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Oboist Daniel Lanthier und der Lautenist Marco Baronchelli | © Manga und Photo von Keanu Demuth
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Händel-Festspiele

Echtes Kopfkino zu einem Glas Wein

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»Lesung, Wein & Musik« in Bremers Weinkellerei am Wall
von Keanu Demuth, erschienen am 22. Mai 2025

 

Schon seit einigen Jahren erfreut sich das Format »Lesung, Wein & Musik« großer Beliebtheit im Rahmen der Händel-Festspiele. Wie jedes Jahr öffnet Bremers Weinkellerei am Wall seine Türen, um eine berauschende Kombination aus barocker Musik, Sagenerzählungen und erfrischendem Wein zu bieten. Dieses Mal verzauberten am 20. Mai Oboist Daniel Lanthier und der Lautenist Marco Baronchelli das Publikum mit feinfühligen Tönen, während DT-Schauspielerin Andrea Strube die Zuhöher:innen in die Welt der Sagen und Mythen eintauchen ließ.

Besinnliche und zugleich mysteriöse Klänge ertönten aus Lanthiers Oboe, während Baronchelli behutsam die Saiten seiner Laute zupfte bei Georg Friedrich Händels (1685-1759) Sonate c-Moll (HWV 366). Ein gelungener Einstieg, denn das Publikum kommt stets zur Weinkellerei am Wall, um sich bei einem Glas Wein von der Musik berieseln zu lassen, zu entspannen und zu sinnieren. Natürlich sind die Spielfähigkeiten von dem kanadisch-niederländischen Oboisten Daniel Lanthier und dem in Mailand/ Bergamo lebenden Lautenisten Marco Baronchelli äußerst virtuos und erstklassig, wie sie im weiteren Verlauf des Abends demonstrierten. Das Duo bewies somit aber schon zu Beginn ein Händchen für einfühlsame und subtile Barockmusik. 

Lesung wein musik photo650Nachdem Andrea Strube mit ihrer bezaubernden und gleichzeitig dramatischen Stimme eine sagenhafte Interpretation von der Entstehung der Welt vorlas, führten die Musiker die idyllische Atmosphäre weiter fort. Im zweiten Abschnitt von Sonate c-Moll (HWV 366) glänzte besonders Baronchelli als er langsam und gefühlvoll eine Melodie spielte, die an ein Wiegenlied erinnerte.

Weitere Akzente setzen die zwei Musiker, als sie bei Sonata H-Dur (IWB 13-1) von William Babell (1690-1723) eine richtig feierliche Stimmung erzeugten mit ihrem raschen und frohlockenden Allegro-Spiel. Und bei Händels Sonate F-Dur (HWV 363a) präsentierten die beiden ein großes Spektrum an Gefühlen, ein passendes Finale vor der Pause.  Nach einem festlichen und schnellen Abschnitt änderte sich die Atmosphäre und beide spielten langsam und bewegend melancholische Melodien bis erneut ein lauter und tänzerischer Teil das Stück beendete.

Nach der Pause betraten Lanthier und Baronchelli den Saal und spielten dabei leichtfüßige und schwungvolle Melodien aus Händels Feuerwerksmusik. Lanthier schritt oboenspielend voran wie ein echter Rattenfänger, während Baronchelli wie ein wahrer Barde aussah mit seiner Laute. Dies machte viel Eindruck beim Publikum und heiterte die Stimmung im Weinkeller nochmal enorm auf.

Besonders im zweiten Teil des Abends komplimentierte der Text von Andrea Strube richtig die Musik. Gleichzeitig bebilderte die Musik die Sagengeschichten. Strube erzählte die Geschichte vom Hirtengott Pan, der versucht der Nymphe Syrinx zu antworten, indem er sich eine Flöte baut, die “Panflöte”. Anschließend erklang die Oboen-Stimme, und Daniel Lanthier verkörperte Pan, als er leidenschaftlich bei einem Solo-Abschnitt mit der Zunge schnalzte, überblies oder pustete und seine Fingerfertigkeit zeigte. Besonders bei diesem Stück von Benjamin Britten (1913-1976), »Sechs Metamorphosen nach Ovid op. 49«, überzeugte Lanthier mit seinem virtuosen Spiel mit Steigerungen und kantablen Melodien.

Auch das nächste mythologische Epos um Narziss und Echo vertonten die Musiker auf verspielte Weise. Strube erzählte, wie die Bergnymphe Echo ständig die Worte des selbstverliebten Narziss wiederholte. Hier spielte Lanthier ein Motiv vor, welches danach von Baronchellis Laute imitiert wurde. Ein abwechselnder Dialog beider Instrumente entstand, bis beide Stimmen immer schneller wurden und sich schließlich vereinten. Und für den krönenden Abschluss las Andrea Strube die vielleicht bekannteste und bewegendste Sagenerzählung vor: Die tragische Liebesgeschichte von Orpheus und Eurydike. Bei Händels Arie » Lascia ch’io pianga« zupfte Baronchelli wie Harfenspieler Orpheus gefühlvoll und emotional die Saiten und erwärmte selbst das kälteste Herz mit seinem berührenden Soloabschnitt.

Schon in den vorherigen Malen konnten die Musiker und Vorleser bei »Lesung, Wein & Musik« eine einzigartige Kombination schaffen. Dieses Jahr schafften es Daniel Lanthier und Marco Baronchelli zusammen mit Andrea Strube eine wahre Verschmelzung zwischen Musik und Text zu erzeugen. Musik und Erzählung gingen nahtlos ineinander über, sodass zu einem Glas Wein echtes Kopfkino ausgelöst wurde.

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