Willkommen im Kulturportal vom Kulturbüro Göttingen. 

Hier finden Sie Termine und Nachrichten aus dem Kulturleben der Region. Sie können sich einloggen oder neu registrieren, Ihr Abonnement abschließen oder verwalten, in dem Sie auf das Menü rechts klicken. (Die drei kleinen schwarzen Balken.)
Mit einem bezahlten Abonnement haben Sie Zugang zu allen Texten und Funktionen – und unterstützen die Arbeit des Kulturbüros.

Vorne: Sindy Tscherrig (Zettel/Pyramus), Stefan Stara (Flaut/Thisbe); im Hintergrund: Kevin Dickmann (Helena), Johannes Krimmel (Demetrius), Tabea Scholz (Hippolyta), Dominik Müller (Theseus), Emily Seubert (Lysander), Marlene Jubelius (Hermia), Julio Yanes (Elfe) | © Julia Lormis / Gandersheimer Domfestspiele gGmbH
Information
Bad Gandersheim

Sommernachtsträume und emotionale Verwirrspiele

Information
Ein wunderbar verrückter Theaterzauber bei den Gandersheimer Domfestspielen
von Tina Fibiger, erschienen am 26. Juni 2025
Mit viel Sinn für Komik, verspielte Magie und emotionale Turbulenz bringt Regisseurin Sarah Speiser Shakespeares Sommernachtstraum auf die Bühne der Gandersheimer Domfestspiele. Zwischen barockem Hofstaat, Hippie-Zauberwald und artistischer Elfenwelt entfaltet sich ein herrlich verrücktes Theaterspektakel, das das Publikum mit Fantasie, Spielfreude und augenzwinkerndem Charme begeistert.

Noch umhüllt ein riesiger Schleier mit zarten Spitzen den Schauplatz für Shakespeares emotionale Verwirrspiel, dass nicht nur die beiden jungen Liebespaare im Athener Zauberwald Wald in ein gewaltiges Chaos stürzen lässt. Besonders liebevoll geht es auch davor nicht zu. Am Athener Hof, bei den Hochzeitsvorbereitungen für das Herrscherpaar Theseus und Hippolyta, wird gezickt und gepoltert und lässt ein ziemlich turbulentes Bündnis ahnen. Dann drängt auch noch ein Vater auf die Zwangsverheiratung seiner Tochter mit einem lukrativen Kandidaten, der sich seiner Gefühle keineswegs sicher ist. Die unglückliche Hermia stürzt sich dann doch lieber mit ihrem wahren Sehnsuchtsmenschen in eine abenteuerliche Flucht. Dann hebt sich der Schleier für ein grandioses Spektakel für Verliebte und Verrückte, dass sich in der Inszenierung von Sarah Speiser zum Auftakt der Domfestspiele in ein wunderbar verrücktes Theaterspektakel verwandelt.

Hinterlistige Kobolde sind in diesem Zauberwald am Werk, Elfen und ein zerstrittenes Elfenherrscherpaar und dazu eine Handwerkertruppe, die an einer hochdramatischen Szene probt. Da ist immer auch die Fantasie im Spiel. Schon bei Ausstatterin Sonja Elena Schröder, die eine Sammlung von bunten Ballons zu einem Dickicht werden lässt, in dem sich nicht nur die Handwerker kugeln. Hier kann sich Elfenkönig Oberon (Dominik Müller) einfach unsichtbar machen, wenn er die Turbulenzen um die Athener Liebespaare beobachtet. Ein Klettergerüst wird zum Refugium für Elfenkönigin Titania (Tabea Scholz) auf dem nicht nur ihre Schutzgeister Stefan Stara und Felicia Aimée munter balancieren, sondern auch Julio Yanes und Mahalia Horvath als Elfen-Akrobatenpaar. Sie scheinen mit ihren artistischen Figuren immer wieder luftig abzuheben und schweben an einem Vertikaltuch kunstvoll über dieser Fantasiewelt. 

In der stiftet der koboldhafte Puck (Eva Loska) ganz gern ein bisschen Unheil, wenn er im Auftrag Oberons mit dem Saft der Zauberblume das Liebesglück von Hermia (Marlene Jubelius) und Lysander (Emily Seubert) sabotiert und auch die Folgen genießt, die das für das emotionale Chaos um Demetrius (Johannes Krimmel) und Helena (Kevin Dickmann) hat. Wenigsten bei Titania klappt es mit dem magischen Saft, der so schöne Seifenblasen produziert und jetzt aus einer Plastiktüte geschüttet wird. Die Elfenfürstin verliebt sich in die Eselsgestalt, in die der Handwerker Zettel (Sindy Tscherrig) verwandelt wurde, während seine Zunftgenossen Squenz (Sven Olaf Denkinger) Flaut (Stefan Stara) und Schnock (Felicia Aimée) jetzt durch das Waldgebüsch irrlichtern und nicht nur durch ihre „spaßhafte Tragödie“ eines Liebespaares. 

