Im ThOP wird groß gefeiert – 40 Jahre Bestand und noch kein Ende in Sicht! In einer Jubiläumsshow präsentiert sich das Theater im OP als Stil-Kollage des Amateurtheaters. In zweieinhalb Stunden fährt das vielgesichtige Ensemble ein abwechslungsreiches Programm auf.
Wie in die Gestaltung des Abends episodenhaft eingebaut, hat der Theatersaal eine geschichtenreiche Entwicklung zurückgelegt. 1984 als Theater zugestanden, war es doch noch bis 1976 Anatomiehörsaal und Schau-OP. Kaum zogen die Mediziner:innen aus, musste entschieden werden, was nun aus dieser besonderen Räumlichkeit wird. Zwischen kurzzeitigem Auffanglager für Geflüchtete aus Vietnam und Abrissfantasien, kam das Gebäude dann letztlich doch wieder in universitäre Hand. Das Seminar für Deutsche Philologie des Jacob-Grimm-Haus zog ein und die Dramaturgische Abteilung konnte den in der Planung für Seminarräume übergangenen Saal nun für Theater nutzen.
Die besondere Beziehung zwischen Universität, Theater und Publikum aller Colour wird in der Jubiläumsshow charmant ausgestaltet. Indem sieben verschiedene Showelemente in Thema, Genre, Gestaltung und Komplexität angeboten werden, spricht das Team des ThOP ein herzliches Willkommen an alle Theaterinteressierten aus. Die Rahmenhandlung einer Regiesitzung, in der verschiedene Szenenvorschläge diskutiert werden, setzt einen bald schon Sitcom-esken Unterton für die Veranstaltung. Acht Charaktere, die jeweils ein Regie-Klischee erfüllen, bringen das kreative Ringen, das für das Publikum normalerweise verdeckt bleibt, leicht verständlich nahe. Entlang der vorgebrachten Szenenvorschläge entwickelt sich auch der Abend. Mit der ersten Szene, einer Kochshow, lassen sich schon einzelne gelungene Sketche und ulkige Standbilder festhalten. Auf jeden Fall versprüht dieser Auftakt ein warmes Gefühl der Lebendigkeit, Absurdität und einen zarten Eindruck von der Freude an kreativer Freiheit. Was für ein Spaß muss es sein, in der Lage zu sein, den eigenen Gedanken dramaturgischen Ausdruck zu verleihen und ein Backstage-Team zur Seite zu haben, mit dem auch entsprechende Bühnenbilder gestaltet werden können.
Die Veranstaltung entwickelt sich mit jeder neuen Szene komplexer. Als persönliches Highlight kann die Szene „Allgeorie“ hier besonders hervorgehoben werden. Hier soll die Sicht eines Theaterstücks dargestellt werden. Alexandra Lange als „Theaterstück“ hat eine fantastische Bühnenpräsenz – mit ihrer Mimik und ihrem Körperausdruck verleiht sie dem „Stück“ einen liebenswert neurotischen Charakter. Die Idee des lebendigen Stückes erinnert auf wunderbare Weise an die verzauberten Gegenstände bei „die Schöne und das Biest“ und lässt so, trotz tieferschürfenden Momenten, auch immer wieder das Verweilen in der zauberhaften Eindimensionalität zu.
Der Abend ist viel, schrill und seltsam. Er bietet aber immer wieder altvertraute Elemente an, um nicht die Orientierung zu verlieren. Es ist ein leichter Abend, der mit seiner Vielfalt gerade in so verengenden Zeiten ein Appell zur Offenheit, Kreativität, Gemeinschaft und Verbundenheit ist. Gerade das Grand Finale, das erlebt und nicht erzählt werden sollte, ist wieder einmal gelungene Explosion an Einfallreichtum und handfestem Spaß.
40 Jahre ThOP – eine unterhaltsame Würdigung einer wahren Institution in Göttingen. Allein aus sentimentalen Gründen einen Besuch wert.