Mitglieder der Universitätsmusik Göttingen bei ihrem Weihnachtskonzert | © Photo: Wortmann
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Universitätskirche

Weihnachtliche Klänge aus studentischer Hand 

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Göttinger Universitätsmusik mit dem Weihnachtskonzert in St. Nikolai 
von Antonia Fiege, erschienen am 22. Dezember 2024

Direkt vor Weihnachten ist die Zeit nicht selten stressiger und hektischer denn je. So vieles ist zu tun und so vieles noch nicht geschafft. Geschenke sind nicht besorgt, Uni-Abgaben machen die eigentlich freie Zeit ungenießbar und natürlich scheint auch immer etwas Unvorhergesehenes schrecklich schief zu gehen. Schnell fehlt da von einem besinnlichen Beisammensein jede Spur. 

Doch der Abend vom 20. Dezember sollte Licht in diese Dunkelheit bringen und die rastlose Anspannung in ätherische Friedsamkeit verwandeln. An jenem Tag nämlich gab die Göttinger Universitätsmusik in der St. Nikolai-Kirche eine adventlich-weihnachtliches Konzert, das alle Anwesenden daran erinnern sollte, worum diese Zeit in Wirklichkeit eigentlich so magisch ist. 

Das mittlerweile schon 31. Konzert der Göttinger Universitätsmusik in diesem Jahr sollte also ein ganz besonderes werden und auch in Zeiten von Krisen und Kummer noch an der zeitlosen und gestalterischen Tradition aller Mitglieder festhalten. 

Zwei volle Stunden wurde das Publikum deshalb durch ein Programm geführt, das gefüllt war von Leidenschaft, Eifer und musikalischer Fertigkeit – und sogar mit zwei Eigenkompositionen brillieren konnte. Jedes Stück war dabei ein Kunstwerk für sich, denn anstelle eines symphonischen Orchesters, das alle Instrumentengruppen subsumiert, wechselte die Konstellation der Darbietenden und brachte damit Quartette, Quintette sowie diverse weitere Kammerensembles hervor, welche in ihrer jeweiligen Besetzung eine individuelle Klangsprache entwickelten und eindrucksvoll hervorhoben. So kamen die spezifisch-melodischen Qualitäten einzelner Instrumente wie Cello, Violine, Klarinette oder Horn besonders zur Geltung und erschufen eine unvergessliche Dynamik von dunklen und melancholischen bis hin zu verspielten und heroischen Tönen. 

Zusätzlich erlaubten die klein besetzten Ensembles einen Blick auf die makellose Filigranität, mit der die unterschiedlichen Stücke durch die Musizierenden fähig und versiert zum Leben erweckt wurden. Das virtuose wie anmutige Stück »Polonaise de concert« des Cellisten David Popper oder das intensive wie romantische Lied »Erlkönig« von Franz Schubert in Anlehnung an Goethes Ballade sind dabei nur ausgewählte Exempel der Kunstfertigkeit, die an diesem Abend durch die Mitglieder der Universitätsmusik präsentiert wurde. 

Eine ähnliche Vielfalt und Fertigkeit war bei den Gesangseinlagen der Chöre zu beobachten. Neben einem klassisch besetzten Ensemble mit Sopran, Alt, Tenor und Bass fand sich auch ein Tenor/Bass-Quartett sowie ein FINTA-Chor, welche allesamt festlich-fröhliche Vertonungen von Liedern wie »Hark, the Herald Angels Sing« oder auch »Winter Carol« in den gotischen Hallen der St. Nikolai-Kirche widerhallen ließen. Zu hören waren aber auch zwei Kompositionen von Chormitgliedern: das »Winterlied« von Sebastian Wozniewski und »Advent« von Bente Hinkenhuis kamen im Konzert zur Uraufführung.

Der Reichtum an Vokalität entfaltete sich als lebendiges Mosaik, in welchem die unterschiedlichen Klangfarben sowohl exklusiv und einheitlich als auch kollektiv und gemeinschaftlich für das Publikum erlebbar waren. 

Zum großen Finale traf sich die Gesamtheit des Chors und Orchesters der Göttinger Universitätsmusik im Altarraum, um gemeinsam die Klassiker der Weihnacht wie »Halleluja« und »For unto us a child is born« aus Händels »Messiah« anzustimmen. Wo vorher die Einzelnen durch ihr individuelles Talent bestachen, glänzte nun das Kollektiv in seiner harmonischen Einheitlichkeit und Komplementarität und erinnerte mit seiner feierlichen und melodiösen Vorstellung an das, worum es in dieser hektischen Zeit tatsächlich geht, in der man sich selbst scheinbar niemals als genügend wahrnimmt. 

Das spürbare Engagement und die erstaunliche Leistung der Göttinger Universitätsmusik erntete dabei nicht enden wollenden Applaus und entließ sein nun zur sphärischen Sinnlichkeit geführtes Publikum mit nichts als Vorfreude auf das kommende Fest. 

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