Im Rahmen der Internationalen Händel-Festspiele Göttingen 2025 präsentierte sich das junge Yara Ensemble, Preisträger des Sonderpreises „Musik und Raum“ der diesjährigen göttingen händel competition, mit einem eigenwilligen und ambitionierten Konzert in der St. Markus-Kirche Scheden. Das Konzert am 21. Mai war Teil des Preisgewinns – neben einem Preisgeld von 2.000 Euro durfte das Ensemble dieses und noch ein weiteres Konzert gestalten. In Scheden setzte das 2021 gegründete Quartett ein Raumkonzept um, das die Jury offenbar überzeugte – das Publikum hingegen zeigte sich in Teilen zwiegespaltener.
Musikalisch reif und stilistisch sicher
Das Yara Ensemble, bestehend aus Florian Moser und Martin Schneider (Barockviolinen), Benedikt Wagner (Barockcello) und Tim Krüger (Cembalo), überzeugte musikalisch durchgehend mit hoher stilistischer Kompetenz und klanglicher Homogenität. Das sorgfältig aufgebaute Programm war eine Verneigung vor Arcangelo Corelli, dem Meister der Triosonate, und spannte einen Bogen zu dessen musikalischen Nachfolgern – darunter Händel, Telemann und Biber – sowie einem eigenen zeitgenössischen Beitrag.
Der Auftakt mit Corellis Triosonate op. 4 Nr. 12 h-Moll war klassisch gesetzt: elegant, gesanglich, mit feiner Artikulation und ausgewogenem Ensembleklang. Händels Sonate Nr. 1 A-Dur (HWV 396) sorgte mit tänzerischer Leichtigkeit und melodischem Reichtum für Auflockerung, während seine Sonate Nr. 5 g-Moll (HWV 390) am Ende des Konzerts mit Tiefe und Nachdenklichkeit einen stimmigen Schlusspunkt setzte.
Virtuos und klanglich opulent gestalteten die Musiker Bibers Partita VI D-Dur, die mit ihren österreichischen Färbungen und möglichen Skordatur-Elementen deutlich theatralischer wirkte. Georg Philipp Telemanns Sonate Nr. 3 h-Moll aus den sogenannten „Corellisierenden Sonaten“ brachte rhythmische Energie und eine gewisse Verspieltheit ins Programm, die das Publikum sichtlich ansprach.
Ein reizvoller Akzent lag auf dem zeitgenössischen Werk von Cembalist Tim Krüger, der sich in seiner eigenen Triosonate h-Moll an barocken Formen orientierte. Das Werk blieb jedoch stilistisch eng an der historischen Klangsprache und wagte nur selten den Brückenschlag zu modernen Ausdrucksformen. Hier hätte man sich einen mutigeren Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart gewünscht.
Raumkonzept mit Licht und Schatten
Dem musikalischen Niveau stand das Raumkonzept „Laurus nobilis – im edlen Glanz“ nicht ganz auf Augenhöhe gegenüber. Im Programmheft kündigte das Ensemble eine Verbindung von Kirchenarchitektur, Musik, Lichtgestaltung und audioreaktiven Projektionen an – ein interdisziplinärer Anspruch, der auf dem Papier viel versprach. In der Umsetzung blieben jedoch einige Fragen offen.
Zwar waren die Notenpulte stilvoll mit Lorbeerblättern geschmückt – ein charmantes Detail –, doch die angekündigte Interaktion zwischen Musik und Projektion war kaum wahrnehmbar. Die Lichtbilder – teils Blätter, teils Skulpturen oder geometrische Strukturen – wirkten zwar ästhetisch, standen aber in keinem erkennbaren Bezug zur Musik oder zum architektonischen Raum. Die Projektionen auf eine Leinwand sowie in den Chorraum hätten ebenso gut in jedem anderen Konzertsaal funktionieren können.
Dass gerade dieses visuelle Konzept die Jury im Wettbewerb überzeugte, erstaunte manche der Besucher:innen, die sich eher auf die akustisch und dramaturgisch stark präsentierte Musik konzentrierten.
Das Yara Ensemble bewies mit seinem Konzert in Scheden, warum es zu den spannenden jungen Ensembles der historischen Aufführungspraxis zählt: musikalisch souverän, bestens aufeinander eingespielt und mit einem ausgeprägten Gespür für barocke Klangrede. Das Raumkonzept blieb dagegen hinter den Erwartungen zurück und wirkte eher dekorativ als integrierend.
Dennoch: Die Verbindung von starker musikalischer Interpretation und dem Mut, auch neue mediale Wege zu beschreiten, verdient Anerkennung – und lässt auf zukünftige, noch konsequenter umgesetzte Projekte des Ensembles hoffen.