Der Schauspieler und Sänger Michael Johannes Mayer ist seit der Spielzeit 2020/2021 festes Ensemblemitglied am Jungen Theater Göttingen. Nun verlässt er zum Ende der Spielzeit das Ensemble und verabschiedete sich so, wie er angefangen hat: mit einem Liederabend.
Unter dem Motto »Sommerfrische« hat der gebürtige Österreicher am Mittwoch ein letztes Mal in das Junge Theater eingeladen, um Sagen, Geschichten und persönliche Anekdoten aus seiner Heimatregion Reichenau an der Rax zu erzählen und dabei auch österreichische Volks- und Popmusik zu zelebrieren. Musikalisch begleitet wurde Mayer dabei von seinem Hornlehrer Endre Toth und seinem Freund und Kollegen Marius Prill an der Gitarre, bei Konzept und Entwicklung war die Dramaturgin Isabelle Küster beteiligt.
In einem Setting, dass sich mehr nach Berghütte, als nach Theater anfühlte, nahm Mayer uns dabei mit auf eine Reise in die Wiener Alpen. Um uns einzustimmen, brachte er dabei neben österreichischen Volksliedern und Austria Pop auch ein Märchen mit, dass in seiner Heimatregion spielte. Spätestens als er dann anfing zu Jodeln, wähnten wir uns vollends auf einer Schutzhütte in den Alpen. Mit Witz und Dialekt erzählte Mayer Anekdoten aus seiner Kindheit, immer geknüpft an einige „hard facts“ zur Region, sodass das Publikum hinterher nicht nur wusste, welche drei Dinge man für das Schneiden von Speck braucht (Speck, ein Holzbrett und ein scharfes Messer), sondern auch welche Hochquell-Wasserleitung die Wiener Bevölkerung seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit Leitungswasser versorgt (und das ganz ohne Pumpen!). Egal ob er davon berichtete, wie er seine musikalische Karriere als „Trommelhund“ in der heimischen Trachtenkapelle angefangen hatte, oder von dem intensiven, animalischen Gefühl, dass einem widerfährt, wenn man einer Hirschbrunft beiwohnt; das Publikum hing an seinen Lippen. Ein Indiz dafür war auch, dass auch die Zuhörenden versuchten im Dialekt zu antworten, wenn Mayer etwas fragte.
Man merkte jedoch auch, wie schwer es Mayer fiel, sich endgültig zu verabschieden. Nach Ende seines offiziellen Programmes präsentierte er – nach einem Wechsel vom tiefsten Dialekt in perfektes Hochdeutsch – einige Stücke aus seinem gemeinsamen Projekt mit Steffen Ramswig, welcher zu diesem Anlass mit auf die Bühne kam.
Besonders berührend war jedoch auch das Folgende: Große Teile des Ensembles, allen voran der Geschäftsführer Tobias Sosinka, wollten sich öffentlich von dem lieb gewonnenen Ensemblemitglied verabschieden. Dafür kamen sie auf die Bühne, um Präsente zu überreichen, an einige bewegenden Momente zu erinnern und mit dem Publikum und Mayer gemeinsam ein letztes Mal „Questa Nuova Realtà“ (Konstantin Wecker) zu singen.
Mit einem klaren Apell gegen Faschismus durch den Song „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ (Danger Dan) mit leicht angepasstem Text verabschiedete sich Mayer schließlich nach knapp zwei Stunden abwechslungsreicher Unterhaltung.
Wer Michael Johannes Mayer nochmal vor Ort hören möchte, kann ihn dieses Wochenende (Freitag- und Samstagabend) in »Wind of Change«, oder nächste Woche Donnerstag den 27.06. bei »Loriot 100« erleben.