Zum Semesterabschluss musizierte der Universitätschor am Freitagabend kurz nach seinem fulminanten Opernprojekt in der Aula der Universität die »Schöpfung« von Joseph Haydn in einer interessanten Fassung. Begleitet wurde der Chor durch Antonius Adamske und Cristian Peix am Flügel sowie Sascha Reckert an zwei verschiedenen Gläserspielen, einem rekonstruierten Verrillon aus Kelchgläsern und einem modernen Verrophon. Eingerichtet hatte die vierhändige Klavierfassung Alexander von Zemlinsky. Ein damals übliches Verfahren, um sich große Werke im Rahmen der Hausmusik zugänglich zu machen. Die in dieser Aufführung hinzugefügten sphärischen Klänge der Gläserspiele ergänzten insbesondere in den Rezitativen die Klavierfassung und sorgten so passend zum Stück für himmlische Harmonien.
Das Dirigat lag in den Händen von vier Studierenden der HMTM Hannover, die abwechselnd am Pult standen und die jeweiligen Wechsel unaufgeregt und unauffällig gestalteten. Juliane Galda, Gunter Scharlach, Nikolai Skoda und Lukas Thiele konnten in der ausverkauften Aula Dirigiererfahrung vor großem Publikum sammeln und übernahmen alle vier diese Aufgabe mit einem großen Maß an Souveränität.
Der von Antonius Adamske einstudierte Chor ließ sich durch den ständigen Wechsel im Dirigat nicht irritieren, sondern reagierte schnell, sang präzise, intonationssicher und bis in die Höhen gewohnt klangschön.
Auch die drei Solist:innen des Abends, Marlen Korf als Erzengel Gabriel und Eva, Constantin Bauer als Erzengel Uriel und Leon-Maurice Teichert als Erzengel Raphael und Adam, überzeugten auf ganzer Linie. Korf und Teichert gaben dem ersten Menschenpaar einen reizenden musikalisches Charakter und überzeugten auch solistisch in den jeweiligen Erzengelrollen. Das gilt ebenso für Bauer, der seine Arien unangestrengt und klangschön gestaltete. Auch Bauer und Teichert sind aktuell Studierende an der HMTM in der Gesangsklasse von Henryk Böhm und so gab dieses Konzert nicht nur dem Göttinger Universitätschor die Gelegenheit, das Semester prachtvoll zu beschließen, sondern es bot auch den Musikstudierenden der HMTM die Chance vor großem Publikum Praxiserfahrung im Zusammenwirken mit Gleichaltrigen zu sammeln.
Eine großartige Kooperation, die sicher auch zukünftig eine interessante Zusammenarbeit verspricht.
Dieses Semesterabschlusskonzert bot auch noch einmal die Gelegenheit, die vielfältigen musikalischen Aktivitäten der Göttinger Universitätsmusik Revue passieren zu lassen, denn das sorgfältig edierte Programmheft enthielt Texte der Studierenden, weitere Informationen und den Überblick über das gesamte Semesterprogramm. Und was dort an Auftritten zusammengestellt ist, nötigt jedem, der selbst musiziert, ein hohes Maß an Respekt ab – denn studiert wird ja neben dem musikalischen Engagement auch noch. Die beiden Konzerte zum Semesterabschluss, die Oper »Les pêcheurs de perles« von Georges Bizet in der Stadthalle mit zwei Aufführungen, und die jetzt muszierte »Schöpfung« bildeten den Höhepunkt. Neben zwei musikalisch gestalteten Gottesdiensten in St. Nikolai waren auch noch Sängerinnen und Sänger aktiv in Kooperationen mit dem Göttinger Barockorchester (Buxtehude – Membra Jesu nostri mit zwei Konzerten) und dem Göttinger Symphonie Orchester (Debussy „Sirenes“ in der Lokhalle). Dazu war auch der Opernchor im Händel Pasticcio „Sarrasine“ mit zehn Aufführungen im Rahmen der Festspiele und in Kooperation mit den Internationalen Händel-Festspielen Göttingen, Teil des Semesterprogramms für einige Mitglieder des Universitätschores.
Diese Leistung fordert höchsten Respekt ab und man kann sich schon auf das musikalische Angebot im Wintersemester freuen, das am 6. September mit dem Mozart Requiem in St. Nikolai beginnt und schon am 10. September mit einem Konzert in der Elbphilharmonie in Kooperation mit dem Monteverdi-Chor Hamburg fortgeführt wird.