Leidenschaft pur im Clavier-Salon! Am 20. Juni hauchten die Nachwuchskünstler Saskia Niehl und Jamie Bergin den Werken von Claude Debussy, Sergei Prokofiev und Franz Schubert neues Leben ein. Während Niehl wendig und gefühlvoll den Bogen über die Saiten ihrer Violine führte, komplimentierte Bergin das Klangerlebnis mit seinen flinken Fingern auf dem Klavier. Beide Künstler ergänzten sich hervorragend und stimmten sich richtig gut ab, sodass ein stimmiges Klangbild entstanden ist.
Los ging es mit Sonate g-Moll für Violine und Klavier (1917) von Claude Debussy. Die Musik des französischen Musikers gilt als Bindeglied zwischen Romantik und Moderne, und bildet somit einen ordentlichen Kontrast zum darauffolgenden klassischen Werk von Franz Schubert. Damit boten Niehl und Bergin ein abwechslungsreiches Programm im Clavier-Salon.
Langsame gefühlvolle Klänge ertönten aus Saskia Niehls Violine und sorgten bereits am Anfang für viel Gänsehaut: Eine Violin-Kantilene im Dreiertakt erklingt über Bergins ruhige Klavierkkorde. Beide Stimmen werden folglich lauter, dramatischer und bilden abwechselnd einen leidenschaftlichen Dialog miteinander.
Anschließend präsentieren Niehl und Bergin einen lebhaften und fantastischen Tanz, der als Intermède, also als Intermezzo dient. Nach kurzer einleitender Kadenz in der Violine, lösen sich Bergin und Niehl einander mit lässigen musikalischen Gesten ab, und erzeugen damit das Bild eines angenehmen Spaziergangs in Paris. Bergin drückt hier ordentlich in die Tasten, bleibt dem freudigen Klangcharakter aber stets angemessen treu. Daneben bringt das ruhigere Seitenthema noch ein sentimentales Flair mit ein. Erneut hüpfen die Finger des Pianisten flink über die Tasten, die Töne erinnern dabei an das Geräusch von plätschernden Regentropfen, eine sehr interessante Klangfarbe.
Im zweiten Stück, Sergei Prokofievs Sonate Nr. 2 D-Dur für Violine und Klavier op. 94b, überzeugte besonders Saskia Niehl im Scherzo-Teil. Ursprünglich wurde die Sonate für Flöte und Klavier komponiert, aber auf Drängen des Geigers David Oistrach zu einer Violinsonate umgeschrieben. Hier spielte Niehl eine schwungvolle Tanzmelodie und brachte die singenden hohen Lage der Geige zum Ausdruck. Das „fantastische Scherzo“ jagte in rasenden Sechzehnteln dahin. Dramatisch strich sie die Saiten auf ihrer Geige, während ihre Haare anmutig hin und her wehten.
Zum Schluss folgte Fantasie C-Dur für Violine und Klavier D 934 von Franz Schubert. Ein Stück, welches von Pianisten gefürchtet wird wegen der leise zu spielenden Tremoli. Jamie Bergin meisterte diese Herausforderung aber mit Bravour. Rasch, aber sehr dezent spielten seine Finger die Tremoli, die Anspannung sah man ihm überhaupt nicht an. Bergins schnelleres Klaviermotiv wurde daraufhin von Saskia Niehl auf der Violine imitiert, aber nicht gestrichen, sondern jetzt gezupft. Während er das Klavier immer schneller spielte zupfte auch Niehl sehr geschwind die Saiten.
Richtig wild und mit viel Hingabe strich sie daraufhin die Saiten und demonstrierte ihre beeindruckenden Bogenkunststücke. In einem kleinen Solo-Abschnitt brachte sie die Leidenschaft des Musikabends auf ein neues Level! Für das grande Finale spielten beide Musiker sehr rasant dieselbe Melodie gleichzeitig perfekt abgestimmt und imponierten das Publikum mit ihrer feurigen Leidenschaft.
Saskia Niehl und Jamie Bergin gaben ein Spitzen-Duo ab! Mit ihrem schönen musikalischen Dialog sorgte sie für viel frischen Wind. Ein kleines, aber sehr feines Fest für die Ohren, welches nochmals zeigte, dass man sich die Konzerte Junger Künstler im Clavier-Salon nicht entgehen lassen sollte!