Mit einer bemerkenswerten Aufführung frühbarocker Werke hat sich der Kammerchor der Universität Göttingen unter der Leitung von Antonius Adamske eindrucksvoll in der Konzertlandschaft der Stadt etabliert. In der gut gefüllten Nikolaikirche präsentierte das Ensemble am Sonntag, dem 27. April 2025, ein vielseitiges Programm, das deutsche und italienische Klangwelten in spannungsvolle Beziehung setzte.
Zu Beginn erklang Giovanni Legrenzis lebhafte Sonata in D »La cornara«, interpretiert von Mitgliedern des Göttinger Barockorchesters: Hans-Henning Vater und Christiane Gagelmann an den Violinen, Laura Frey am Violone und Christof Pannes an der Truhenorgel. Die vier Musiker gaben dem Eingangsstück mit feiner Artikulation und tänzerischer Eleganz eine klare Struktur und bereiteten damit den Boden für die anschließende vokale Entfaltung.
Zentrales Gewicht des Abends lag auf Heinrich Schütz’ »Geistlicher Chormusik«, die der Kammerchor mit beeindruckender Textdeutlichkeit und großer stilistischer Sicherheit darbot. Werke wie »Das Wort ward Fleisch«, »Die Himmel erzählen die Ehre Gottes« oder das innige »Herzlich lieb hab ich dich, o Herr« wurden in fein ausbalancierter Dynamik und mit durchweg sauberer Intonation gestaltet. Adamske gelang es, den komplexen kontrapunktischen Strukturen ein Höchstmaß an Transparenz zu verleihen.
Ein besonderes Augenmerk des Konzerts lag – einer selbst auferlegten Maxime folgend – auf der Aufführung von Werken einer Komponistin: Isabella Leonarda. Ihre Psalmvertonungen »Dixit Dominus a 4« und das abschließende »Magnificat« beeindruckten mit expressiver Harmonik und energetischer Rhythmik. Der Kammerchor bewies hier besondere gestalterische Tiefe und erweckte Leonardas faszinierende Tonsprache zum Leben. Dass es Antonius Adamske ein Anliegen ist, vergessene Komponistinnen wie Leonarda wieder in den Fokus zu rücken, merkte man der intensiven und überzeugenden Darbietung an.
Ein weiteres instrumentales Glanzlicht setzte Giovanni Battista Draghis Sonata in g, die zwischen den beiden Blöcken der Geistlichen Chormusik für willkommene klangliche Auflockerung sorgte und die Virtuosität der Instrumentalisten erneut unter Beweis stellte.
Der Abend endete mit weiteren Motetten von Schütz, darunter das tröstende »Selig sind die Toten« – ein ergreifender Abschluss, den Chor und Instrumentalisten in tiefer Ausdruckskraft gestalteten. Das Publikum, das die Kirche bis auf wenige Plätze füllte, zeigte sich begeistert: Zahlreiche Bravo-Rufe und anhaltender Applaus entließen die Musikerinnen und Musiker erst nach mehreren Verbeugungen.
Mit diesem Konzert hat die Universitätsmusik Göttingen einmal mehr ihre großartige Entwicklung bewiesen. Der neu formierte Kammerchor hat sich unter Adamskes engagierter Leitung zu einer künstlerischen Stimme entwickelt, die nicht nur durch technische Qualität, sondern auch durch kluge Programmauswahl und Leidenschaft überzeugt. Ein Abend, der Lust auf mehr macht.