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© Manga und Photo: Keanu Demuth
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Kunstverein

„Ich möchte den Mittelpunkt der Bewegung einfangen“

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Ausstellung Thomias Radin: »Rhizome: Time of Revelation« im Alten Rathaus
von Keanu Demuth, erschienen am 23. August 2024

Schwebende, dynamische Tanzfiguren und Gemälde die Fragen zur eigenen Identität aufwerfen. Ab dem 17. August können Liebhaber von aufregender Kunst die Werke von Thomias Radin im Alten Rathaus bestaunen. In Thomias Radins Ausstellung »Rhizome: Time of Revelation« verschmelzen Malerei, Tanzperformances, Geschichte, und Migration miteinander zu einem einzigartigen Gesamtwerk.

Thomias Radin Foto650Radins Kunstwerke wirken beinahe wie ein Spiegelbild seines eigenen Lebens, seines eigenen Wesens. Die Farben, Elemente, Erinnerungen und Religion aus seiner Heimat Guadeloupe sind in seinen Arbeiten deutlich zu sehen. Diese werden immer wieder gepaart mit der urbanen Kultur Frankreichs, dem Lebensstil der Afrikanisch-Karibischen Diaspora und barocker Malerei. Entscheidende Rolle spielen besonders auch beeindruckende Tänze und Performances. Radin selbst ist nämlich ein begnadeter Tänzer. Er hat verschiedene Stile wie Contemporary oder Hip-Hop in seiner Zeit in Frankreich und der Karibik aufgesaugt und erlernt. Diese einzigartigen hybriden Tanzformen sind nicht nur in seinem Film »RIVÂL« zu bestaunen, sondern auch in seinen Gemälden selbst. Der Independent Film feierte am 17. August bei der Vernissage im alten Rathaus Premiere.

Der französisch-guadeloupischer Künstler legt seinen Schwerpunkt auf Komplexität und Vielfalt. Seiner Meinung nach können sich verschiedene Formen und Medien gegenseitig ergänzen. In seinen Werken vereint sich schließlich ein multimedialer Kosmos, in welchem das Phantastische und Transzendente seinen Einlass findet. Figuren wie fallende Engel finden sich in seinem Film »RIVÂL« wieder, und gleichzeitig auch in seinen gemalten Werken.

Sobald man die Ausstellung betritt, stechen einem sofort seine dynamischen „Tanz“-Gemälde wie „Étude du sol I“ ins Auge. In diesen sieht man schemenhaft bewegte Tanzabläufe, welche durch Speedlines und Bewegungstreifen akzentuiert werden. Durch diese Aktionslinien wirken die Gemälde, die Radin mit Ölfarben gemalt hat, sehr lebhaft und dynamisch. „Ich möchte den Mittelpunkt der Bewegung einfangen, also den Übergang von einer Bewegung in eine andere. Ich mache ein Screenshot von meinen Tanzaufnahmen und will einen unvollendeten Bewegungsablauf abbilden,“ erklärt Thomias Radin. „Beim Malen gebe ich mir ein 9 Minuten Limit und dann höre ich auf. Ich will nicht, dass ich zu viel über meine Malerei nachdenke, da der dargestellte Tanzablauf sonst an Natürlichkeit verlieren würde.“
Aber nicht nur träumerische, federfreie Tanz-Bilder sind zu bestaunen, sondern auch Gemälde wie „The Red Emperor“, welche Radins Vergangenheit in Guadeloupe widerspiegeln. In „The Red Emperor“ sehen wir den Oberkörper eines Missionars mit Kutte und Kreuz, allerdings fehlt sein Kopf. Somit wirkt das Gemälde ziemlich gespenstisch. „Ich bin Christ und bin als Kind mit meiner Mutter in Guadeloupe zur Kirche gegangen. Ich bekenne mich zum Christentum. Ich will aber nochmal vor Augen führen, dass wir aus Geschichte lernen müssen, vor allem in Bezug auf Kolonialismus. Selbst in unserer Zeit wiederholen Viele dieselben Fehler aus der Vergangenheit und es wird für uns oft schwer vor diesen Fehlern zu warnen. Kurz: Aus unserer Geschichte zu Lernen ist ein Muss,“ verdeutlicht Radin.

In der 20-minütigen Kartago Film-Produktion »RIVÂL« verschmelzen schließlich die Themen Tanz, Geschichte und Migration miteinander. In dem Kurzfilm, der in einem weiteren Ausstellungsraum gezeigt wird, verkörpern Radin und Andrège Bidiamambu zwei fallende Engel durch Tänze. Die Szenen wurden in Griechenland gedreht und zeigen in mehreren wichtigen Stationen, wie das Bürgeramt in Athen, die unterschiedlichen Schritte von Migration. Der Film besticht besonders durch seine anmutigen Tänze, beeindruckenden Kameraperspektiven und insbesondere auch durch seinen fantasievollen Unterton. Mal sehen wir Statuen mythologischer Figuren, mal einen Strudel, der die Tänzer in seinen Sog zieht. Die surrealen Symbole und „Dance-Battles“ stehen für die Hürden und Konflikte, die beim Migrationsprozess entstehen. Berauschende Bilder, in welchem sich die Tänzer auf zwei Meeresfelsen gegenüberstehen und gegeneinander tanzen, bilden schließlich einen gelungenen Abschluss.

Wer tiefgründige, dynamische und vor allem persönliche Kunst bestaunen möchte, sollte sich Thomias Radin Ausstellung im alten Rathaus nicht entgehen lassen. Die Ausstellung läuft bis zum 06. Oktober.

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