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Nicholas Milton dirigiert die Teilnehmer:innen am Symphonic Mob auf dem Marktplatz in Göttingen | © Photo: Wortmann
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GSO

Symphonic Mob verzaubert Göttingen

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Großes Mitmach-Konzert vor dem Alten Rathaus
von Janine Müller, erschienen am 02. September 2024
Dichtes Menschengedränge am Göttinger Gänseliesel, mittendrin 200 Menschen mit rotem T-Shirt bekleidet und Instrument in den Händen, einer mit Taktstock – das ergibt begeisternde Musik zum Mitwippen mit tosendem Applaus. Das Göttinger Symphonieorchester hatte zum Symphonic Mob geladen am Samstag, dem 31. August 2024.

Beim Symphonic Mob, als „Deutschlands größtes Spontanorchester“ ins Leben gerufen vom Deutschen Symphonieorchester Berlin, sind alle, die ein Instrument spielen, eingeladen, bei einem professionellen Orchester mitzuspielen und in der Öffentlichkeit aufzutreten. Damit so gut wie jeder mitmachen kann, gibt es neben den Originalnoten vereinfachte Fassungen für alle erdenklichen Instrumentengruppen. Und damit auch wirklich alles klappt, trafen sich die Musiker:innen für den Göttinger Symphonic Mob schon einen Tag vorher zur Probe. Die Autorin dieses Artikels war Teilnehmerin.

„Hi, ich bin Nick“. Mit seinem australischem Charme begrüßt Nicholas Milton, Chefdirigent des Göttinger Symphonieorchesters, alle Musiker:innen und leitet offenherzig durch die Probe. Nach einer kurzen Information geht es mit dem Stimmen los, das Nick angesichts der vielen Hobby-Gastspieler:innen mit ihren unterschiedlichsten Instrumenten anleitet. Nachdem alle Instrumentengruppen ein zumindest annähernd gleiches „A“ gefunden haben, kommt der von mir heiß ersehnte Moment, wie es denn klappen und klingen wird. Nick sagt „Les Toréadors“ von Bizet an. „Here we go. One, two“, schwingt den Taktstock und alle setzen auf den Punkt ein und spielen mit hörbarer Spielfreude den ersten Abschnitt. Nick unterbricht sichtlich beeindruckt: „Yeah, sehr gut!“ Auch ich bin erleichtert, dass ich gleich so gut mitkomme. „Und jetzt auf Tempo, wir müssen die Leute mitreißen!“ Ich hab’s befürchtet, das war nur zum Warmwerden. Gespannt hatte ich das Niveau der Probe erwartet. Wie streng würde er sein, worauf würde er achten? Ich bin von Beginn an sehr angetan von der nahezu perfekten Balance aus musikalischer Qualität und ungezwungenem Spielvergnügen, was zumindest bei mir die Freude an der Probe stetig steigert. Mit Kleinigkeiten hält er sich nicht auf, lässt die Musik laufen und sorgt so für eine sehr gute Integration der Hobby-Musiker:innen. Es ist ok, sich zu verspielen oder den Ton nicht sauber zu treffen. Viel wichtiger als die richtigen Töne sind ihm Charakter und Ausdruck der Musik, die wir den Zuhörer:innen leidenschaftlich vermitteln sollen. Für Bizets „Les Toréadors“ aus der Carmen-Suite fordert er „spanischen Stolz“ in der Interpretation.

Doch den braucht er am großen Tag gar nicht mehr fordern. Einmal bei einem professionellen Symphonieorchester mitspielen zu dürfen, macht schon ein bisschen stolz. Um 12:30 Uhr finden sich 150 Hobby-Musiker:innen zusammen mit 50 Orchestermusiker:innen des GSO vor dem Alten Rathaus ein. Vor dem Konzert gibt es noch einmal eine öffentliche Probe, bei der jede Szene, und sei es nur ein „A“, mit Applaus von Menschen, die gerade durch die Innenstadt schlendern und fasziniert stehen bleiben, gewürdigt wird. Mit den Fähigkeiten eines Entertainers leitet Nick die Probe und zieht Musiker:innen und Zuhörer:innen gleichermaßen in den Bann. Gekonnt lenkt er die Aufmerksamkeit auf einzelne Instrumentengruppen und Motive und lässt ihre glanzvollen Momente erklingen. Heute steht noch mehr als gestern das Spielvergnügen im Vordergrund, das sich auch auf die Zuhörer:innen überträgt und von Nick mit „fantastisch“ gewürdigt wird.

Nach einer Pause ist um 14 Uhr der große Augenblick gekommen. Mit Megafon begrüßt Nick die Zuhörer:innen und erklärt kurz, wie sich das Orchester zusammensetzt. Georges Bizets berühmter Marsch „Les Toréadors“ aus der Carmen Suite Nr. 1 sorgt für einen fulminanten Konzert-Auftakt. Zwischen den einzelnen Stücken gibt es eine kurze Moderation von Nick, bei der er auch die jüngsten Teilnehmerinnen mit 9 und 11 Jahren vorstellt, die natürlich ihren verdienten Applaus erhalten. Die Moderation verschafft uns Musiker:innen Zeit, die jeweiligen Noten an diesem leicht windigen Tag mit Magneten am Notenständer zu befestigen. Auch daran muss gedacht werden. Nick selbst hat die Partitur im Kopf. Mit Bizets „Farandole“ aus LArlésienne Suite Nr. 2 folgt ein weniger bekanntes Stück, das aber auch zum Mitwippen verleitet und nicht weniger Applaus erhält. Pompös können wir mit 200 Musiker:innen natürlich ganz besonders gut und entsprechend präsentieren wir den berühmten „Pomp and Circumstance“ March No. 1 mit der britischen Hymne „Land of Hope and Glory“ von Sir Edward Elgar. Zum Schluss wird es noch einmal tänzerisch mit dem Ungarischen Tanz Nr. 5 von Johannes Brahms. Der Markplatz tobt, und strahlende Gesichter auf beiden Seiten sind das Ergebnis dieses grandiosen Symphonic Mobs. Natürlich gibt es Zugabe-Rufe, die Nick aber leider ignoriert – ich war nicht die Einzige, die ein Stück auch gern noch einmal gespielt hätte.

Der Symphonic Mob hat mir und vielen anderen Hobby-Musiker:innen große Freude bereitet. Die Stückauswahl war sehr gelungen sowohl für das Spielvergnügen als auch für ein breites Publikum auf dem Marktplatz, und Nick glänzte mit seiner mitreißenden Art. Ein großes Dankeschön an Nick und die Musiker:innen des GSO für die herzliche und wohlwollende Aufnahme der Hobby-Musiker:innen, an die Mitarbeiter:innen des GSO für die großartige Organisation und an alle begeisterten und zugleich begeisternden Zuhörer:innen für ihre Unterstützung.

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