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Mitglieder des Ensembles »Who I?Am« | © Photo: Wortmann
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St. Johannis

Zusammenspiel der verschiedenen Kunstformen

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WHO I? AM – Performance der Ballettschule Art la Danse
von Friedrich Schöndube, erschienen am 10. September 2024

Das Jahresmotto der Kulturkirche St. Johannis in 2024 „Wunderbar bist du gemacht – Menschsein mit Leib und Seele“ steht über der Performance »Who I?Am«, mit der die Ballettschule Art la Danse in neun Bildern am 24. August tänzerische Annäherungen an das Thema präsentierte. Die Performance der Choreographin Judith Kara, ergänzt durch Wortbeiträge von Pastorin Anna-Maria Klassen, musikalische Improvisationen von Kantor Bernd Eberhardt und der künstlerischen Ausgestaltung eines Schattenrisses einer Balletttänzerin in verschiedenen Positionen durch die Künstlerin Sabine Harton offenbarte eindrücklich das Spannungsfeld zwischen Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung der eigenen Person.

Selbstzweifel wurden erkennbar bis hin zu zwanghaften Einschränkungen der eigenen Selbstdarstellung. Narzisstische Kränkungen wurden sichtbar gemacht und die gegenseitige Kontrolle von körperlichen Eigenheiten auf dem Catwalk von Modenschauen ließ die Anspannungen erahnen, die die einsam dahinschreitenden Tänzerinnen widerspiegeln, wenn sie zur Verstärkung noch eine übergroße Lupe vor ihrem Gesicht hertragen. Daneben wurden aber auch immer wieder die in sich ruhenden Momente tiefer Zufriedenheit deutlich. Gemeinsam zeigte die Ballettcompagnie „Art la Danse“ die stärkenden Augenblicke gegenseitigen Respektes, wurden mit der Untermalung einfühlsamer Musik vom Band oder von der Orgel gegenseitiges Vertrauen und wechselweise Sehnsucht sichtbar gemacht und wurden mit großer Leichtigkeit die schwierigsten Ballettfiguren präsentiert.

Das Zusammenspiel der verschiedenen Kunstformen von Tanz, Musik, Wort und Bild enttarnten gemeinsam die Sichtweisen, mit denen wir uns selbst und die anderen Menschen sehen und auch beurteilen. Diesen Blickwinkel, der schon im Titel »Who I? Am« aufgeworfen wird, nahm Anna-Maria Klassen bereits zu Beginn auf. Das Fragezeichen, das hinter dem ICH steht und nicht am Ende des Satzes, stellt sofort die Person selbst in Frage. Wer bin ich? Oder heißt die Frage vielleicht: Wer, ich? Bin ich gemeint? Oder frage ich mich selbst, welche Aspekte meiner Person ich gerne nach außen stelle und welche ich vielleicht gerne ein wenig hintan stelle, verberge oder vielleicht sogar ein wenig retuschieren möchte. Das Puzzle dieser verschiedenen Betrachtungsweisen eigener Körperwahrnehmung aber auch die Wucht, mit der wir Anspruch und Wirklichkeit, Schein und Sein unserer Außenwirkung bisweilen empfinden und beurteilen wurde in dieser Performance eindrücklich offenbar. Dem fügte der Kirchenraum, mit dem in der Mitte aufgebauten langen Podest in Form des christlichen Motivs eines Kreuzes, die Resonanzachsen hinzu, mit denen die Kernaussagen der Performance nicht nur hörbar und sehbar, sondern auch fühlbar wurden.

Nicht zuletzt der lang anhaltende, nicht enden wollende Beifall für alle Akteure war ein Zeichen für die tiefe Berührung, die viele Besucher in Gesprächen am Ausgang der Kirche ausdrückten. 

 

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