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Frank Gerhardt und Sven Pollkötter im Werkraum Göttingen | © Photo: Wortmann
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Werkraum

Ein überaus spannendes Klangerlebnis

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»Göttinger Abende Zeitgenössischer Musik« – Konzert mit Sven Pollkötter und Frank Gerhardt
von Jens Wortmann, erschienen am 16. Mai 2024

Bernd Schumann hat am 12. Mai erneut zu einem Göttinger Abend Zeitgenössischer Musik eingeladen. Im Werkraum – der Heimat des »boat people projekt« empfing er den Schlagzeuger Sven Pollkötter und den Komponisten Frank Gerhardt. Auf dem Programm standen vier Kompositionen, zwei von Sarah Nemtsov eine von Frank Gerhardt und der moderne Klassiker »Cellule 75« von Luc Ferrari.

Die Komponistin Sarah Nemtsov schreibt in ihrem Stück »Drummed Variation« aus dem Jahr 2014 ungewöhnliches Instrumentarium vor. So sind um Sven Pollkötter neben dem eher handelsüblichen Zubehör ein Stuhl, zwei Getränkekisten und ein großer Pappkarton aufgestellt. Tatsächlich steht in den Noten unter dem Titel der Hinweis „für kein Drumset und Kaosspad“. Das Kaoss Pad stand in Form eines Synthesizers und Computers am Nachbarpult von Frank Gerhardt. Im Notentext stehen sehr detaillierte Beschreibungen: „gegen Flaschenhälse schlagen“ oder „Kiste an Griff halten … und fallen lassen“. Sven Pollkötter musste knapp 10 Minuten hoch konzentriert sein, um hier keinen Fehler zu machen. Möglicherweise hätte den niemand bemerkt, aber werkgetreue Aufführungspraxis wird auch in der Neuen Musik großgeschrieben. Die »Drummed Variation“ sind eine Erweiterung der »Zimmer«, von denen es drei im Haus von Sarah Nemtsov gibt. An diesem Abend erklang aus dem Zyklus noch die »Tür«.

Es ist faszinierend, wie Nemtsov immer wieder außermusikalische Quellen hinzuzieht und dennoch eindeutig als Musik identifizierbare Klänge erzeugt werden.

Die gibt es bei Frank Gerhardts »Reservoir (Eisrand)« ebenfalls. Während er selbst am Synthesizer eher dunkel gefärbte, flächige Klänge erzeugt, spielt das Schlagwerk metallische und helle Klänge. So entstehen Klänge, die wie eine Eisscholle auf dem Gewässer sind: mal flüssig, mal fest. Das Werk stammt aus dem Jahr 2000. „Damals war die Technik, mit der solche Klänge erzeugt werden konnten, noch ganz neu. Heute lässt sie sich am Rechner einfach mit einem Knopfdruck erzeugen“, beschreibt Gerhardt den Wandel in der Technik. Inzwischen ist auch das Komponieren mit künstlicher Intelligenz möglich. Im klingenden Werkraum in der Stresemannstraße stellte sich aber nicht die Frage, ob die Klänge von einem Menschen erzeugt werden.

Die stellt sich auch nicht bei dem Klassiker der elektroakustischen Musik aus dem Jahr 1975, dem »Cellule 75« von Luc Ferrari (1929–2005). Gut 30 Minuten geht es ordentlich zur Sache: Frank Gerhardt bedient das Piano und den Synthesizer, Sven Pollkötter das inzwischen auf traditionelle Schlaginstrumente umgebaute Szenario. Beide gaben sich ganz und gar der explosiven Dynamik hin – das war nicht nur eine Freude beim Zuhören, sondern auch beim Zusehen. Die Freude am Spiel, die Begeisterung am Rhythmus übertrug sich sehr schnell auf das Publikum im sehr gut besuchten Saal. So wurden die Klänge, zu denen auch Naturgeräusche und Stimmen gehören, zu einem überaus spannenden Klangerlebnis.

Das nächste Konzert der »Göttinger Abende Zeitgenössicher Musik« ist für den Herbst 2024 geplant. Dann werden die Akkordonistin Susanne Stock und er Klarinettist Georg Wettin Werke von Annette Schlünz, Helmut Oerhing und Beste Özçelebi aufführen.

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