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Harmonisches Zusammenspiel: Alexandra Forstner, Fabian Sahm, Marta Lorente, Tobias Reikow und Lisa Wegmann (von links) in der Fredener Zehntscheune. | © Photo: Schäfer
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Fredener Musiktage

Spielwitz und Virtuosität

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Das Ensemble Quinton debütiert bei den 33. Internationalen Fredener Musiktagen
von Michael Schäfer, erschienen am 30. Juli 2024

Das junge Holzbläserquintett Ensemble Quinton hat am Sonntag sein Debüt bei den 33. Internationalen Fredener Musiktagen gegeben. Auf dem abwechslungsreichen Programm standen Werke des 19. und 20. Jahrhunderts von Danzi, Nielsen, Zemlinsky, Hindemith und Ravel.

Bläserquintette haben es nicht leicht. Denn sie können von ihrer Konzerttätigkeit nicht leben, wie Fagottist Tobias Reikow in seiner Moderation berichtete. Drum müssen sie auf jeden Fall auch in Orchestern spielen. Die fünf Mitglieder des Ensembles, alle um die Mitte 20, haben zwar noch keine festen Stellen, sind aber zum Teil bereits Praktikanten in renommierten Klangkörpern wie dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (Flötistin Alexandra Forstner), dem HR-Sinfonieorchester (Fagottist Reikow und Klarinettistin Lisa Weigmann) oder dem Loh-Orchester Sondershausen (Hornistin Marta Lorente). Oboist Fabian Sahm ist Student bei Christian Wetzel an der Kölner Musikhochschule. Zusammengefunden hat sich das Ensemble vor vier Jahren aus gemeinsamer Begeisterung für Kammermusik, als die Musikerinnen und Musiker noch Mitglieder des Bundesjugendorchesters waren und sich noch keine Gedanken über ihren Lebensunterhalt machen mussten.

Doch all diesen Problemen zum Trotz war das Ensemble Quinton beim Deutschen Musikwettbewerb 2023 erfolgreich und wurde in die Konzertförderung des Folgejahres aufgenommen: eine nachdrückliche Empfehlung für Veranstalter, solche Musiker zu engagieren. Dass sie ein solches Engagement verdienen, haben die fünf Bläser in ihrem Konzert auf sehr sympathische Weise bewiesen.

Sie eröffneten den Abend mit der Humoreske von Alexander von Zemlinsky, einem unterhaltsamen, streckenweise anrührend melancholischen Werk des Schönberg-Schwagers. Zwar passt es mit seinem Entstehungsjahr 1939 nicht präzise zum Motto „Zwanzigerjahre“ der Musiktage, doch das anschließende Bläserquintett op. 43 von Carl Nielsen ist tatsächlich ein Produkt der 1920er-Jahre, also völlig themagerecht: ein spannendes Werk, in dem sich die neue Zeit nur hier und da verrät, eine vielleicht etwas spröde Musik, aber immer wieder mit Spielwitz belebt und mit einem (zum Glück folgenlosen) musikalischen Streit zwischen Klarinette und Fagott im Finale.

Die wirkungsvolleren Werke hatte sich das Ensemble für die zweite Hälfte des Abends aufgespart, die mit dem g-Moll-Quintett des Beethoven-Zeitgenossen Franz Danzi begann, dem klassischen Großmeister dieser Gattung. Hier konnten die Musiker in fein ziselierten Dialogen glänzen und mit besonders ausdrucksstarken Leistungen hervortreten – etwa die Flöte im Trio des Menuetts. Warum sie allerdings das im Original Allegretto bezeichnete Finale zum einem wirbelnden Presto beschleunigten, will sich nicht recht erschließen, besonders deshalb nicht, weil sie im Tempo auch nicht immer stabil waren und bisweilen die Oboe fortzupreschen drohte.

Schön frech und rhythmisch pfiffig gestalteten sie Paul Hindemiths Kleine Kammermusik op. 24 Nr. 2, geradezu ein Paradestück der 1920er-Jahre mit dem nirgends seligen, sondern grotesken Walzer mit spitzer Piccoloflöte, der großen Oboenkantilene im zentralen langsamen Satz und den vielen ostinaten Rhythmen, die dem gestenreichen Stück eine nachvollziehbar feste Struktur verleihen. Den Schluss bildete Ravels Suite „Tombeau de Couperin“ im hochvirtuosen Bläserarrangement von Mason Jones: eine bei aller spritzigen Eleganz tiefernste, bewegende Musik, die die fünf Bläser mit kammermusikalischer Transparenz und feinsten Nuancierungen gestalteten.

Hier und da wäre im Ensembleklang noch einiges nachzubessern, etwa in der Präzision gemeinsamer Einsätze, in der Intonation, vielleicht auch im gemeinsamen Nachdenken über angemessene Tempi. Aber auf jeden Fall ist das Team auf einem sehr guten Weg, den es so weiter beschreiten sollte. Der Applaus im nicht ganz voll besetzten Saal nach der Ravel-Suite war lautstark und lang anhaltend. Drum gab es eine Zugabe: „Olé Guapa“ von Arie Malando. Dass dieser Tango nicht in den 1920er-Jahren, sondern erst 1937 komponiert wurde, spielte für die Begeisterung keine Rolle.

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