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Ensemblebild aus dem ThOP »Triumph des Todes oder das große Massakerspiel«
Mahran Bouyssi, Kilian Scharnagl, Tommy Czapla, Alena Schepelmann, Janus Seltmann, Teelke Preuß, Tobi Wojcik Lina Janssen, Lucas Lumme, Gizem T. | © Photo: Dirk Opitz
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Theater im OP

Und am Ende gewinnt der Tod…?

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Premiere am 30. April »Triumph des Todes oder das große Massakerspiel«
von Jasmin D'Amico, erschienen am 03. Mai 2025

Der Tod ist allgegenwärtig. Er begegnet uns in den Nachrichten, in Geschichtsbüchern, in persönlichen Verlusten. Manchmal laut und spektakulär, oft still und schleichend. Und obwohl er zu den grundlegendsten Erfahrungen des Lebens gehört, bleibt er doch ein großes Tabu. Doch in dem Theaterstück »Triumph des Todes – Das große Massakerspiel« von Eugène Ionesco steht er nicht still am Rand, sondern tanzt wortwörtlich mitten durch die Szenerie und zwingt sowohl die Figuren des Stückes als auch die Zuschauer:innen zur Auseinandersetzung mit ihm.

Am 30. April wird das Theater am OP (ThOP) zu dem düsteren Schauplatz einer namenlosen Kleinstadt, in der die Menschen plötzlich und zahlreich sterben. Die Ursache dieses Massensterbens bleibt unklar: Ist es eine Strafe Gottes? Folgen der eigenen Unachtsamkeit? Oder schlicht Zufall? 

Spiegel der Realität 

In der Inszenierung von Vincent Sartorius stehen 16 Darsteller:innen auf der Bühne, die alle immer wieder verschiedene Rollen übernehmen. Denn ein klassischer Handlungsstrang fehlt. Es geht vielmehr um einzelne Szenen und den Umgang der Menschen mit dieser finsteren Realität. Es werden Ausgangssperren verhängt, jegliche Etablissements geschlossen und der Kontakt zu anderen Menschen beschränkt. Auch die Häuser, in denen jemand aufgrund der Krankheit starb, werden unter Quarantäne gestellt. Niemand darf raus oder rein, um Ansteckungen zu minimieren.  Auch wenn Ionesco das Stück lange vor der Corona-Pandemie geschrieben hat, bietet die Art und Weise der Inszenierung des Stückes einen deutlichen Wiedererkennungswert für die Zeit der Pandemie und erinnert unweigerlich an die Maßnahmen, an die man sich selbst im Jahr 2020/21 zu halten hatte.

Umgang ist der eigenen Sterblichkeit

Die Umgangsweisen der Menschen sind dabei unterschiedlich. Einige probieren es mit Vorsicht, indem sie sich von der Außenwelt abschotten, andere mit der Überheblichkeit der eigenen Überzeugungen. Wieder andere sind Opfer ihres Aberglaubens und versuchen sich so vor der Krankheit zu schützen, wohingegen es auch Menschen gibt, die die Seuche stumpf leugnen. Dabei verkennen sie jedoch, dass jeder von ihnen mit einem Bein schon im Grabe steht und der Tod sie jederzeit holen könnte. Symbolisiert wird dies durch das Make-Up der Schauspieler:innen, das ihre Gesichter zur Hälfte in einen Totenkopf verwandelt und die düstere und beunruhigende Stimmung des Stückes signalisiert

Komik im Angesicht des Grauens

Die Atmosphäre bleibt dabei durchgehend bedrückend und makaber was nicht zuletzt durch die personifizierte Darstellung des Todes durch Neven Sträter und das intensive Schauspiel der Darsteller:innen hervorgerufen werden kann. Auch die Lichteffekte unterstützen dieses Bild, durch unbehagliches Flackern oder fast vollständige Dunkelheit. Dabei wird die beklemmende Stimmung jedoch auch immer wieder durch Momente des schwarzen Humors oder groteske Dialoge durchbrochen. Es wird eine bizarre Komik geschaffen, die jedoch nicht etwa erleichtert, sondern das Unheimliche noch verstärkt und die Entwicklung von extremer Hysterie bis hin zur Gleichgültigkeit beim Versterben der Menschen sichtbar macht – eine Abstumpfung, die eine neue Ebene des Grauens offenbart.

Keine klare Richtung – aber eine klare Wirkung

Am Ende stellt sich jedoch unweigerlich die Frage: Wohin will Sartorius Aufführung überhaupt? Eine klare Botschaft bleibt das Theaterstück den Zuschauer:innen schuldig – doch vielleicht liegt genau hier der Charme. Denn »Triumph des Todes – das große Massakerspiel« ist weder Anleitung zum richtigen Verhalten in einer Krise noch ein moralischer Kompass. Vielmehr hält er der Gesellschaft einen schonungslosen Spiegel vor. Die Inszenierung erzeugt dabei eine beklemmende Stimmung, die durch Skurrilität und makaberen Humor im Gedächtnis bleibt und das Publikum im Dunkeln lässt. Eines aber wird deutlich: Die eigene Sterblichkeit lässt sich nicht überwinden. Entscheidend ist allein, wie wir mit dieser Erkenntnis umgehen. Denn der Tod wird am Ende triumphieren – die Frage ist nur: in welchem Ausmaß?

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