Das Göttinger Symphonieorchester mit der Posaunistin Polina Tarasenko und dem Dirigenten Nicholas Milton in der Göttinger Stadthalle | © Photo: Janine Müller
  • Dieser PLUS-Artikel ist frei verfügbar

Zauberhafte Posaunenklänge im Neujahrskonzert

Information
Polina Tarasenko und das Göttinger Symphonieorchester erwärmen die Herzen zum Jahresbeginn
von Janine Müller, erschienen am 03. Januar 2025
Mit viel Musik von Johann Strauß begeisterte das Göttinger Symphonieorchester das Publikum der ausverkauften Stadthalle am Neujahrstag. Während die klassischen Polkas zum Mitwippen einluden, sorgte neben dem GSO besonders eine junge Musikerin für strahlende Gesichter. Höhepunkt des Abends war die Posaunistin Polina Tarasenko, die allen ein „neues Klangerlebnis“ bescherte, wie von Chefdirigent Nicholas Milton verheißen.
Der Abend begann mit der schnellen Polka „Unter Donner und Blitz“ von Johann Strauß. Vom ersten Ton an vermittelt Nicholas Milton Spielfreude. Den Musiker:innen zugewandt gestaltet er den Klang, fordert Ausdrucksstärke und sorgt so für einen erlebnisreichen Hörgenuss. Die zahlreichen Takt- und Tempowechsel gelingen mühelos und die tänzerische Musik zaubert Zuhörer:innen wie Musiker:innen ein Lächeln ins Gesicht. Auch den Solist:innen des Göttinger Symphonieorchesters entlockt Milton deren Können in Strauß’ Ouvertüre zum Zigeunerbaron. Das Oboensolo und die sanften Klarinetten- und Flötentöne sind herzerwärmend.

Solistisch geht es weiter mit Polina Tarasenko. Die 23-jährige Ukrainerin studierte in Hannover und Bern klassische Posaune. Sie schloss ihr Studium 2024 mit Auszeichnung ab und ist Preisträgerin zahlreicher internationaler Wettbewerbe. Mit den Worten „Sie werden Ihr blaues Wunder erleben“ kündigte Milton die Posaunistin an. Und er versprach nicht zu viel.

Im Allegro maestoso aus dem Concertino für Posaune und Orchester von Ferdinand David brachte sie ihre Posaune in einer wohlig weichen Wärme zum Klingen, die ihresgleichen sucht, dabei intonationssicher und technisch auf höchstem Niveau. Dies toppte sie noch im Liebeslied „Mon Coeur s’ouvre à ta voix“ aus Samson et Dalila von Camille Saint-Saëns. In sehnsuchtsvollen, gesanglichen Klängen über zarten Harfentönen ließ sie das Publikum dahinschmelzen. Mit diesen beiden zauberhaften Auftritten von Polina Tarasenko konnte man nur gespannt den zweiten Teil des Konzertes erwarten.

Zunächst ließ es das Symphonieorchester aber erst noch einmal ploppen, denn zum Jahreswechsel darf der Champagner nicht fehlen. Dazu gibt es passende Musik vom dänischen Komponisten Hans Christian Lumbye. Der Champagner-Galopp beginnt und endet mit einem amüsanten „Plopp“ aus dem Schlagwerk. Der erste Teil des Konzertes endete sodann mit einem Ratschen-Solo von Milton im „Plappermäulchen“ von Strauß.

Nach der Pause ging es mit Strauß munter weiter. Der Tik-Tak-Polka folgte die Bauern-Polka, zu der Milton zum Mitsingen einlud - ganz dem Titel entsprechend mit rustikaler Bauernstimme auf einem freudigen „la-la-la“. Aus dem Publikum kamen nur zögerlich Gesänge, daher griff Milton zum Mikrofon und sang selbst lautstark mit - mit rustikaler Bauernstimme - und erwirkte damit das ein und andere Schmunzeln im Publikum. Von Strauß standen weiterhin der Ägyptische Marsch und der Banditen-Galopp auf dem Programm.

Polina Tarasenko sorgte auch im zweiten Teil für glanzvolle Höhepunkte. Den 1. Satz aus Leopold Mozarts Konzert für Posaune und Orchester spielte sie auf der Alt-Posaune. Das fröhlich-konzertante Allegro mit virtuos anspruchsvollem Solo meisterte sie bravourös. Mit der Arie „Nessun dorma“ aus Puccinis Oper „Turandot“ spielte sie sich mit faszinierend weichem Klang, schwebendem Pianissimo und zartem Vibrato in die Herzen der Zuhörer:innen. Für dieses grandios ausdrucksstarke Spiel bekam sie jubelnden Applaus.

Abschluss des Programms bildete der Kopenhagener Eisenbahn-Dampf-Galopp vom schon gehörten Hans Christian Lumbye. Dem Schaffner gleich nahm Milton die Trillerpfeife selbst in die Hand und ließ mit dem Orchester zusammen den Zug hörbar durch die Halle rollen. In den tosenden Applaus für dieses traditionsreiche und doch abwechslungsvolle Neujahrskonzert hinein ging es sofort weiter mit den Zugaben. Der eher unbekannten Furioso-Polka von Strauß folgten der beliebte Walzer „An der schönen blauen Donau“ und zu guter Letzt zum Mitklatschen der obligatorische Radetzky-Marsch.

Mit den drei Zugaben klang ein äußerst gelungener zweistündiger Konzertabend aus, der Musiker:innen und Zuhörer:innen gleichermaßen Freude bereitete und die Besucher:innen beschwingt und mit strahlenden Augen ins neue Jahr starten ließ.

Keine Kommentare

Warum kann ich diesen PLUS-Artikel lesen?

PLUS-Artikel sind Texte, für die eine freie Mitarbeiterin oder ein freier Mitarbeiter bezahlt wird. Die Umsätze unserer Abonnent:innen dienen zur Finanzierung dieser Leistung.

Auch die Veranstalter als Partner des Kulturbüros tragen zum Beispiel mit ihren Anzeigen zu dieser Finanzierung bei. In diesem Fall hat das Göttinger Symphonieorchester eine PLUS-Partnerschaft übernommen, damit Sie diesen Text lesen können.

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.