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»Reisen eines Gambisten« | © Photo: Alciro Theodoro da Silva
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Händel-Festspiele

Zwischen Versaille und Göttingen: eine Klangreise mit der Gambe

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Konzert »Reise eines Gambisten« in der Aula
von Jasmin D'Amico, erschienen am 20. Mai 2025

Versetzt an den Hof Ludwigs XIV., eine Welt aus goldenen Wänden, prunkvollen Ballsälen und einem Instrument, das von Tanz und Vergänglichkeit erzählt: die Viola da Gamba. Doch statt Versailles war es die Aula der Universität Göttingen, in der sich am 18. Mai dieser Klang entfalten konnte. Im Rahmen der renommierten Händelfestspiele 2025 lud das Ensemble »Los Otros« (Hille Perl, Lee Satana und Steve Player) und Patrick Sepec, zu einer Reise durch das barocke Europa ein, auf den Spuren des Gambisten Ernst Christian Hesse.

Im Mittelpunkt des Abends stand, wie das Thema des Konzertes schon verriet, die Viola da Gamba (kurz auch „Gambe“). Ein Instrument, das auf den ersten Blick an ein größeres Cello erinnert, sich jedoch durch besondere Merkmale auszeichnet: Mit meist sechs Saiten, einem flacheren, breiteren Korpus und Bünden auf dem Griffbrett (ähnlich wie bei einer Gitarre), verbindet sie Elemente von Streich- und Zupfinstrumenten und erzeugt daher einen einzigartig und in der heutigen Zeit selten gehörten Klang. Besonders zur Geltung kam dieser in Georg Philipp Telemanns Stück »Der getreue Music-Meister -15. Lektion per la Viola la Gamba senza Cembalo« – einem Solostück, in dem die Gambe ganz ohne Begleitung glänzte. Ohne den Rückhalt eines Cembalos verlangt das Werk große Präzision und musikalische Interpretation, die Hille Perl mit Leichtigkeit und viel Gefühl meisterte. 

Unterstützt wurde die Gambe in den weiteren Stücken von einer Gitarre, einem Violincello und einer Theorbe, die je nach Stück als Laute oder Lute eingesetzt wurde. So konnte zu Beginn des Konzertes die »Suite du Troisième Livre de Pièces de Viole« von Martin Marais eine elegante Atmosphäre etablieren, die zwischen feiner und intimer Stimmung auch lebhafte Momente hervorbringen konnte.  Überzeugend war auch das Zusammenspiel aller vier Musiker:innen gleichzeitig, wie etwa in Antoine Forquerays »La Buisson« und »La Leclair«. Hier verschmolzen die verschiedenen Instrumente zu einem warmen tänzerischen Gesamtklang, der leicht und energiegeladen wirkte. Die klangliche Lebensfreude, die dadurch spürbar wurde und die Begeisterung der Musiker:innen beim Spielen der Instrumente übertrug sich unmittelbar aufs Publikum und erzeugte eine ausgelassene Atmosphäre. 

Besonders im Gedächtnis bleibt dabei auch die barocke Tanzkunst von Gitarrist Steve Player, der in mehreren Stücken mit tänzerischen Bewegungen die Musik begleitete und das Publikum kurz glauben ließ, sie befänden sich mitten auf einem höfischen Ball vergangener Jahrhunderte.

Zwischen den Musikstücken übernahm Hille Perl immer wieder das Wort und führte mit kurzen Anmerkungen durch das Programm. Dabei gab sie nicht nur Einblicke in die Kompositionen, sondern auch in die besondere Lebensweise der Gambisten. Diese waren meist reisende Musiker, die vor allem zu Fuß unterwegs waren. Auch Händel wurde thematisiert, dieser änderte seine bestehenden Werke für die Gambe nämlich nur skizzenhaft und überließ den Musiker:innen „den Rest“. Das Ensemble ließ sich dadurch jedoch nicht aufhalten: Die Darbietung der »Sonate g-Moll (HWV 364b)« von Georg Friedrich Händel zeichnet sich durch expressive Klangfülle aus, in der viel Raum für eigene Interpretation bleibt. Die schnellen Tempi und die komplexen rhythmischen Strukturen stellten eine Herausforderung dar, die vom Publikum mit großer Begeisterung aufgenommen wurde.

Das Konzert am 18. Mai war jedoch nicht nur ein musikalisches Highlight im Rahmen der Händelfestspiele, sondern auch ein bewegendes Gedenken an Leni und John Honsaker. Das Ehepaar war maßgeblich an der Gründung der Stiftung für die Händelfestspiele beteiligt. Sie haben damit einen bleibenden Beitrag zur Förderung der barocken Musik in Göttingen geleistet. Ihr Engagement lebt in den jährlichen Festspielen weiter und wurde durch das Konzert in besonderer Weise gewürdigt. Der Sonntagmittag wurde daher nicht nur zu einer Reise durch die verschiedenen Klangwelten und Kompositionen, sondern auch zu einer eindrucksvollen Erinnerung an die Lebendigkeit vergangener Musik.

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