Freitag, 6. Dezember 2024
Dauerausstellung
Berufsbildende Schulen II
Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit. Südniedersachsen 1939-1945
Die Ausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit. Südniedersachsen 1939-1945“ dokumentiert die Lebensgeschichten von angeworbenen, dienstverpflichteten oder auf gewalttätige Weise deportierten Menschen, die während des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeit in Südniedersachsen leisten mussten.
In 13 thematischen Stationen zeigt die Ausstellung das Ausmaß, die Bedeutung und die Vielgestaltigkeit von Zwangsarbeit am Beispiel der Region Göttingen-Northeim. Bis zu 60.000 Menschen aus mindestens 16 europäischen Ländern waren hier als Zwangsarbeitende eingesetzt.
Eine Besonderheit der Ausstellung liegt in ihrer europäischen Perspektive. Die Lebensgeschichten polnischer, niederländischer und italienischer Zwangsarbeitender und die damit verbundenen allgemeineren Aspekte werden von Wissenschaftler_innen aus diesen Ländern dargestellt. So greift die Ausstellung die europäische Dimension der NS-Zwangsarbeit auf, multiperspektivisch und auf verschiedenen Zeitebenen. Um den Stellenwert dieser Erfahrung im Leben der Betroffenen kenntlich zu machen, werden ihre gesamten Lebensläufe dargestellt – weit über den Abschnitt der Zwangsarbeit in Deutschland hinaus. Dabei kommen viele ehemalige Zwangsarbeitende selbst zu Wort und berichten von ihren Erfahrungen. Indem die Besucher_innen so von den historischen Akteur_innen gleichsam durch die Ausstellung begleitet werden, treffen sie auf Menschen, die damals im gleichen Alter waren wie sie heute, mit denen sie den Beruf oder die Herkunft teilen. Das eröffnet einen persönlichen Zugang.
Die Ausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit. Südniedersachsen 1939-1945“ ist keine Gedenkstätte. Sie ist kein Tatort des Nationalsozialismus, kein „Täter-Ort“. Aber eine neutrale Umgebung kann für die Vermittlungsarbeit fruchtbar gemacht werden. Die Besucher_innen kommen ohne medial vorgeprägte Bilder im Kopf. Neue, kreative Vermittlungsformate sind möglich. Zugleich aber fehlt es auch hier nicht an „authentischen Orten“, sie liegen vor der Haustür: Es sind die Firmen und Institutionen, die Zwangsarbeitende einsetzten, die Plätze, auf denen diese Menschen in Lagern untergebracht waren.
Als Lern- und Bildungsort zum Nationalsozialismus in der Region richtet sich die Ausstellung an alle Menschen ab einem Alter von etwa 15 Jahren. Angehörige aller Generationen sollen direkt am Ort ihres Alltagslebens zu einer kritischen Debatte über Zwangsarbeit, Nationalsozialismus und die Erfahrung der Fremdherrschaft ermuntert werden. Jung und Alt sollen motiviert werden, selbst die Spuren der NS-Zwangsarbeit am eigenen Wohnort zu erkunden.
In ihrer Gestaltung setzt die Ausstellung Akzente, die die Besucher_innen überraschen und ihre (möglichen) Erwartungen produktiv brechen. Freundliche Farben ermuntern zum Lesen; künstlerische Elemente eröffnen erste intuitive Zugänge; großformatige Verortungsgrafiken zeichnen Wege der in der Ausstellung porträtierten Menschen im europäischen Raum von Zwangsarbeit.
Die Ausstellung ist interaktiv. Besucher_innen bekommen die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden, ihre Interessen einzubringen und Schwerpunkte zu setzen. Wer sich mit dem Thema einer Ausstellungstafel intensiver beschäftigen will, findet Objekte in Vitrinen und kann Schubladen aufziehen, in denen sich ergänzendes Material befindet. In Multimedia-Stationen können weitere Dokumente, vor allem aber zahlreiche lebensgeschichtliche Filminterviews mit ehemaligen Zwangsarbeitenden abgerufen werden. Eine interaktive elektronische Landkarte ermöglicht die Recherche nach früheren Lagerstandorten in der Region.
Öffnungszeiten:
Montags bis freitags 10 – 14 Uhr | donnerstags 15 – 18 Uhr | jeden 1. Sonntag im Monat 14 – 17 Uhr | für Gruppen nach Vereinbarung
Ort:
Berufsbildende Schulen II
Godehardstraße 11
37081 Göttingen
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