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Literarisches Zentrum

Zwischen Trauer, Trends und Transparenz: Leif Randts feinsinnige Gefühlswelt

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Ein Abend über Trauer, Freundschaft und Selbstbeobachtung in Randts neuem Roman
von Keanu Demuth, erschienen am 08. Dezember 2025

Zum Adventsanfang wurde noch einmal ausgiebig über Gefühle gesprochen. Am 2. Dezember begrüßte das Literaturhaus den Bestsellerautor Leif Randt, der seinen neuen, viel gefeierten Roman »Let’s Talk About Feelings« (KiWi 2025) vorstellte. Randt, 1983 in Frankfurt geboren, wurde für seine Werke »Schimmernder Dunst über CobyCounty« (2011), »Planet Magnon« (2015) und »Allegro Pastell« (2020) mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Im Gespräch mit Literaturkritikerin Lara Sielmann gewährte er Einblicke in sein jüngstes Buch.

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Auf die Frage, warum er sich für einen englischen Titel entschied, reagiert Randt mit einer verblüffend einfachen Begründung: »Ich bin ein großer Fan des Albums ›Let’s Talk About Feelings‹ der Punkrockband Lagwagon aus dem Jahr 1998. Der Titel gefiel mir schon immer und ich finde, das Album ist sehr gut gealtert. Auch das Cover faszinierte mich sehr, auf dem ein schief grinsendes Mädchen mit Zahnspange zu sehen ist. Deshalb habe ich diesen Titel praktisch recycelt.«

In »Let’s Talk About Feelings« begleitet man das Trauerjahr des Erzählers und Boutique-Besitzers Marian Flanders. Auf einem ehemaligen Partyboot richtet er eine Abschiedsfeier für seine verstorbene Mutter, das ehemalige Fotomodell Carolina, aus, um ihre Asche auf dem Wannsee zu verstreuen. Um Abstand von seiner Trauer zu gewinnen, reist Marian anschließend mit Freunden nach Japan oder Indien und beschreibt unterwegs seine Empfindungen und Beobachtungen.

Mit bemerkenswerter Offenheit schildert Marian seine Gefühlslagen, sodass sich Leser:innen leicht mit ihm identifizieren können. »Mir geht es normal«, erzählt er, nachdem die »Trauersymptome« allmählich abgeklungen sind. Randts Stil zeichnet sich dabei durch kühle Eleganz und präzise Sprache aus. Die Emotionen des Protagonisten werden subtil und gleichzeitig klar vermittelt. Marian beschreibt sich als hypersensiblen Sohn seiner strengen Mutter und berichtet offen von Momenten der Scham, etwa als er in einem Onsen baden möchte und sich seinen vermeintlichen Makeln stellt.

Die Darstellung von Marians Wahrnehmungswelt sei durch einen intuitiven Schreibprozess entstanden, erläutert Randt dem Publikum. Ursprünglich habe er einen reinen Familienroman erwogen, dieses Konzept jedoch nicht vollständig umsetzen können. So rückt im Roman die »Wahlfamilie« in den Mittelpunkt – Freundschaften und Liebesbeziehungen, die für Randt die wichtigsten sozialen Instanzen darstellen.

Natürlich finden sich Parallelen zwischen Autor und Protagonist. Die Idee, Marians Mutter auf einem Boot beisetzen zu lassen, entspringt Randts eigenen Erfahrungen. Herkömmliche Beerdigungen hätten ihm nicht zugesagt. Auch seine Vorliebe für Mode spiegelt sich im Roman: Marian ist Besitzer einer Boutique.

Im Anschluss las Randt zwei Textpassagen: In der ersten begleitet Marian seinen Freund Pete auf eine Japanreise, geprägt von nächtlichen Begegnungen, DJs und Onsen. Die zweite Passage schildert eine Filmpremiere auf der Berlinale, die in eine leicht peinliche Situation führt.

Mit »Let’s Talk About Feelings« gelingt Randt erneut ein Roman von kühler Eleganz und überraschender emotionaler Offenheit. Mit präziser Sprache und feinem Gespür für alltägliche Sensibilitäten zeichnet er das Porträt eines jungen Mannes, der zwischen Verlust, Freundschaft und Selbstbeobachtung tastend seinen Weg sucht. Randt verbindet intime Innenschau mit zeitgeistigen Milieubildern und zeigt, wie modern, zart und zugleich distanziert Literatur über Gefühle heute sein kann.

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