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Theresa Löhle, Hagen-Goar Bornmann, Frank Bahrenberg, Roman Roth (Johnny Cash), Nadine Kühn (June Carter), Vera Lorenz, Stephan Luethy | © Julia Lormis / Gandersheimer Domfestspiele gGmbH
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Bad Gandersheim

»Walk the Line« bis tief in die schmerzhaften Abgründe

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Die große Johnny Cash-Show wird stürmisch gefeiert.
von Tina Fibiger, erschienen am 24. Juli 2025

Der Mann in Schwarz begrüßt sein Publikum im edlen Outfit und weißem Rüschenhemd. Auch die Gitarre in glänzendem Schwarz lässt keine Gebrauchspuren oder Kratzer ahnen. Es ist schließlich Showtime, auch wenn Roman Roth seinen Johnny Cash mit dem Song „Ain’t no grave“ von seinem fast endgültigen schmerzhaften Absturz erzählen lässt, von seiner Glaubenskrise und dem Licht am Ende des Tunnels. Weiter zurück führt der Abstecher des GI Johnny Cash nach Landsberg, bis die Aufnahme eines Farmhauses am Kirchportal abgerollt wird. Jetzt ist wirklich Showtime angesagt in Jakob Arnolds musikalischer Inszenierung »Walk the Line«, die vom Publikum stürmisch gefeiert wird.

Frank Bahrenberg, hat den Part des Moderators, in dieser Sammlung von Flash Backs, die sich dem Leben der Country-, Blues- und Gospellegende widmen. Mit Hagen-Goar Bornmann, Vera Lorenz, Theresa Löhle und Stephan Luethy in wechselnden Rollen wird die Familientragödie abgerufen, Sie hat auch in den Songs ihre schmerzhaften Echos hinterlassen, die im Zentrum des Abends stehen. In kurzen Szenen ranken sich die Episoden um die vielen musikalischen Highlights, die Johnny Cash hinterlassen hat. Mit dem „Ring of Fire“ und dem „Folsom Prison Blues“, „Get the Rhythm“ oder auch „Jackson“. 23 Songs umfasst die Trackliste mit frühen und späten Aufnahmen in den Arrangements von Michael Siskov für die Musical-Band mit Stephan Genze, Andreas Lakeberg, Hans Dieter Lorenz und Martin Werner, die um die musikalischen Erzählungen feine Klangteppiche weben.

Christian Blechschmidt verzichtet in seiner Bühnenausstattung auf Effekte. Zwei Instrumentenboxen flankieren die wechselnden Schauplätze. Ein Schienenstrang markiert den Bühnenrand. Es gibt ein paar Stühle und Hocker und einen Tisch für die Begegnung mit Vivian Liberto (Vera Lorenz) die als Ehefrau von Cash nach den ersten Plattenerfolgen, den Wochen langen Touren und den schaflosen Nächten mit Whiskyladungen und Amphetaminen schon bald keine Rolle mehr im Leben des Musikers spielte, so wenig wie seine vier Kinder. Für die szenischen Zwischenstopps kommen weitere plakative Motive zum Einsatz wie eine Gefängnisfassade für das legendäre Folsom Prison Gastspiel und eine Stars and Stripes Folie, wenn Johnny Cash von den US-Präsidenten hofiert wird. Mit wechselnden Krawatten parodiert Theresa Löhle die Auftritte von Richard Nixon, Ronald Regan und Jimmy Carter. die dann doch keinen Wählerstimmensound bekamen. Mit Kris Kristofferson (Vera Lorenz), Waylon Jennings (Hagen-Goar Bornmann) und Willie Nelson (Stephan Luethy) zitiert Regisseur Jakob Arnold musikalische Gefährten aus der Blues- und Country Szene für eine kurze Show Einlage. Szenischen support bekommt Roman Roths Johnny Cash auch von TV- Inspector Columbo (Theresa Löhle) als die Plattenerfolge einbrechen. Aber da hat längst June Carter (Nadine Kühn) ihren Platz an seiner Seite. Für die Dream-Team Begegnung mit zwei starken Stimmen, die alle Höhen und Tiefen in den emotionalen und musikalischen Überlebenskämpfen meistern, muss natürlich ein riesengroßes Herz am Portal leuchten. Der Mann in Schwarz hat noch all die vergeblichen Heiratsanträge im Sinn, bis sein „will you merry me“ endlich Gehör findet.

Als musikalischer Erzähler und Chronist ist Roman Roth ein einfühlsamer Interpret der Songs von Jonny Cash. Auch die raue Brüchigkeit der Stimme, wie sie die „late recordings“ präget, muss er nur andeuten und dennoch geht der Song „Hurt“ genauso zu Herzen wie das Original. Die vielen Jonny Cash Fans im Premierenpublikum kommen immer mehr ins Schwärmen und sind gern bereit für einen Choreinsatz den Sound gemeinsam zu verstärken. Es scheint auch die Wenigsten zu irritieren, dass der Mann in Schwarz von so viel körperlichen und seelischen Schmerzen erzählt, die offenbar keine sichtbaren Spuren hinterlassen haben. Es sei denn in einem abgeklärten, manchmal müden Blick, der sich beim nächsten Song wieder erhellt. Er bleibt der smarte Entertainer, der seine Fans bei Laune hält. Umso mehr irritiert dann doch die helle Perücke, mit der Roman Roth den Abschied von der Country-Blues und Gospellegende ankündigt. Auch Nadine Kühns June Carter erscheint jetzt als in die Jahre gekommene Gefährtin. 

Offenbar versteht sich »Die große Jonny Cash Show« weniger als musikalisches Stationendrama – sondern vor allem als Show Musical, dass sich den Songs widmet in die Episoden aus dem Leben des Musikers als szenische Showeffekte verwebt wurden. Darauf lassen sich nicht nur die Jonny Cash Fans gerne einstimmen, die »Walk the Line« mit einer Zugabe stürmisch feiern.

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