Viele kleine und große Kinder sind am Samstag, dem 17. August 2024 um 17 Uhr im großen Stuhlkreis in der St. Johanniskirche versammelt – und die großen Glocken der St. Johanniskirche läuten zur Konferenz der Tiere. Alle warten gespannt auf den Beginn. Die Glocken verklingen, und Alexander Cern (Sprecher) stellt sich und Bernd Eberhardt (Orgel) vor. Gemeinsam werden sie mit allen Anwesenden heute die Konferenz der Tiere abhalten – nach dem Buch von Erich Kästner, bearbeitet von Eva Martin-Schneider (Text) und Christiane Michel-Ostertun (Musik).
Die Konferenz der Tiere wäre natürlich nichts ohne Tiere. Das Hundegebell von allen kleinen und großen Kindern klappt schon hervorragend, auch ein Elefantengetöse mit langem Rüssel erfüllt die Kirche, und nachdem Alexander einmal erklärt hat, wie der Löwe aus tiefster Brust brüllt, erlebt die Johanniskirche ein noch nie da gewesenes, riesiges Löwengebrüll, das die dicken Kirchenmauern erschüttert. Und ein Affengeschrei mit tänzelnden Armen und Beinen darf natürlich auch nicht fehlen.
Nun, da die Tiere auch dabei sind, geht die Konferenz mit Bernd an der Orgel los. Offensichtlich findet die Konferenz auf der Orgelempore statt, also steigen alle kleinen und großen Kinder hinauf zu Bernd auf die Empore, damit auch jede/r alles sehen und hören kann.
Alois, der Löwe, der sich immer schwarz ärgern würde, wenn er nicht so blond wäre, Oskar, der brummende Elefant und Leopold, die Giraffe mit ihren breit gegrätschten Beinen, sind frustriert über die Kriege, Ausbeutung und Unterdrückung der Menschen – vor allem der Kinder wegen. Mit großem Wiedererkennungswert erzählen Alexander und Bernd die Geschichte. Die Tiere haben je ihr eigenes musikalisches Motiv. Den erhabenen Löwen Alois erkennt man an einem majestätisch-schreitenden Motiv, den brummenden Elefanten Oskar an ruhigen, tiefen Pedaltönen und die staksige Giraffe Leopold mit Oktaven im Pedal und einer sprunghaften Melodie – natürlich von Bernd auch entsprechend registriert, und Alexander gibt jedem Tier eine eigene Stimme.
Als nun Oskar nach einem kurzen Zoom-Telefonat mit seinen Freunden auf allen Kontinenten eine Konferenz im Hochhaus der Tiere in vier Wochen einberuft, verbreitet sich die Kunde von der Johanniskirche aus in die ganze Welt. Alle kleinen und großen Kinder rufen laut: „Heute in vier Wochen Konferenz im Hochhaus der Tiere!“ Dabei jaulen die Hunde, quaken die Frösche, rascheln die Wiesel, springen die Hirsche und donnern die Zebras über die Orgelempore, dass sie nur so wackelt.
Delegierte aus allen Gattungen und Kontinenten, und natürlich auch aus Göttingen, machen sich auf den Weg zum Hochhaus der Tiere. Spannend und gestikreich erzählt Alexander die Geschichte kindgerecht, untermalt mit Orgelmusik von Bernd. Genau aufeinander abgestimmt harmonieren die beiden, und machen auch alle kleinen und großen Kinder mit, sodass es auf der Orgelempore von St. Johannis ebenso lebhaft zugeht wie im Hochhaus der Tiere.
Nach ein paar Plagen biblischen Ausmaßes geben die Menschen den Forderungen der Tiere nach einem Ende aller Kriege und Nöte der Kinder wegen endlich nach. Und auch auf der Orgelempore in St. Johannis erschallt freudig das Ergebnis des Friedensvertrages: „Keine Kriege, keine Grenzen, alle Menschen sind gleich!“
Nach dem großen Orgelfinale gibt es begeisternden Applaus, und die recht familiäre Atmosphäre lädt zum Verweilen ein. Hier und da wird über Komposition und Ausführung gefachsimpelt und sich ausgetauscht – und Bernd gibt umringt von einer großen Schar kleiner und großer Kinder noch eine Einführung in die Königin der Instrumente.
Erich Kästner verpackte gekonnt eine leider andauernde politische Botschaft in einer bildungsrelevanten Geschichte für Kinder. Eva Martin-Schneider und Christiane Michel-Ostertun kombinierten diese an Aktualität und Brisanz nicht nachlassende Geschichte Kästners mit der Königin der Instrumente und bringen so Politik, Literatur und Musik den Kindern näher. Und Alexander Cern und Bernd Eberhardt performten dieses literarische Orgelkonzert für kleine und große Göttinger Kinder und präsentierten kindgerecht und humorvoll nicht nur aktuelle Themen, sondern besonders auch den Facettenreichtum und Gestaltungsspielraum der großen Kirchenorgel in St. Johannis.