Ein frühlingshafter Montagabend, ein holzvertäfelter Saal und eine ruhige und angenehme Atmosphäre vor Beginn – das Kammerkonzert des Göttinger Symphonieorchesters am 5. Mai im Alten Rathaus trug den Titel »Zauberhaft«. Ein Wort, das die feine Stimmung des Konzertes und die Anforderung an die Musiker:innen unterstrich. Gespielt wurden Ludwig van Beethovens »Streichtrio c-Moll op. 9 Nr. 3« sowie Claude Debussys »Streichquartett g-Moll op. 10«, zwei Stücke, die rund hundert Jahre und stilistisch Welten trennen. Wo sich Beethoven noch ganz nach der Klassik Wiens richtete, entführt Debussy durch seine Musik ganz in die Welt des Impressionismus. Doch grade dieser Kontrast und die Gegensätzlichkeit bot den besonderen Zauber des Themas.
Beethovens Werk eröffnete das Konzert, sodass zunächst der Violinist Jordi Herrera Roca, der Bratschist Atsushi Komatsu-Hayakawa und die Cellistin Joanna Kielar-Zachlod auf der Bühne standen. Das »Streichtrio c-Moll op. 9 Nr. 3« besteht aus vier klassischen Sätzen, die jedoch mit Beethovens charakteristischer Dramatik und Intensität gefüllt sind. Schon der erste Satz, Allegro con brio, stellte die Musiker:innen vor eine Herausforderung. Die schnellen Tempi erforderten technische Präzision und Ausdruckskraft. Das Streichtrio meisterte die Anforderung des Werkes, indem es die dynamischen Wechsel Beethovens mühelos bewältigte und dabei die Spannung und Energie des Stücks gekonnt aufrechterhielt. Besonders hervorzuheben ist hier die Cellistin Joanna Kielar-Zachlod, die durch ihre starke Ausdruckskraft dem Publikum die Stimmung erfahrbar machte.
Eine ganz auf seine Art andere musikalische Erfahrung bot danach das »Streichquartett g-Moll op. 10« von Claude Debussy. Ein Streichquartett von Debussy mag zunächst ungewöhnlich erscheinen, schließlich ist der Komponist vor allem für seine Klavierwerke bekannt. Doch gerade diese Komposition fügte sich nahtlos durch seine vielfältige Nuancierung in das Konzept des Abends ein. Die Violinistin Seayoung Kim machte das Trio dann zum Quartett und war durch ihr ausdrucksstarkes und schwungvolles Auftreten eine Bereicherung des Ensembles. Die vier Musiker:innen setzten die anspruchsvollen Strukturen mit großer Sorgfalt um und schufen einen eindrucksvollen Kontrast zum dramatischen Beethoven. Dabei überzeugte besonders das Zusammenspiel: Die Stimmen wirkten gleichberechtigt, manchmal fließend leicht, dann wieder kraftvoll und ernteten dafür großen Applaus.
Ein weiteres Highlight bildete eine überraschende Zugabe am Ende. Atsushi Komatsu-Hayakawa, der Bratschist des Abends, präsentierte eine eigene Bearbeitung eines Stückes des französischen Komponisten Francis Poulenc, das ursprünglich für Klavier geschrieben worden war, für Streicher. Diese eigenhändige Transformation der Klänge fügte dem Konzert eine neue Dimension hinzu und zauberte eine besonders persönliche Note in den Raum, wodurch der Abend stimmig abgerundet wurde.
Am Ende bleibt das Gefühl, dass das Kammerkonzert des Göttinger Symphonieorchesters genau das bewirkt hat, was es sollte: Es schuf eine persönliche Atmosphäre zwischen Musiker:innen und Publikum und lud dazu ein, seinen Alltag hinter sich zu lassen und sich ganz auf eine musikalische Reise einzulassen, die durch ihre Klänge zauberhaften Einfluss entfalten konnte.