Der Landesjugendchor Niedersachsen zu Gast in St. Jacobi Göttingen | © Photo: Wortmann
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St. Jacobi

Zwischen Lehrer und Schüler – der Landesjugendchor begeistert mit Bach-Programm

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Konzert unter der Leitung von Jörg Straube
von Marie Bruschek, erschienen am 19. Juli 2025

Freitag, der 18. Juli: Es ist mitten in den Sommerferien und noch dazu der erste sonnige Abend seit Tagen – und doch ist die St. Jacobi Kirche bis in die letzten Reihen gefüllt. Der Anlass: ein Konzert des Landesjugendchors Niedersachsen (LJC), der unter der künstlerischen Leitung von Jörg Straube drei Werke präsentiert. Dazwischen: zwei Orgelstücke, gespielt von Matthias Schulze. „Bach und seine Schüler” ist der Titel des Programms, das so viele Besucher bei traumhaftem Wetter in die Kirche locken konnte – hat sich das gelohnt?

Selektion mit Feinschliff

Wenig überraschend steht Johann Sebastian Bach im Zentrum des Abends. Doch der Fokus liegt nicht allein auf dem Komponisten selbst, sondern auch auf seiner musikalischen Verbindung zu Johann Christoph Altnikol – Bachs Schüler und Schwiegersohn. Der Chor bringt in diesem Zusammenhang Bachs doppelchörige Motette „Jesu, meine Freude“ sowie Altnikols Werk „Nun danket alle Gott“ zu Gehör. Außerdem ist Motette „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn“ zu hören. Eine Komposition, die ursprünglich Johann Christoph Bach zugeschrieben worden ist, aber wohl von Johann Sebastian ist. Die drei Stücke stellen hohe Anforderungen an die Sängerinnen und Sänger – besonders „Jesu, meine Freude“ sei mit komplexer kontrapunktischer Struktur und theologischer Tiefe herausfordernd, so beschreibt es der LJC selbst. Das Werk würde weiter zur intensiven Auseinandersetzung mit Bachs Klangsprache einladen. Auch „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn“, ebenfalls von Bach, steht auf dem Programm und wird eindrucksvoll vorgetragen.

Orgel als gleichwertiger Klangpartner

Zwischen den Chorsätzen tritt Matthias Schulze an der Orgel in Erscheinung und spielt zwei Werke Bachs: das Präludium und Fuge in D-Dur sowie in a-Moll. Die Musik erfüllt das Kirchenschiff so auf zwei Seiten: vorn der Chor, danach von hinten die Orgel. Schulze performt die Stücke mit Präzision und klarem Klang. Das D-Dur-Werk beeindruckt durch schnelle Läufe, während das a-Moll-Stück mit einem kraftvollen Aufbau, Dramatik und emotionaler Tiefe punktet. Die Orgelwerke wirken dabei nicht wie bloße Zwischenspiele, sondern vertiefen den thematischen Fokus des Abends – ein Zusammenkommen von Vokal- und Instrumentalmusik.

Junge Stimmen mit großer Wirkung

Im Mittelpunkt steht aber natürlich der Landesjugendchor Niedersachsen – ein Ensemble für begabte Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 16 und 26 Jahren. Der Chor bietet die Möglichkeit, unter professioneller Leitung anspruchsvolle Programme zu erarbeiten. Jörg Straube, Dirigent, Chorleiter und Hochschullehrer, begleitet den LJC seit 1984 als ständiger Berater. Unter seiner Leitung zeigt sich der Chor gut abgestimmt, präzise und mit viel musikalischer Ausdruckskraft. Die Texte sind trotz der mehrstimmigen Passagen klar verständlich, die jungen Sängerinnen und Sänger agieren selbstsicher – und lösen sich vom Notentext, was Straube Raum für feine Akzente gibt, und keineswegs selbstverständlich ist. Das Ergebnis: ein kraftvoller Chor, der selbst schwierige Passagen mit Leichtigkeit meistert. In Kaskaden rauschen die polyphonen Stellen dahin, hohe und tiefe Stimmen wechseln sich hier perfekt ab. 

Auch Matthias Schulze, der die Orgelparts des Abends übernimmt, bringt musikalische Tiefe mit. Ursprünglich Fagottist, entschied er sich für ein Studium der Kirchenmusik. Heute leitet er mehrere Chöre und gibt deutschlandweit Konzerte. An diesem Abend besticht sein Spiel – seine Interpretation der beiden Orgelstücke fügt sich perfekt ins Programm ein und trägt maßgeblich zur Gesamtwirkung bei.

Kompakt und klangstark

Das Programm, recht kurzweilig mit nur 60 Minuten Laufzeit, kann begeistern, überzeugt mit inhaltlicher Dichte und musikalischer Qualität. Die Verbindung von Chormusik und Orgel, von Bachs Werken und denen seines Schülers Altnikol, gelingt eindrucksvoll. Standing Ovations gibt es für die Musiker – zu Recht. Wer das Konzert erlebt hat, weiß: Manchmal braucht es für einen gelungenen Sommerabend nicht mehr als einen gut abgestimmten Chor. 

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