»Krabat«, nach dem gleichnamigen Roman von Otfried Preußler, feierte am 20.11. auf der dt.2-Bühne des Deutschen Theaters Göttingen Premiere. Obwohl der Roman bereits 1971 erschienen ist, wirken seine Themen Liebe, Freundschaft und Tod unverändert aktuell.
Der Waisenjunge Krabat wird von einem Traum heimgesucht, in dem elf Raben ihn zur Mühle im Koselbruch bei Schwarzkollm rufen. Er bricht auf und trifft dort auf den Meister. Krabat nimmt eine Stelle als Lehrling an, wie die elf anderen Schüler:innen es vor ihm getan haben – nun ist das Dutzend vollständig. Der Meister lehrt sie neben dem Müllerhandwerk auch die dunkle Zauberkunst. Im Laufe der Zeit stellt Krabat fest, dass sie in einem System aus Unterdrückung gefangen sind. Es geschehen unheimliche Dinge, und manchmal ächzt die Mühle fast so, als würden die Laute von Menschen kommen. Jahr für Jahr werden die Schüler:nnen geprüft, und allein der Meister entscheidet, wer bleibt, wer aufsteigt und wer mit dem Leben bezahlen muss. Das Einzige, was der Meister fürchtet, ist die Liebe. Und so ist es an Krabat, mithilfe seiner Freunde und eines Mädchens, sich aus der Verstrickung des Bösen zu befreien.
Die Inszenierung von Janis Knorr entführt das Publikum in eine finstere Welt voller Zauberei, Machtverführung und moralischer Konflikte zwischen Gut und Böse, wobei die zentrale Botschaft – Mut zur Selbstbestimmung und die Kraft der Liebe – klar herausgearbeitet wird.
Charlotte Wollrad, Stella Maria Köb und Daniel Mühe beeindrucken mit ihrer schauspielerischen Leistung gleichermaßen. Bemerkenswert ist der Wechsel zwischen den Spielszenen und erzählenden Passagen, der stimmig wirkt und den Handlungsfluss nicht beeinträchtigt. Durch ihr dynamisches Zusammenspiel erzeugen sie eine spürbare Lebendigkeit auf der Bühne. Die Inszenierung arbeitet bewusst mit Mehrfachbesetzungen, sodass die Darstellenden abwechselnd in verschiedene Figuren schlüpfen. Trotz kleinerer Unschärfen bei schnellen Rollenwechseln beweisen die drei eine beeindruckende Wandlungsfähigkeit und verkörpern ihre Figuren ausdrucksstark.
Die einheitlichen Schwarz-Weiß-Kostüme verstärken die dramatische Stimmung des Stücks. Sie lassen die Schüler:innen des Meisters wie austauschbare Figuren erscheinen und spiegeln zugleich den Zwiespalt zwischen Gut und Böse wider.
Schwarze, abstrakte Seitenwände, ein rundes Podest in der Mitte und eine Schicht schwarzen Granulats auf dem Boden bilden das Bühnenbild und lassen den düsteren Mühlenraum spürbar werden; mit wenigen Elementen lässt sich dieser Raum immer wieder verwandeln.
Besonders gelungen ist der Einsatz von Projektionen, die die Handlung visuell unterstreichen. Das präzise Lichtdesign und die begleitende Musik intensivieren die Atmosphäre des Stücks und unterstützen die Handlung zielgerichtet.
Insgesamt bietet »Krabat« eine Inszenierung, die die literarische Vorlage respektiert und das Publikum in ihren Bann zieht. Die nächsten Vorstellungen finden am 25.11. und 28.11. statt. Weitere Termine sind im Dezember und Januar angekündigt.