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Luisa Neubauer im Hörsaal der Universität Göttingen | © Photo: Bode
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Literarisches Zentrum

Superheldin in der Klimakrise 

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Lesung und Buchvorstellung mit Klimaaktivistin Luisa Neubauer im Hörsaal
von Miriam Bode, erschienen am 02. März 2025

Luisa Neubauer, bekannteste deutsche Klimaaktivistin und Buchautorin, hält auf die Einladung des Literarischen Zentrums eine Lesung in der Universität Göttingen. In dem Gebäude sei sie das letzte Mal bei ihrer Statistikprüfung gewesen, erzählt sie gleich zu Beginn. Im Publikum sitzen auch einige von Neubauers ehemaligen Mitstudierenden, die lachen besonders laut. 

Neubauer stellt ihr neues Buch »Was wäre, wenn wir mutig sind?« in einer multimedialen Lesung vor. Dabei geht es um Krisen und harte Wahrheiten. Ganz besonders aber geht es um die Hoffnung. 

„Kein Hörsaal ohne Folien“, sagt Neubauer, nachdem sie über das Verhältnis von ihrer Großmutter zur Klimakrise gesprochen hat. Glücklicherweise sind es aber keine eintönigen Folien, die in so einem Universitätshörsaal sonst Standard sind. Und Luisa Neubauer doziert auch nicht gelangweilt vor sich hin. Stattdessen werden Grafiken aus Neubauers «Klima-Atlas» gezeigt, die sie beschreibt und erklärt. Zum Beispiel eine Grafik über weiße Weihnachten, die immer seltener werden oder eine Karte, auf der die Länder markiert sind, die nicht vom Klimawandel betroffen sind – kein einziges Land ist darauf markiert. 

Neubauer spricht über Themen, die sie beängstigen und die auch das Publikum derzeit viel beschäftigen. Sie spricht davon, dass eine geteilte Realität nicht mehr selbstverständlich sei, von ihrer Enttäuschung nach der Wahl und von mentaler Gesundheit. Dabei kommt nicht nur bei Neubauer, sondern auch bei Publikumsfragen immer wieder zur Sprache, wie schwierig es sei, all das unter einen Hut zu bringen. Neubauer spricht von der Gefahr, hochinformiert in den Weltuntergang zu rasen. 

Die Aktivistin gibt dem Publikum keine Lösungen für diese Schwierigkeiten, die insbesondere junge Leute viel beschäftigen. Sie beschönigt die Situation nicht, man merkt ihr an, dass auch sie sich viel mit diesen Themen auseinandersetzt. „Wir haben viel zu tun“, gibt sie zu und sagt dann: „Aber wir können auch viel tun“. Das macht Mut. Und sie gibt Tipps, die ihr helfen: mit Freunden über Nachrichten reden und das Handy ab und zu weglegen, um diese Nachrichten wirklich aufnehmen zu können, zum Beispiel. Sie liefert keine Allzwecklösung für jedes Problem. Stattdessen tut sie etwas, das vielleicht noch wichtiger ist. Sie zeigt Verständnis und Mitgefühl, ist empathisch und bietet dem Publikum einen Vortrag auf Augenhöhe an. 

Und trotz aller Krisen gebe es Dinge, die Mut machen. An guten Nachrichten erzählten die Medien gerne vorbei, bemerkt Neubauer. Aber ihr mache es Hoffnung, wenn Menschen zusammenkommen, um sich für etwas einzusetzen. Oder wenn ganz gewöhnliche Menschen in kleinen Momenten über sich hinauswachsen, darauf komme es an. Man brauche keine Superheld:innen mit Batmobil, sagt Neubauer. 2019 hätten stattdessen Kinder mit Pappschildern die Welt ein bisschen verändert. Die Menschen seien nicht so weit voneinander entfernt, wie man manchmal glaube, versichert Neubauer auch, die am Morgen noch mit dem CDU-Politiker Philipp Amthor diskutiert habe. Man müsse aber verzeihen lernen, denn auf das, was die Menschen jetzt machen, darauf komme es an. 

Neubauer hat auch ihren Humor in diesem Kampf nicht verloren. Sie lacht über sich selbst, etwa darüber, dass sie bereits fünf Bücher geschrieben habe, aber immer noch keine Masterarbeit. Offiziell ist sie immer noch an der Universität Göttingen eingeschrieben, wenn auch im 11. Semester. Und neben Statistiken über die Erderwärmung zeigt sie auch eine Grafik von fiktionalen Figuren, die mal mehr, mal weniger klimaneutral sind (Batman ist mit seinem fliegenden Batmobil leider weit hinten, dafür sind Spiderman und Dumbledore überraschend klimafreundlich). Klima sei nicht nur Fakten, Klima sei, wie alles andere im Leben auch, vor allem Geschichten. So wie James Bond, der nur in eine U-Bahn steigen würde, wenn die U-Bahn explodiere, geprägt sei von den fossilen Großmächten, so könne man auch andere Geschichten erzählen, andere Superheld:innen erschaffen.

Zum Schluss betont Neubauer noch einmal, was sie besonders wichtig findet. Man müsse Lust und Spaß an der Sache haben. Das gehe natürlich nicht immer, aber es sollte doch ein wichtiger Teil der Arbeit sein. Genauso sollte man nicht nur gegen etwas sein, sondern auch den Mut haben, sich für etwas zu entscheiden. Eine erfrischende Sichtweise in Zeiten von sich immer stärker radikalisierenden Gruppierungen. 

Diese Einstellung verkörpert Neubauer auch in allem, was sie sagt und tut. Sie hat Spaß an den Themen, die sie so beschäftigen. Und es gelingt ihr, Menschen nicht mit leeren Versprechungen zu überzeugen, sondern durch Mitgefühl und Menschlichkeit, durch Leidenschaft und auch durch Humor. Und natürlich mit Fakten, die für das sprechen, was sie erzählt. Die Begeisterung des Publikums ist an den vielen Fragen, sowie an der langen Schlange an Leuten zu erkennen, die sich nach der Lesung gerne ihr Buch signieren lassen. Besonders junge Menschen fragen Neubauer nach einem gemeinsamen Foto. Vielleicht ist sie auch eine dieser neuen Superheld:innen, von denen sie gesprochen hat. 

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