Lorbeeren als Symbol des Ruhmes. Seit 2017 ehrt und fördert die “göttingen händel competition” junge Ensembles, die ihre Spielfreude und Leidenschaft für Barockmusik auf der Bühne teilen. Auch dieses Jahr waren alle Beiträge auf hohem Niveau und machten Mut für die Zukunft der Barockmusik. 2025 stehen die Händel-Festspiele ganz im Zeichen der Lorbeeren. Somit gingen dieses Jahr die “Lorbeeren”, also Hauptpreis und Publikumspreis, wohlverdient an das französische Ensemble La Mandorle.
Zunächst konnten sich die Siegerinnen aber auf ihren Lorbeeren ausruhen. Denn das Preisträgerkonzert am 22. Mai eröffnete das deutsch-österreichische Yara Ensemble, das den diesjährigen Sonderpreis “Musik und Raum” gewann. Bei virtuosen Passagen des Stücks “Partia VI D-Dur" von Heinrich Ignaz Biber (1644-1704) konnten besonders die Violinisten Florian Moser und Martin Schneider ihre blitzschnellen und dramatischen Geigenkünste demonstrieren. Auch ein anmutiger Unisono-Abschnitt der Streicher machte viel Eindruck beim Publikum und zeigte, dass sich auch das Yara Ensemble seine Lorbeeren wohlverdient hat.
Nach diesem gelungenen Einstieg überreichte Susanne Heller, die 2. Vorsitzende der Göttinger Händel-Gesellschaft, den mit 5.000 Euro dotierten Hauptpreis an La Mandorle. Das Ensemble, bestehend aus Victoire Delnatte (Oboe), Clotilde Sors (Violine), Camille Sors (Violoncello) und Élodie Brzustowski (Theorbe, Barockgitarre), demonstrierte anschließend seine musikalische Expertise, die sehr erfrischend und kreativ wirkte. Mit ihrer wilden und feurigen Barockgitarre leitete Élodie Brzustowski in ein Medley von Arien aus der weltlichen Kantate “Apollo e Dafne” (Georg Friedrich Händel) ein. Die idyllischen und zauberhaften Klänge aus Victoire Delnattes Oboe bezirzten das Publikum, während Geige und Cello sich für melancholische und bewegende Momente vereinten. Das Medley beendeten sie mit einer überraschenden kleinen Theaterdarbietung samt Dafne-Lorbeerzweig.
Mit der Sonate g-moll von Elisabeth Jaquet de la Guerre führten die Musikerinnen das Programm fort. La Mandorle entschied sich bewusst für dieses Werk, denn de la Guerre war eine der ersten Frauen, die in der männerdominierten Musikwelt Anerkennung erlangte. Ihre Lorbeeren wurden ihr allerdings aufgrund ihres Geschlechts verwehrt. Somit ehrte La Mandorle die Musikerin mit diesem Auftritt. Besonders die schnelle und virtuose Oboe von Victoire Delnatte hinterließ hier erneut einen bleibenden Eindruck.
Mit “Fin de soirée chez Madame de Pompadour”, welches eigens für La Mandorle von Lucius Arkmann komponiert wurde, präsentierte das Ensemble das wohl experimentellste und modernste Stück seines Programms. Hier gab Clotilde Sors durch das dramatische und rasche Zupfen der Violinsaiten einen Techno-Beat vor. Ihre Geige spielte zusammen mit dem Violincello ihrer Schwester Camille daraufhin ein schrilles Staccato-Motiv, welches auf magischer Weise dennoch sehr kantabel war.
Vivaldis (1678-1741) Trisonate (RV 820) interpretierten die Musikerinnen als musikalisches Turnier, besonders durch viele Allegro-Abschnitte. Wenn die Geige ein sehr rasches Motiv vorspielte, wurde dieses vom Cello als Gegenantwort imitiert. Schließlich entbrannte ein Wettkampf zwischen Violine und Cello, welcher nur so strotzte von Virtuosität und Leidenschaft.
Bei Robert de Visées (1652-1730) Suite a-Moll demonstrierte Élodie Brzustowski, dass sie eine Meisterin an der Theorbe ist mit einem leidenschaftlichen und eleganten Einstieg. Danach erzeugte Victoire Delnatte mit ihren Oboenklängen eine mystische Atmosphäre. Aber nichts geht über ihr bravouröses Finale von Suite a-Moll! Sofort eroberten sie die Herzen der Zuschauer:innen als Streicher und Oboe extrem energiegeladen schwungvolle und tänzerische Melodien vorspielten, und durch Élodie Brzustowski mit ihrer stürmischen Barockgitarre noch spanisches Feuer mit französischer Grazie entbrannte!
Natürlich kam Händel auch nicht zu kurz, und bei seiner Sonate Nr. 5 g-Moll, führten Violine und Oboe einen anregenden Dialog, während Camille Sors mit einem hochvirtuosen Cellopart den Ehrenplatz einnahm.
Und für das grande Finale hatten die Französinnen noch etwas Besonderes vorbereitet: Ein barockes und emotionales Arrangement von Barbaras Chanson “Göttingen”, passender geht’s wohl kaum!
Ihr französischer Charme und ihre virtuose und gleichzeitig sehr kreative Darbietung sorgte dafür, dass sie La Mandorle in die Herzen des Publikums spielen konnten und sich ihre Lorbeeren mehr als verdient haben. Ihre Lorbeeren, das Preisgeld, nutzen die Damen um ein neues musikalisches Theaterprojekt über die Töchter von Ludwig XV. zu verwirklichen.