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Alexandra Dovgan | © Manga von Keanu Demuth, Photo von MIchael Schäfer
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Göttinger Kammermusikgesellschaft

Jugendliches Klavierinferno in der Aula

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6. Aulakonzert: Alexandra Dovgan (Klavier)
von Keanu Demuth, erschienen am 06. Mai 2025

Am 4. Mai durfte die Göttinger Kammermusikgesellschaft ein wahres „Wunderkind“ am Klavier als Gast begrüßen: die russische Pianistin Alexandra Dovgan. Nachdem ihr letzter Auftritt in der Aula am Wilhelmsplatz 2023 leider krankheitsbedingt abgesagt werden musste, war es umso schöner, sie nun endlich live zu erleben beim sechsten Aulakonzert zum Abschluss der Saison 2024/25. Bei Werken von Beethoven, Schumann und Prokofjew demonstrierte sie ihre technische Präzision und entfachte ein richtiges Klavierinferno in der Aula.

Alexandra Dovgan650Alexandra Dovgan wurde 2007 in eine Musikerfamilie geboren und begann ihr Klavierstudium mit viereinhalb Jahren. Bereits in jungen Jahren avancierte sie schnell zu einer echten Klavier-Koryphäe und gewann in vielen Wettbewerben den 1. Platz wie beim International Vladimir Krainev Young Pianists Competition in Moskau oder beim International Television Contest for Young Musicians „Nutcracker“. Außerdem wurde sie mit dem Grand Prix bei der II. International Grand Piano Competition in Moskau gekürt - und das mit nur zehn Jahren! Aufgrund ihres Talents konnte die 17-jährige Pianistin schon an einigen der bedeutendsten Konzertsäle der Welt spielen, wie die Berliner Philharmonie, das Theatre des Champs Elysees Paris, Amsterdam Concertgebouw, oder das Konzerthaus Wien.

Somit war für den Vorsitzenden der Göttinger Kammermusikgesellschaft Michael Schäfer klar, dass die Ausnahmepianistin bei den Aulakonzerten mitspielen muss!

Schon bei Beethovens (1770-1827) Klaviersonate Nr. 31 As-Dur op. 110 (1821) beeindruckte Alexandra Dovgan sofort mit ihrer hohen Konzentration und ihrem charismatischen Auftreten. Mit einer einfühlsamen und liebevollen Melodie verzauberte Dovgan das Publikum, um nur einige Takte später ihr feuriges Tastenspiel zu entfesseln bei 32stel-Passagen. Hier baute sie besonders Spannung auf und verstärkte Dramatik und Schönheit der Sonate mit Verzierungen. Besonders beim Scherzo (Allegro molto) imponierte sie mit scharfen Akzenten, überraschenden Pausen und rasanten Achtelketten in hoher Lage. Dramatisch drückte sie die Tasten, sodass die Zuhörer keinen ruhigen Moment bekamen. Man merkte, welche Kraft in ihren Finger steckt, und Dovgan weiß genau, wie sie diese Kraft dosieren muss, um in bestimmten Passagen wie ein Vulkan zu explodieren. Später geriet ihr Klavierspiel auch in düstere tiefe Sphären, während sie langsam und bedrohlich auf die Tasten haute. Hier zeigte sie ihren Hang zum Drama. Auch überraschte Dovgan das Publikum, als sie beim Übergang des Adagios zum Arioso dolente den berüchtigten „Nachtigal-Schwellton“ spielte, ein lauter schriller Ton, der sonst in der Musik kaum vorkommt. Auch der klagende Gesang, bei welcher sie auf- und absteigende, durch Seufzersekunden geprägte Motive vorspielte, machte viel Eindruck beim Publikum. Zum Schluss übersetzte sie die Umkehrung des Fugenthemas – zuvor absteigend, nun aufsteigend – in ihrer eigenen jugendlichen Klaviersprache. Besonders zum Ende hin wurde ihr Spiel immer aufregender, schriller und schneller!

Diese ungestüme und zugleich sehr elegante Fingerakrobatik zog sich wie ein roter Faden durch die weiteren Werke am Abend. Sehr rasant und feurig startete sie Robert Schumanns Sonate Nr. 2 g-Moll op. 22. „So rasch wie möglich“ lautet die Vortragsbezeichnung für den Eröffnungssatz, und die junge Pianistin machte dem alle Ehre. Mit Ihren stürmisch-drängenden und blitzschnellen Finger entführte sie das Publikum in Schumanns musikalische Welt. Beim zweiten Satz Andantino. Getragen bezirzte sie das Publikum mit einem weichen, langsameren Thema, während ihre Finger elegant über die Tasten hüpften. Und beim raschen Scherzo wurde es anschließend etwas tänzerisch, und mit einem schwungvoll humorigen Finale ließ Dovgan das Publikum in die Pause gehen. 

Nach der Pause wurde das Publikum begrüßt von entzückenden und zauberhaft-süße Klänge aus Dovgans Klavier. Hier spielte sie „Prélude, Choral et Fugue FWV 21“ des Organisten César Franck (1822-1890), welches Orgelanklänge vorweist. Anschließend kletterte sie die Tonleiter wild rauf- und runter und präsentierte auch hier willkommene Verzierungen.

Zum Abschluss spielte die Pianistin Sergej Prokofjews (1891-1953) Sonate Nr. 2 d-Moll op. 14. Besonders beim langsamen Satz demonstrierte Dovgan ihre Feinfühligkeit mit sanften, sanglichen Motiven und weckte geheimnisvolle und melancholische Gefühle. Danach ging beim energievollen Finale nochmal „richtig die Post ab“. Explosionsartig und sehr laut setzte Dovgan ein und haute die Zuschauer:innen beinahe aus ihren Stühlen! Die energiegeladene Rhythmik und Motivik des Stücks gepaart mit ihrem stürmisch-preschenden Fingern sorgte für Unterhaltung und Virtuosität pur, während sie nebenbei noch humorvolle heitere Einlagen einbaute!

Ein jugendliches Feuer am Klavier, welches einfach zum Niederknien ist! Mit ihrem rasanten und ausdrucksstarken Spiel wurde Alexandra Dovgan nur so von Standing Ovations überhäuft! Das Publikum wollte gar nicht aufhören zu Jubeln! Schließlich ist ihr Spiel einerseits sehr rasant, ungestüm und kraftvoll. Anderseits weiß sie auch, ihren Emotionen und Gefühle freien Lauf zu lassen! Ihr Auftritt strotze nur so von virtuoser Dramatik und einer Reife, die sie schon in jungen Jahren immer weiter entwickelt hat.

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