Freiheit und Unabhängigkeit - das sind Valeries größte Ziele. Die Protagonistin in Jutta Speidels Roman »Amaryllis« steckt voller Tatendrang, Kreativität und Lebensmut. Während ihrer Lesung zum »Göttinger Kultursommer« am 27. Juli im Alten Rathaus nahm Jutta Speidel, bekannt aus zahlreichen Filmen und Fernsehserien wie »Drei sind einer zu viel« und »Um Himmels Willen«, das Publikum mit in die Welt der Clownin Valerie. Es geht um das Verfolgen der eigenen Träume und das Leben, was dazwischen passiert – eine Geschichte, die zu mehr Mut, Unkonventionalität und Freigeist animiert.
In »Amaryllis« begleiten wir die Clownin Valerie Schritt für Schritt auf ihrer Reise durchs Leben. Aus der Ich-Perspektive geschrieben, erzählt Valerie unprätentiös, ehrlich und humorvoll von den Gerüchen im Haus ihrer Kindheit, jugendlichem Leichtsinn und dem aufregenden, manchmal herausfordernden Clownin-Leben, das sie so sehr liebt. Dabei begleiten wir Valerie durch verschiedene Lebensphasen. Jedes Kapitel beginnt mit der wiederkehrenden Überschrift »Das bin ich, Valerie«, ergänzt um ihr jeweiliges Alter, wie »Das bin ich, Valerie, 4 Jahre« oder eben »Das bin ich, Valerie, 40 Jahre«.
Valerie wird im Jahr 1954 geboren (genau wie Jutta Speidel selbst) und wächst mit ihren Eltern und ihrer Oma am Bodensee auf. Wir erfahren, wie sie ihre Umgebung durch die Augen eines Kindes wahrnimmt, wie alles von einem kindlichen Zauber umhüllt ist und hinter jeder Ecke kleine Heimlichkeiten und Abenteuer warten. Wir sind auch dabei, wenn Valerie in den Sommerurlaub fährt und sich verliebt, in Lorenzo und in den Zirkus. Gemeinsam besuchen Lorenzo und Valerie die Zirkusschule »Dimitri« in der Schweiz und starten ein Leben als Clowns. Ein Leben, das sie auch immer wieder vor Herausforderungen stellt: Wie kann man Kreativität und Leichtigkeit trotz Performancedruck bewahren? Was tun, wenn der Alltag die ursprüngliche Leidenschaft fürs Zirkusleben auf die Wartebank versetzt? Welche Schwierigkeiten birgt das Clownin-Dasein in einer männerdominierten Branche? Es geht darum, seinen Platz im Leben zu finden und immer wieder neu zu definieren – als Clownin, als Partnerin und als Valerie.
Valerie ist dabei tough, willensstark und unbefangen herzlich. Sie strebt nach Freiheit und Emanzipation. Über ihr gesamtes Leben hinweg bewahrt sie sich ihre kindliche Naivität, die sie, gepaart mit einer ordentlichen Portion Pragmatismus, ihren Träumen immer ein Stück näherbringt. Valeries Geschichte erzählt vom Erwachsenwerden und doch Kindbleiben.
In ihrer Lesung lässt Jutta Speidel den Roman für sich sprechen. Abgesehen von einer kurzen Begrüßung und Verabschiedung sowie einigen wenigen Zwischenkommentaren liest sie über den gesamten Abend hinweg und leiht Valerie ihre Stimme. Dabei gibt es auch immer wieder einige Lacher im Publikum, besonders wenn Jutta Speidel Lorenzos charmantes Schwizerdütsch nachahmt.
In der Pause haben die Besucher:innen die Möglichkeit, abseits der Bühne mit ihr ins Gespräch zu kommen und Bücher signieren zu lassen. Gerührt von den vielen liebevollen Worten, die sie dabei erhält, bedankt sich Jutta Speidel am Ende des Abends bei allen Anwesenden.
Jutta Speidel schaffte es, mit ihrer Lesung zum Nachdenken anzuregen und das Publikum gleichzeitig zum Lachen zu bringen. Ein inspirierender Abend, der Lust macht, die ganze Geschichte von Valeries Leben zu hören.