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© Photo: Isabel Winarsch
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Deutsches Theater

Ein hautnahes Theatererlebnis

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Premiere »Eine Arbeiterin. Leben, Alter und Sterben« nach dem Essay von Didier Eribon
von Alina Hagen, erschienen am 27. Mai 2025

Bei dem Theaterstück »Eine Arbeiterin. Leben, Alter und Sterben« nach dem Essay von Didier Eribon kann Theater authentisch erlebt werden – die Vorstellung findet nicht wie gewohnt im Deutschen Theater Göttingen statt, sondern im zufall.lab, einer Industriehalle in der Weststadt. Die Vorstellung beginnt mit einer Busfahrt vom Deutschen Theater aus, wobei man schon während der Busfahrt mitten im Stück drin ist und die Charaktere hautnah erleben kann. Unter der Regie von Alexander Weise feierte das Stück am 24. Mai seine Premiere in dieser außergewöhnlichen Kulisse.

Nach der Busfahrt betritt man gemeinsam mit den Schauspieler:innen die Industriehalle, in der dann das eigentliche Stück beginnt. Die Bühne befindet sich in der Mitte, die Zuschauer sitzen um die Bühne herum. Auf beiden Seiten wird eine Videoinstallation auf Vorhänge projiziert, die von Stefano di Buduo und Natan Andrea Ruzza angefertigt wurde. Darauf gezeigt werden u.a. szenische Bilder und beispielhafte Fotos aus dem Leben der Mutter. Die Videoinstallation sowie die Versetzung der Bühne in eine Industriehalle ermöglichen ein neues Raumerlebnis nah an den Schauspieler:innen und am Geschehen.

Im Mittelpunkt des Stücks steht die Geschichte der Mutter von Didier Eribon. Er schaut auf ihr Leben zurück und vor allem auf die letzte Zeit vor ihrem Tod, die sie in einem Altenheim verbrachte. Ihr Leben war geprägt von schwerer körperlicher Arbeit und einem unglücklichen Familienleben. Ihr Mann war gewalttätig, sie spürte Erleichterung bei seinem Tod. Die schlechte Beziehung seiner Eltern prägte Didier Eribon, sowie auch das lebenslange Unglück seiner Mutter,und dementsprechend reflektiert er auch über seine Rolle als Sohn. Nach kurzer Zeit im Altenheim stirbt Eribons Mutter und er hat es nicht einmal geschafft, sie zu besuchen.

Ist es richtig, seine kranke Mutter ins Altenheim zu stecken? Didier Eribon plagt sein schlechtes Gewissen beim Umzug seiner Mutter ins Altenheim. Dabei wird auch generell das Altern thematisiert. Die Einsamkeit, wenn nie oder nur selten Besuch kommt, die Hilflosigkeit, da man nicht mehr über sich selbst bestimmen kann, und das Abnehmen der Mobilität. Eindrucksvoll ist eine Einspielung von verschiedenen Frauenstimmen, die vom Älterwerden und vom Muttersein sprechen. 

Didier Eribon wird hervorragend verkörpert durch Roman Majewski, Gaby Dey spielt eindrucksvoll die Mutter und mit ihnen auf der Bühne sind Nikolaus Kühn und Marina Lara Poltmann. Ein besonderes Highlight ist der aus 12 Göttinger Frauen bestehende Frauenchor – dieser verkörpert sowohl individuelle Frauen mit ihren Geschichten als auch das gemeinsame Schicksal von Frauen in der französischen Arbeiterklasse. Es geht um das Dasein als Ehefrau und Mutter, um das Individuum und das geteilte Schicksal, auf das aufmerksam gemacht werden soll. Auch Femizide werden thematisiert, als es darum geht, dass Frauen oft um ihr Leben fürchten müssen, wenn sie ihren Partner verlassen wollen.

Das Theaterstück ist ungewöhnlich und gerade deswegen äußerst lohnend zu sehen – viele starke Emotionen werden bei diesem hautnahen Theatererlebnis herübergebracht. Das Setting in der Industriehalle versetzt einen in die Fabrik, in der Eribons Mutter ihr Leben lang schuften musste, wodurch die Geschichte noch eindrücklicher wirkt. Es wird ein Porträt der französischen Arbeiterklasse aufgeworfen, mit all den Sehnsüchten und Schwierigkeiten, die ein von schwerer körperlicher Arbeit bestimmtes Leben begleiten. Besonders die Thematik der Einsamkeit im Alter und die Herausforderungen für die Angehörigen berühren und regen zum Nachdenken an.

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