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Johanniskirche

Vorösterliche Klänge

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Bachs Matthäuspassion mit der Stadtkantorei und dem Göttinger Symphonieorchester
von Lea Hobro, erschienen am 27. März 2023

Ostern steht vor der Tür. Wenig passt besser in die Zeit davor als eine Aufführung der berühmten Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach, die inhaltlich den Leidensweg Jesu bis hin zu seiner Kreuzigung erzählt. So wurde am vergangenen Samstag in St. Johannis dieses sowohl musikalisch als auch inhaltlich monumentale Werk von der Göttinger Stadtkantorei und dem Göttinger Symphonieorchester unter der Leitung von Bernd Eberhardt und in Zusammenspiel mit fünf SolistInnen mehr als gelungen aufgeführt.

Das Besondere an diesem Abend: Es kommen nicht, wie inzwischen meist üblich, Barockinstrumente zum Einsatz, sondern es wird mit dem Göttinger Symphonieorchester auf ein modernes Instrumentarium gesetzt. Mittels des modernen Klangapparats wird dem Werk somit eine ganz besondere Note verliehen. Das differenzierte Spiel der Symphoniker füllt die Kirche mit wunderbaren Klängen, sodass man die barocken Instrumente an diesem Abend keineswegs vermisst. Das gilt insbesondere bei den zahlreichen solistischen Einsätzen wie zum Beispiel in der Oboe (Matthias Weiss) und Flöte (Bettina Bormuth), aber auch bei den beiden Solo-Geigen mit Seayoung Kim und Vincent Hamann.

Gut vorbereitet erfüllt die Göttinger Stadtkantorei ihren Part mit ausgeglichenem Chorklang und sicheren Einsätzen die Chorpassagen des Abends vor. Bereits in den ersten Takten wartet sie mit gewaltiger Doppelchörigkeit auf, unterstützt vom Kinderchor der Stadtkantorei, der den Cantus firmus singt. Die Kantorei überzeugt auch im weiteren Verlauf des Konzerts durch eine sichere Intonation und starkem Ausdruck. Mal singt sie als aufgebrachtes Volk, mal verarbeitet und kommentiert sie die vom Evangelisten beschriebenen Vorgänge in zwölf Chorälen, die Bach in die Passion eingearbeitet hat. Dies geschieht energisch oder zart andächtig, der jeweiligen Stimmung sowie dem Dirigat von Bernd Eberhardt entsprechend.

Neben dem Chor treten fünf Solist:innen auf, die für diesen Abend geladen sind. Clemens-C. Löschmann (Tenor) führt den Zuhörenden mit einer überragenden Ausdruckskraft und deutlicher Artikulation als Evangelist inhaltlich durch die Passionsgeschichte. Konstantin Heintel (Bass) verleiht als Jesus dem Protagonisten der Geschichte die nötige Tiefe und Jörg Gottschalk (Bass) schlüpft in verschiedene Rollen wie die des Judas oder Petrus und verkörpert jede dieser Personen auf individuelle Art und Weise. Auch Johanna Ness (Sopran) und Anna Haase von Brincken (Alt) verzaubern in Arien das Publikum mit ihren Stimmen. Während Ness melodisch klar und  singt, berührt Haase von Brincken vor allem in den hohen Lagen mit ihrer ausdrucksstarken Stimme nachhaltiig als Mezzo-Sopranistin.

Mit einer Länge von fast drei Stunden fordert die Passion den Musiker:innen einiges ab. Doch sie brillieren bis zur letzten Sekunde mit dem Wechsel von Rezitativen, Arien und Chorälen. Nachdem die Schlusstöne verstummt sind, wirkt das klanglich stimmige Gesamtbild noch einen ausgedehnten Augenblick beim Läuten der großen Kirchenglocke nach, bevor begeisterter Applaus ertönt.

 

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