns, dass die Erkenntnisse der Quantenphysik auch zerstörerisch angewandt werden können. Das Gedicht "Losgerissen von den Sternen" von Daniel Schmidt im zweiten Teil der Kantate erzählt uns, wie der Frieden schicksalhaft an uns vorbeifliegt. Aus der Lektüre von Heisenbergs Autobiographie "Der Teil und das Ganze" (1969) entsprang auch der Keim für die musikalische Komposition. Heisenberg erzählt von der Begegnung mit der Philosophie Platons. In Timaios begründete Platon seine Annahme, dass die Materie aus winzigen rechtwinkligen Dreiecken bestehen muss, deren größte Kathete doppelt so lang ist wie ihre kürzeste Seite. Aus solchen Dreiecken ließen sich geometrische Figuren zusammenstellen, die in ihrer Vollkommenheit die größte Schönheit ausstrahlen. Im Inneren der Materie stünden also mathematische Gesetzmäßigkeiten. Ich stellte mir die Frage, wie es wäre, wenn die Musik ebenso aus solchen Grundgestalten bestehen würde? Ich stellte mir vor, um die Eckpunkte eines solchen Dreiecks würde eine Saite gespannt werden. Aus den drei unterschiedlichen Tonhöhen, die sich daraus ergäben, besteht die Keimzelle für das gesamte Stück. Diese drei Töne erklingen in den ersten Takten der Komposition. Sie fügen sich zu horizontalen und vertikalen Klanggeweben zusammen, aus denen sich geordnete Melodien, Harmonien und kontrapunktische Sequenzen ergeben. Darin sehe ich auch eine Analogie zur Quantenmechanik: Die geordnete Musik wird aus einer scheinbar zufälligen Anordnung der Töne gewonnen. Hinter diesem Zufall steht aber eine mathematisch definierbare Ordnung, die uns widersprüchlich zu sein scheint.

Zum Livestream: 

Manuel Durão


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Eintritt frei, Anmeldung erforderlich
18:30 Zur Anmeldung klicken Sie hier 

Ticketshop Kulturbüro ONAIR-Ticket


Livestream

  

 
 
 
Ort:

Stadthalle Göttingen
Jina-Mahsa-Amini-Platz 1
37073 Göttingen

https://www.stadthalle-goettingen.de

 


 

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