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Charlotte und Friedrich Thiele | © Manga und Photo von Keanu Demuth
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GSO

Violine und Cello, das Brahmsche Yin und Yang

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»Symphoniekonzert 4: Pathétique«  mit Charlotte und Friedrich Thiele unter der Leitung von Nicholas Milton
von Keanu Demuth, erschienen am 03. März 2025

Verdi, Brahms und Tschaikowsky. Große Gefühle, ein einzigartiger Dialog zwischen zwei Soloinstrumenten und “die Traurigkeit in Musik”. All das gab es zu sehen und vor allem zu hören bei dem »Symphoniekonzert 4: Pathétique« des Göttinger Symphonieorchesters am 28.02. in der Stadthalle. Als Star-Gast und Highlight des Abends war das musikalische Geschwisterpaar Charlotte und Friedrich Thiele mit von der Partie. Charlotte an der Violine und Friedrich am Violoncello hatten die große Ehre, an diesem Abend durch die Vereinigung beider Instrumente die “Riesengeige” zu spielen. Diese Bezeichnung “Riesengeige” kommt vom Komponisten Johannes Brahms (1833-1897) selbst, denn sein Doppelkonzert a-Moll op. 102  lebt besonders von dem Dialog zwischen Violine und Cello, die eine einzigartige Symbiose eingehen!

frieddirch chalotte thiele photo600Drama, Liebe, Rache, Schicksal! Imposant eröffnete das GSO das Konzert mit Giuseppe Verdis (1813-1901) Ouvertüre zu »La forza del Destino«, in welcher er die Handlung und Themen der Oper zusammenfasst. Die Blechbläser starteten mit dem notorischen und imponierenden Schicksalsmotiv ein Dreiton-Motiv mit drängenden Sechzehntelauftakten. Daraufhin setzen auch die Streicher ein mit schwungvollen und zugleich dramatischen Klängen. Die Holzbläser kreierten zudem eine angenehme idyllische Atmosphäre, die sich aber durch die rasanter-werdenden Streicher schlagartig änderte. Obwohl die zentralen Themen der Handlung vorangetrieben wurden, hörte man stets das Schicksalsmotiv in verschiedenen Instrumentengruppen zurückkehren. Ein weiterer aufregender Augenblick war zudem, als alle Instumente zusammen das Schicksalmotiv epochal spielten. Für ein triumphales Finale sorgten schließlich erneut die Blechbläser mit ihren lauten und majestätischen Ausklängen. Dafür gab es viel Beifall vom Publikum.

Chefdirigent Nicholas Milton demonstrierte damit erneut, zu welch einem Spitzenorchester er das GSO geformt hat. Egal welche Aufführung, alle Stimmgruppen geben stets 150 Prozent! Als kleines Dankeschön für das ausverkaufte Konzert schrieben die Musiker:innen Grußkarten, welche auf den Sitzplätzen verteilt wurden. Eine schöne Geste. „Ihre Aufgabe ist es, nach dem Konzert den Musiker zu finden, der Ihre Karte geschrieben hat,” erzählte Milton humorvoll.

Anschließend hieß es Bühne frei für die Shootingstar-Geschwister Charlotte und Friedrich Thiele bei Johannes Brahms’ (1833-1897) Doppelkonzert a-Moll op. 102. Im Gegensatz zu Brahms’ vorher komponierten Klaviertrio op. 101 tritt anstelle des Klaviers nun das gesamte Orchester auf. Mächtig und überwältigend startete das gesamte Orchester mit dem energisch-rhythmisierten Kopfmotiv, bis es folglich durch die tiefen und düsteren Klänge von Friedrich Thieles Cello unterbrochen wurde. Die Holzbläser spielten danach das behagliche Seitenthema und gaben Charlotte Thiele damit das Stichwort. Ihre Violine bildete einen Kontrast zum Cello mit ihren zarten und doch klagenden Ausrufen. Schließlich vereinten sich Cello und Violine und führten einen dramatischen Dialog miteinander. Wie von Brahms erdacht stimmte die Besetzung hervorragend. Friedrich spielte das „männliche”, kraftvolle und oftmals tragische Cello, während Charlotte die „weibliche” gefühlvolle und seufzende Violine spielte. Beinahe schon wie Yin und Yang. Auch das Zusammenspiel zwischen den Soloinstrumenten und dem Orchester fühlte sich richtig organisch und harmonisch an.

Friedrichs Cello führte die Geige immer wieder an dunkle Orte, dennoch widersetzte sich Charlottes Violine diesem düsteren Hauptthema mit ihrem liebreizenden Seitenthema. Darauffolgend entbrannte ein wilder Tanz zwischen beiden Soloinstrumenten. Es fühlte sich beinahe so an, als würden Cello und Violine darum kämpfen, wer bei diesem Tanz führt. Auch im Orchester spiegelten sich das Yin, das weibliche Zarte, und Yang, das männliche Starke und Tragische, wider. Zum einen hohe Flöten- und Oboenklänge, zum anderen tiefe Streicherlagen im Orchester. Folglich kreierten die Thiele-Geschwister ein besonderes Bild auf der Bühne, als sie mit ihren Instrumenten das Orchester anführten und wurden dafür kräftig bejubelt.

Zum Abschluss gab es Peter Tschaikowskys (1840-1893) Sinfonie Nr. 6 h-Moll op. 74 »Pathétique« zu hören, oder in den Worten von Milton, die „Traurigkeit in Musik”. Mit tiefen und langsamen Klängen begannen die Fagotte das Stück und zogen das Publikum in eine traurige und dunkle Sphäre. Auch die flehenden Streicher akzentuierten diese schwermütige Atmosphäre, während die Begleitakkorde immer weiter runter gingen. Die Stimmung änderte sich dennoch als das Orchester anfing, den Walzer im 5/4-Takt zu spielen, der aber nicht zum Tanzen einlud, sondern zum Erinnern an vergangene schöne Zeiten. Das Marschthema, welches sich langsam herantastete und immer mehr die Oberhand gewann, führte schließlich zum »Finale Adagio lamentoso«. Besonders die Streicher spielten hierbei sehr gefühlvoll und leidenschaftlich, brachten die tragische Atmosphäre auf ein neues Level. Mit den im Pianissimo ausklingenden Celli fand das Stück ihr trauriges Ende. Für diese bewegende und rührende Aufführung des GSO gab es erneut tosenden Applaus vom Publikum.

Ein sehr mitreißendes Konzerterlebnis! Während Charlotte und Friedrich Thiele einen dramatischen und virtuosen Dialog führten, zeigte sich das Göttinger Symphonieorchester von seiner besten Seite, denn wie nicht anders zu erwarten überzeugten alle Stimmgruppen auf ganzer Linie. Dieses Konzert bewies erneut, das wir uns für den Erhalt des Orchesters stark machen müssen.

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