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Youngjoo Lee , Friederike Wendt und Ji-Hwan Hong | © Manga von Keanu Demuth
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Clavier-Salon

Eine unerwartete, aber grandiose Performance

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Geigerinnen Friederike Wendt & Youngjoo Lee mit Pianist Ji-Hwan Hong
von Keanu Demuth, erschienen am 27. August 2023

Dies war vielleicht ein kleiner Schock für Gerrit Zitterbart, Besitzer des Clavier-Salon Göttingen: Eigentlich sollte am 25. August niemand geringeres als das Amelio Trio ein fantastisches Konzert im Clavier-Salon aufführen. Am Tag der Aufführung erfuhr der Betreiber des Salons aber, dass die Aufführung leider krankheitsbedingt abgesagt werden muss. In wenigen Stunden musste Pianist Zitterbart also Kammermusiker finden, die anstelle des Trios für eine gute Performance im Clavier-Salon sorgen. Ein unmögliches Unterfangen? Nicht für Gerrit Zitterbart. In letzter Minute konnte er drei sehr talentierte Musiker finden, die für das Amelio Trio einspringen konnten: Die Geigerinnen Friederike Wendt und Youngjoo Lee sowie Pianist und Korrepetitor Ji-Hwan Hong. Anstelle von Joseph Haydn führten das „neue Trio aus Hannover“ Werke von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Maurice Ravel und Franz Schubert auf.

Friederike Wendt atmete nochmal ganz tief ein, konzentrierte sich und schließlich führte sie gewandt den Bogen über die Saiten ihrer Geige: Mit einem aufregenden und leicht romantischen Violinen-Einstieg entführte sie das Publikum in die Musik von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Die drei Musiker starteten mit Mendelssohn-Bartholdys Violinsonate f-Moll op.4. Nachdem Wendt für einen famosen Einstieg mit der Violine sorgte, setzte Ji-Hwan Hong mit seinem virtuosen Klavierspiel ein. Es folgte ein großartiges Zusammenspiel beider Stimmen. „Mendelsohns Musik wirkt sehr jung und frisch, da er seine Musik mit 14 Jahren komponiert hat,“ erklärt die Geigerin. „Im Vergleich zu anderen Musikern sind seine Kompositionen sehr ‚großgedacht‘ und er nimmt auch oft Bezug auf Beethoven.“ Dieser von Beethoven inspirierte Stil konnte Hong meisterhaft zur Schau stellen: Der Pianist spielte tiefe bedrohliche Klänge auf dem Klavier, die immer schneller, dramatischer und lauter wurden. Diese Passagen ähnelten der 5. Sinfonie von Beethoven. Nach dieser dramatischen und etwas bedrohlichen Stelle folgten aber wieder schöne kantable Melodien von Hong auf dem Klavier, die anschließend hervorragend von Friederike Wendt auf der Geige nachgespielt wurden. Als „großgedacht“ kann man diese Sonate sicherlich bezeichnen, es gibt sozusagen ein Wechselbad der Gefühle. Hong und Wendt schafften es auf wunderbare Weise, mit ihrem Spiel diese verschiedenen Gefühlseindrücke zu vermitteln. „Unsere Rolle ist es die Gefühle vom Stück zu transportieren. Und wir müssen das Stück interpretieren für das Publikum.“ Dies ist dem Trio mehr als gelungen in dieser Komposition und in den darauffolgenden. Mit einem fesselnden lauten und schnellen Zusammenspiel von Hongs Piano und Wendts Violine beendeten die Kammermusiker den Abstecher in die Musikwelt von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Für ihren gelungene Auftritt wurden Friederike Wendt und Ji-Hwan Hong frenetisch gefeiert. „Wir sind überglücklich und man merkt, dass die Zuschauer wirklich da sind, um die Musik zu genießen,“ erzählt Violinistin.

Auf Mendelsohn-Bartholdy folgte Maurice Ravel mit „Sonate für Violine und Klavier.“ Nun konnte die begnadete Geigerin Youngjoo Lee die Bühne im beschaulichen Clavier-Salon betreten. Schnell und explosiv eröffnete sie mit ihrer Violine die Tür in das musikalische Reich von Maurice Ravel. Auch Pianist Ji-Hwan Hong war nicht zu stoppen und spielte auf sehr schnelle Weise die Tonleiter rauf und runter. Auch die schnellen, hektisch-wirkenden Staccato Passagen von Lee auf der Violine überzeugten das Publikum. Youngjoo Lee beeindruckte außerdem als sie langsam einen schrillen Ton auf den Saiten ihrer Violine gehalten hat. Als sie auch noch anfing, wundervoll die Saiten mit ihren geschickten Fingern zu zupfen, waren die Zuschauer:innen ganz begeistert. In dem Satz „Blues“ konnte Hong sogar noch etwas den „Ray Charles“ in sich rauslassen und spielte eine Schlagzeugähnlichen Rhythmus auf dem Klavier. Auch hier war das Publikum verblüfft von dem leichten Wechsel im Musikstil. „Man könnte Ravels Musik als klangliche Fantasie bezeichnen,“ so Hong.

Nach der kleinen Pause folgte Franz Schuberts Sonate A-Dur, D 574 als dritter und finaler Teil des Musikabends. Zusammen spielten Youngjoo Lee und Ji-Hwan Hong sehr schnelle hohe und abgehakte Melodien, die für viel Dramatik sorgten. Auch hier spielte Youngjoo Lee die Geige mit viel Leidenschaft und kreierte sogar einen Sound mit ihrem Instrument, der ein wenig an Folk oder slawische Musik erinnerte. Bei den mal heiteren, mal nervenaufreibenden Triller-Abschnitten hüpften Ji-Hwan Hongs Finger währenddessen blitzschnell von einer Seite des Klaviers auf die andere. In seinem Gesicht konnte man sehen wie sehr er die Musik fühlt und auslebt. Er war wirklich mit Leib und Seele dabei und wurde eins mit der Musik. Mit einem sehr mitreißenden lauten Schlussteil beendeten Hong auf dem Klavier und Lee auf der Geige Schuberts Stück. Bei diesem grandiosen Abschluss sind die Zuschauer:innen beinahe schon automatisch aus ihren Sitzen gesprungen.

Einfach ein phänomenaler Auftritt! Eine unerwartete, aber grandiose Performance lieferten die die Geigerinnen Friederike Wendt und Youngjoo Lee zusammen mit dem Pianisten Ji-Hwan Hong ab. So spontan einzuspringen und dann auch noch so virtuos zu spielen ist einfach nur bemerkenswert. Bei allen drei Musikern hat man als Zuschauer:in gemerkt, wie tief sie in die Musik versunken sind, um die bestmögliche Interpretation der Kompositionen zu präsentieren. Der Fleiß und Schweiz, den die jungen Geigenspielerinnen und der Korrepetitor in die Stücke gesteckt haben, muss jedenfalls ganz groß gelobt werden. Hut ab!

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