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Efrat Alony im Alten Rathaus | © Photo: Alciro Theodoro da Silva
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Händel-Festspiele

Efrat Alony begeistert mit jazzigen Händel-Interpretationen

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Jazzkonzert im Alten Rathaus
von Ilka Grimm, erschienen am 21. Mai 2024

Am Abend des 17. Mai 2024 boten die renommierte Jazzsängerin Efrat Alony und ihr Trio ein faszinierendes Konzert im Rahmen der Göttinger Händel-Festspiele im Alten Rathaus. Ab 21 Uhr präsentierten sie eine einzigartige und innovative Mischung aus barocken Kompositionen von Georg Friedrich Händel und modernen Jazz-Elementen unter dem Motto „Händel Jazzt“. Ihr Ansatz, bekannte Werke von Händel wie »Theodora« und »Semere« in neue, jazzige Arrangements zu verwandeln, führte zu einem musikalischen Erlebnis, das sowohl überraschend als auch tief bewegend war.

Alonys Projekt, barocke Musik mit modernen Jazz-Elementen zu kombinieren, zeigt ihre innovativen Fähigkeiten und ihren Wunsch, musikalische Grenzen zu überschreiten. Sie nimmt Werke des Barockkomponisten Georg Friedrich Händel und transformiert sie, indem sie Elemente des Jazz und zeitgenössischer Musik einfügt. Diese Neuinterpretationen sind oft so radikal, dass die Originalwerke kaum wiederzuerkennen sind, wodurch sie eine völlig neue klangliche und emotionale Dimension erhalten.

Das Konzert beginnt „nur“ mit einer Stimme. Und das „nur“ gehört hier allemal in Anführungszeichen, denn Alonys Stimme schaffte es innerhalb von Sekunden den ganzen ausverkauften Saal in ihren Bann zu ziehen. Sie ist bekannt für ihre beeindruckende stimmliche Bandbreite und ihre Fähigkeit, verschiedene musikalische Stile miteinander zu verschmelzen. Und dieses Talent brillierte auch an diesem Abend. Ihre kraftvolle Stimme, die sowohl zarte als auch kräftige Töne meisterhaft beherrschte, füllte den Raum und schuf eine beeindruckende Atmosphäre im Raum. Zwischen den Stücken unterhielt sie sich charmant mit den Zuhörer:innen, wobei sie fließend und mit Witz zwischen Deutsch und Englisch wechselte. Diese interaktiven Momente verliehen dem Konzert eine persönliche Note und bauten eine besondere Verbindung zum Publikum auf.

Ein besonderes Highlight des Abends war auch ihr erster Auftritt beziehungsweise ihr Erscheinen im Saal. In einem auffälligen Outfit mit einer beeindruckenden geflochtenen „Krone“ aus Haaren, die an die Barockzeit erinnern mag, betrat sie die Bühne und setzte sofort einen visuellen Akzent, der perfekt zu ihrer musikalischen Darbietung passte. Ihre Präsenz und ihr Stil ergänzten die musikalischen Interpretationen und machten das Konzert zu einem Gesamtkunstwerk. Das Ensemble schaffte es, eine leichte und humorvolle Atmosphäre zu erzeugen, die das Publikum von Anfang an begeisterte. Die Stimme Alonys wird von Nikolai Meinhold am Flügel, von Anne-Mette Iversen am Bass und Heinrich Köbberling am Schlagzeug unterstützt. Die Harmonie zwischen den Musiker:innen, jede:r mit einer eigenen, starken Persönlichkeit, trug zur Dynamik des Abends bei. Besonders beeindruckend war, wie die individuellen Stärken der Ensemblemitglieder zur Geltung kamen, ohne dass die Einheit der Gruppe verloren ging.

Die Neuinterpretationen der Händel-Werke waren beeindruckend und zeigten Alonys Kreativität und musikalische Virtuosität. Sie schaffte es, den alten Kompositionen neues Leben einzuhauchen und gleichzeitig ihre eigene musikalische Handschrift deutlich zu machen. Dies verlieh den Stücken eine Frische und Modernität, die sowohl Jazzliebhaber als auch Fans klassischer Musik ansprach. So wurden an diesem Abend Arien aus »Ottone«, aus »Theorora«, »Semele«, »Alexander Balus«, »La Lucrezia« und »Saul« vorgetragen. Nicht nur musikalisch sind die Werke kaum wiederzuerkennen, sondern auch die Sprache hat Alony teils verändert. So singt sie beispielsweise in Fantasiesprache, da sie niemandem ihr Italienisch zumuten möchte. Doch auch hier werden es die Klassikfans nachsehen, denn der Klang dieser Fantasiesprache, die etwas dem Hebräischen ähnelte, war ebenso bemerkenswert wie die neu arrangierte Musik. Eventuell mögen ihr nicht alle Händelfans diese vielen Veränderungen nachgesehen haben, denn vereinzelt waren ein paar Stühle nach der Pause leer. Doch für alle Fans des klassischen Händel, die sich auf dieses „Händel mal anders“ eingelassen haben, kann es nur eine Bereicherung gewesen sein. Denn Alonys Projekt und ihr Umgang mit den Händel-Werken demonstriert nicht nur ihre technische und künstlerische Fertigkeit, sondern auch ihre tiefgehende musikalische Intelligenz und ihren Respekt vor den Originalwerken. Durch ihre Interpretationen schafft sie es, alte Musik für ein modernes Publikum neu erfahrbar zu machen und gleichzeitig die Zeitlosigkeit und Universalität von Händels Kompositionen hervorzuheben.

Das empfand auch das Publikum so, als es nach dem fast zweistündigen Konzert Alony zu zwei Zugaben bewegen konnte. Alony baute am Ende des Konzertes auch noch ein Werk ein, was in ihrer Heimat „wie Händel für uns“ ist, wie sie sagt. So bot sie noch ein Stück vom Komponisten Sasha Agrov, welches in ihrer Stimme erneut eine unheimliche emotionale und klangliche Tiefe zeigte. So schaffte Alony an diesem Abend den perfekten Brückenschlag zwischen klassischer Barockmusik und modernem Jazz, welches für viele zum ersten Mal die Möglichkeiten offenlegte, was mit verschiedenen Musikstils alles möglich sein kann und vielleicht die Angst vor neuen, „ungewöhnlich“ scheinenden Projekten etwas schmälern konnte. Für alle, die eine musikalische Reise der besonderen Art erleben möchten, ist ein Konzert von Efrat Alony wärmstens zu empfehlen. Ihre Fähigkeit, musikalische Grenzen zu überschreiten und eine emotionale Verbindung zum Publikum herzustellen, macht jedes ihrer Konzerte zu einem unvergesslichen Erlebnis.

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