Yvette Rother als "Mrs. Cowper-Cowper“, Malina Malinowski als "Lady Plymdale“, Alexandra Lange als "Lady Windermere" | © Photo: Dirk Opitz
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Theater im OP

Ein Fächer, ein Skandal und die feine Gesellschaft

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Premiere von »Lady Windermeres Fächer« in der Inszenierung von Klaus-Ingo Pißowitzki
von Jasmin D'Amico, erschienen am 31. August 2025
Oscar Wildes Komödie „Lady Windermeres Fächer“ entlarvt im ThOP mit feinsinnigem Humor und spitzer Gesellschaftskritik die Doppelmoral des viktorianischen Londons. Zwischen Gerüchten, geheimnisvollen Damen und einem verräterischen Accessoire geraten Moral und Ansehen schnell ins Wanken.

Zwischen Moral und Skandal

Das Theater im Op (ThOP) lädt zu diesem Anlass in den Salon der Windermeres in London ein und zeichnet nach der deutschen Fassung von Christine Hoeppner und unter der Regie von Klaus-Ingo Pißowotzki ein Sittengemälde der „guten Gesellschaft“. Lady Windermere ist eine ehrvolle Frau mit klaren Moralvorstellungen, die an ein starres Schwarz-Weiß-Bild glaubt: entweder ist jemand tugendhaft oder verdorben. Umso größer ist der Schock, als sie Hinweise darauf erhält, dass ihr Ehemann möglicherweise eine Affäre hat. Ein Umstand, der bereits zum Stadtgespräch geworden ist. Als Lord Windermere, der alle Anschuldigungen bestreitet, darauf besteht, diese zweifelhafte Lady Erlynne zu ihrem Geburtstagsball einzuladen, gerät ihre Welt endgültig aus den Fugen.  Für das Publikum bleibt die Frage: wer ist diese rätselhafte Frau und was hat all das mit einem Fächer tun?

Das Herz der Komödie

Die verschiedenen Charaktere (15 an der Zahl) bilden dabei das Herzstück der Komödie und werden durch die überzeugende Umsetzung der rhetorisch anspruchsvollen Sprache der Darsteller:innen zum Leben erweckt. Feine Gestik und bewusster Einsatz von Mimik und Tonfall geben die gewisse Authentizität. Gleichzeitig zeigen die Figuren humorvolle Eigenheiten, die den Witz und den Zynismus des Stückes verstärken: So ist die Herzogin von Berwick etwa ständig damit beschäftigt, sich den Erfrischungen des Abends hinzugeben, den Klatsch und Tratsch unter den Frauen zu befeuern und dabei voller Überzeugung zu beraten, wie man einen Mann „händeln“ sollte. Die Fraktion der Männer diskutiert dagegen über Politik und gesellschaftliche Fragen und zeichnet dabei furchtbar charmant den stereotypischen Gentleman der damaligen Oberschicht. Treffen die Gruppen aufeinander, wissen sie nur wenig miteinander anzufangen, was die Absurdität der gesellschaftlichen Konventionen auf einem Silbertablett serviert.

Zwischen Stimmung und Stoff

Das Bühnenbild trägt maßgeblich zur Wirkung der Inszenierung bei. Der Salon der Windermeres wirkt elegant und stilvoll, kann jedoch durch kleine Details wie einer „klassisch männlichen“ Globus-Bar mühelos in das Anwesen des Junggesellen Lord Darlington verwandelt werden. Auch die Kostüme sind ein echtes Highlight. Orientiert an der Garderobe der 1920er-Jahre wechseln sie je nach Situation, Tanzball oder Teestunde, und geben dem ohnehin schon begeisternden Schauspiel den letzten Schliff. 

Nicht verpassen!

Der Abend im Salon der Windermeres ist dabei ein Fest für jeden, der feinsinnigen Humor und subtile Gesellschaftskritik zu schätzen weiß. Das Ensemble überzeugt durch Spielfreude und spürbarer Bühnenpräsenz, in der sie jeder Figur Persönlichkeit verleihen. So wird die Doppelmoral der „guten Gesellschaft“ ebenso sichtbar wie die Spannungen des vergangenen Londons - einer Welt in der Tugend und Skandal oft nur einen Atemzug voneinander entfernt waren. Wer diese Mischung aus Humor und verstecktem Spott nicht verpassen will, sollte der Einladung zum Geburtstagsball der Windermeres unbedingt folgen. Hingehen lohnt sich.

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