Was passiert, wenn Schauspieler ohne Textvorlage auf die Bühne treten? Was entsteht, wenn kein Skript den Verlauf vorgibt und jede Szene erst im Verlauf des Stückes Gestalt annimmt? Wenn das Publikum die Richtung vorgibt und die Darsteller in Sekundenschnelle aufeinander reagieren müssen und nicht wissen, wohin die Reise gehen wird? Die Kunstform des Improvisationstheaters stellt genau diese Fragen – und die Antworten sind jedes Mal anders. Ein spannendes Konzept, das sich am Abend des 26. September die studentische Gruppe „Die Feindbananen“ zur Aufgabe gemacht hat. Unter dem Motto »Alles Banane« brachten sie am Freitagabend (und auch am Samstag- und Sonntagabend) ihre Art der Improvisation auf die Bühne des Theaters am OP.
Bevor das Schauspiel beginnen konnte, mussten jedoch, nach Vorstellung der Darsteller:innen, die Rollen verteilt werden. Das Publikum übernahm dabei einen aktiven Part, denn die Besucher:innen waren es, die mit kreativen Ideen die Charaktere bestimmen konnten. David Höhle, der den Abend auch moderativ begleitete, übernahm dabei die Verteilung. Vielversprechend humoristische Persönlichkeiten wurden dabei entwickelt wie z.B. ein Hochzeitsplaner, der eigentlich Astronaut werden wollte, oder eine Influencerin die sich auf das Fotografieren von Käfern spezialisiert hatte.
Nachdem die Rollen vergeben waren und das Wohnzimmer als Bühnenbild zum gemeinsamen ESC-Schauen festgelegt wurde, ging es los. Die Schauspieler:innen – darunter Julia Theresa Brauer, Alena Schleppmann, Roxanne Grigoleit, Amanda Milou Kreutzfeldt, Paula Hausmann und Vincent Satorius – schlüpften direkt in ihre neuen Figuren und begannen, die Vorgaben des Publikums mit viel Humor und Einfallsreichtum umzusetzen.
Das Konzept erwies sich als interessant und führte die Aufführung in immer wieder unerwartete Richtungen, was von den Schauspieler:innen viel Spontanität abverlangte. Obwohl nicht alles reibungslos verlief, trugen die humorvollen Einlagen, insbesondere die von Julia Theresa Brauer als ältere Dame im Ruhestand, sowie die schlagfertigen Dialoge zu zahlreichen Lachern im Publikum bei. Der Anspruch perfekt zu sein ist im Improvisationstheater nicht nur unrealistisch, sondern auch irrelevant, denn gerade die Unvorhersehbarkeit schuf eine lockere und ungezwungene Atmosphäre, die den Abend besonders angenehm machte.
Die regelmäßigen Einschübe des Moderators, der die Schauspieler:innen animierte auf etwa bestimmte Eigenschaften ihrer Charaktere zurückzukommen und auch die „Geheimaufträge“ mancher Rollen, gaben der Darbietung die nötige Würze und sorgten für zusätzliche Dynamik untereinander.
Der Abend mit der studentischen Gruppe „die Feindbananen“ war eine erfrischende Erfahrung, die eine willkommene Abwechslung zu sonstigen Theaterprogrammen bot. Wo sonst feste Strukturen ein Theaterstück prägen, sind die Grenzen eines Skripts im Improvisationstheater aufgehoben. Eine charmante Erinnerung daran, dass Theater vor allem Spaß machen sollte, was die Vorstellung auf jeden Fall erfüllte.