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Gerd Zinck, Paul Trempnau, Gabriel von Berlepsch, Tara Helena Weiß | © Photo: Thomas Müller
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Deutsches Theater

Vom Echo der Vergangenheit zur Reflexion der Gegenwart 

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Premiere von »La Revolution #1 – Wir schaffen das schon«
von Jasmin D'Amico, erschienen am 09. September 2024

Radikale Veränderungen, gesellschaftlicher Zwiespalt, sowie Brutalität kennzeichneten die Zeit der Französischen Revolution. Unter dem Leitspruch „Liberté, Égalité, Fraternité“ sollte die Demokratie einen Neubeginn der Gesellschaft einläuten und dabei, wenn notwendig, auch über Leichen gehen. Eine faszinierende geschichtliche Epoche, die auf die Bühne des Deutschen Theaters geholt wurde.

Premiereabend im Deutschen Theater  

Am Freitag, den 6. September befinden sich die Besucher:innen des Deutschen Theaters zur Premiere von » La Revolution #1 – Wir schaffen das schon «  von Joël Pommerat und dargestellt unter der Regie von Schirin Khodadadian, in den Stunden vor der Französischen Revolution. Die Stimmung ist hitzig, denn es soll eine neue Verfassung ausgearbeitet werden, die allen Interessen der drei Ständen des französischen Volkes entspricht. Die Besucher:innen sitzen direkt im Geschehen und werden Teil dieser Debatte, in der es um die Zukunft des Landes geht. Doch geht es wirklich noch um das Jahr 1789? 

Vergangenheit trifft Gegenwart: Ein Spiegel der Gesellschaft

Pommerats Intention war es, Vergangenes darzustellen, um die auch heute noch relevanten Probleme zu beleuchten.  Deutlich wird dies auch durch die Kostümwahl. Während der König hauptsächlich dem Absolutismus entsprechende Kleidung trägt, zeigen sich die anderen Darsteller zum Beispiel die Abgeordneten der Nationalversammlung in klassisch modernen Anzügen, passend zu ihren revolutionären Gedanken. 

Doch die Nationalversammlung ist gespalten. Radikale und gemäßigte Ideen stehen einander gegenüber und müssen herausfinden, dass die Frage nach der Bedeutung der Demokratie nicht innerhalb kurzer Zeit beantwortet werden kann – wenn sie denn jemals Einigung findet. Ein großes und spannendes gesellschaftliches Problem, das durch diese Inszenierung aufgegriffen wird und auch in dem ein oder anderen Gerangel endet.

Vielseitigkeit auf der Bühne

Auf der Bühne stehen an diesem Abend 16 Schauspieler:innen, die jeweils mehrere Rollen übernehmen. Oft auch gänzlich gegensätzliche, sodass eine große Bandbreite von schauspielerischer Leistung abverlangt wird. Die Darsteller sind auch immer wieder in den Reihen des Publikums zu finden. Trotz der Vielzahl an Akteuren bekommt jeder Einzelne dennoch die Möglichkeit, mit seinem schauspielerischen Talent zu überzeugen. Besonders hervorzuheben ist hier unter anderem Tara Helena Weiß, die in der Rolle der Abgeordneten Frau Lefranc brilliert. Ihre rhetorischen Fähigkeiten (wenn nicht sogar Imitationen politischer Persönlichkeiten) und ihre Überzeugungskraft innerhalb der Streitigkeiten der Nationalversammlung, machen es fast unmöglich, nicht von ihrem fanatischen Gedanken beeinflusst zu werden. Doch während des gesamten Stückes bleibt es schwierig  eine Seite zu wählen, denn hat man sich gerade entschieden, so gibt es doch wieder stärkere Argumente der Gegenseite. Auch für den König bleibt es sichtlich problematisch, Position zu beziehen. Grandios von Volker Muthmann gespielt, erkennt man, dass der absolutistische Herrscher wenig von der eigentlichen Aufgabe versteht, ein Land zu regieren und mit der Realität – den Unruhen und Gewalttaten der Französischen Revolution – eigentlich nichts zu tun haben wollte.  

Ein Theatererlebnis inmitten der Revolution

Der Theater selbst wird  zum politischen Forum, das auch ohne Bühnenbild funktioniert. Durch verschiedene stilistische Mittel werden die zweieinhalb Stunden vielfältig gestaltet. Live-Übertragungen auf Leinwänden und Nachrichten auf Bildschirmen lassen die Grenzen zur heutigen Zeit verschwimmen. Und auch die Nutzung des gesamten Saals durch die Schauspieler verstärken das dynamische Erlebnis des Stückes.

Ein Premierenabend, wie er sein sollte: Ein hochaktuelles Stück, dass vor allem auch Tiefgang bewies. Es wurde laut, es wurde hitzig und aggressiv. Kraftvolle und rhetorisch brillante Passagen der einzelnen Schauspieler:innen versetzen das Publikum mitten in die brennenden Fragen damaliger und heutiger Gesellschaft und eröffneten Raum für eigene Reflexionen. Die neue Künstlerische Co-Leiterin des Deutschen Theaters und Regisseurin dieser Produktion, Schirin Khodadadian, meistere es, einem großen Ensemble  vielfältige Darbietungsmöglichkeiten zu eröffnen, die durch ihre Intensität überzeugten. Ein Besuch lohnt sich daher auf ganzer Ebene.

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