Die Fantasie ist überall im Spiel, auch bei den Kostümen, in denen Sonja Elena Schröder und Kostümassistentin Aleftia Karasyova vergnüglich aus den 70er Jahren mit viel ganz viel Hippiestimmung zitieren, nachdem sie die Athener Hofgesellschaft mit viel barockem Zierrat in Weiß veredelt hatten. Mit schrägen Mustern und Strukturen, die auch in den Farben und Designs ständig kollidieren und das ebenso gern mit glitzernden Hauspantoffel, Westernboots oder Plastiksandalen und natürlich mit herrlich zerzausten Perücken. 

Wütende Ausbrüche, Verletzungen, Gemeinheiten und kleine Bösartigkeiten sind Teil dieses emotionalen Verwirrspiels, in dem sehnsüchtig geseufzt, gelitten, geschachtet und gehofft wird, dass dieser nächtliche Tagtraum ein glückliches Ende nimmt. So wie in den musikalischen Fantasien von Ferdinand von Seebach, der die wechselnden Stimmungen von Herz und Schmerz und Aufruhr verwebt und der Sommernachtsgesellschaft im Bläser-Trio mit Sebastian Gerhards und Peer Kleiner neben den leisen Tönen ein temperamentvolles Songspektakel widmet.

Ansteckende Wirkung hat die Fantasie, mit der das Schauspielteam seine Figuren ausstattet, wie sie das Publikum mit Temperament und Spielwitz bezaubern und komödiantisch begeistern und immer wieder Szenenapplaus bekommen:  Für die dramatische Pose und die schräge Grimasse, den kummervollen Blick, die impulsive Geste und das hintersinnige Mienenspiel. Alles darf sein für die Komik oder die Dramatik des Augenblicks, der auch kleine Albernheiten verträgt, die gern mit einem Augenzwinkern versehen werden und einfach Spaß machen als Schauspielvergnügen. Schließlich nehmen die Irrungen und Wirrungen in Shakespeares Sommernachttraum auch ohne Zauberblütensaft die seltsamsten abenteuerlichen Wendungen, die sich nicht erklären lassen müssen, und vor allem vergnügliche Verwirrung stiften, als Theaterzauber und Theaterspektakel.

Die Handwerker machen sich ja auch ihren ganz eigenen Reim auf ihre komisch-tragische Aufführung und was sie bewirken soll, ohne die Athener Hofgesellschaft zu ängstigen oder gar zu empören. Also verkünden sie, dass alles nur ein Spiel um ein tragisches Liebespaar sei und keineswegs realistisch gemeint. Ein gelber Ball an der Stange wird zum leuchtenden Mond für die ungeübten Verwandlungskünstler, das gelb leuchtende Flechtwerk zur Löwengrimasse und der Regenschirm zur tödlichen Waffe, um den Beifall des Publikums zu erringen. Für sie ist es vor allem eine Frage der Fantasie und der Vorstellungskraft, die auch Sarah Speisers mit ihrer Inszenierung verbindet, wenn sie Sommernachtsträume und rätselhafte Zauberwelten wie ein Theatertraumspektakel erkundet.

Das verwirrte Paar, dass sie zu Beginn der Vorstellung vor den verschleierten Bühnenwald auf der Suche nach ihren Zuschauerplätzen irren lässt, bekommt die Verwandlungskünste Pucks zu spüren, weil es nicht nur für sein koboldhaftes Schauspiel von Bedeutung ist. In Athen feiern bereits drei Paare ihre Hochzeit, wenn Sindy Tscherrig mit Sven Olaf Denkinger jetzt über einen Bühnentraum rätseln und die Unmöglichkeit, ihn zu deuten. Eva Loskas Puck lässt sie erneut erstarren, weil er das letzte Wort haben muss, um zum Finale genüsslich über „diesen Firlefanz “ zu lästern, der kaum mehr Gehalt habe als ein Traum. Um freundlich beklatscht zu werden, verspricht er sogar ein besseres Stück und wird vom Publikum eines Besseren belehrt. Mit enthusiastischem Beifall und großer Begeisterung für genau diese Bühnenfantasie von einem  Sommernachtstraum.

Keine Kommentare

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.