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Adrian Adlam, Thomas Hell und Ben Goldscheider (von links) in der Zehntscheune Freden | © Photo: Michael Schäfer
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Fredener Musiktage

Dichtes Netzwerk von Dialogen

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Kammermusikkonzert mit der Camerata Freden
von Michael Schäfer, erschienen am 03. August 2024

Mit einem grandiosen Kammermusikkonzert sind am Mittwoch die 33. Internationalen Musiktage fortgesetzt worden. Die Camerata Freden – diesmal besetzt mit Ben Goldscheider (Horn), Adrian Adlam (Violine) und Thomas Hell (Klavier) – präsentierte Trios von Carl Czerny, Huw Watkins und Johannes Brahms. Das Publikum war hell begeistert.

Carl Czerny, jüngerer Zeitgenosse Beethovens und blendender Pianist, ist Klavierspielern nicht unbedingt sympathisch. Mit seinen Etüdenwerken wurden Generationen angehender Pianisten getriezt. Sein Horntrio op. 105 ist ein wunderbarer Beleg dafür, dass er auch sehr ausdrucksstarke, wirkungsvolle Musik schreiben konnte. Zwar verrät die Machart des Trios Czernys Vorliebe für sein eigenes Instrument deutlich, doch sind Violine und Horn an der motivischen Arbeit vielfach gleichberechtigt beteiligt, wenn auch der virtuose Glanz vor allem den Klavierpart auszeichnet.

Pianist Thomas Hell widmete sich seinem kräftezehrenden Part mit Hingabe, war in seinem wieselflinken Spiel nicht nur technisch brillant, sondern hochexpressiv, schuf scharfe musikalische Konturen und bildete mit seinem Partnern stets ein dichtes Netzwerk von Dialogen. Adrian Adlam konnte seinen klangstärkeren Kollegen kraftvoll Widerpart bieten, setzte markante Akzente und bot im Adagio auch wunderbar lyrische Passagen. Hornist Ben Goldscheider, der bereits im Eröffnungskonzert mit seinem hochvirtuosen Part im „Till Eulenspiegel“ von Richard Strauss das Publikum begeistert hatte, hatte hier noch vergleichsweise wenig zu sagen. Doch das sollte sich umgehend erheblich ändern.

Das 2008 entstandene Horntrio des 1976 in Südwales geborenen Komponisten Huw Watkins schloss sich an. Goldscheider und Watkins kennen sich gut, gerade hat Goldscheider das neue Hornkonzert von Watkins uraufgeführt. Zwei Ausdrucksqualitäten bestimmen das Trio: ein kraftstrotzender, ungestüm drängender musikalischer Gestus, in dem der Komponist die Grenzen dynamischer Steigerungsmöglichkeiten auslotet, und sanfte, zurückgenommene Passagen, in denen die drei instrumentalen Farben sich einander nähern, ja zum Teil miteinander verschmelzen.

Die drei Musiker widmeten sich dem technisch sehr anspruchsvollen Werk mit Feuerund bewiesen dabei ein enormes Kraftpotenzial. Damit entzündeten sie die gebannt lauschenden Zuhörer, die ihre Begeisterung für diese leidenschaftlich-lebenspralle Musik in lautstarkem, lang anhaltendem Beifall bewiesen. Dass dieses Werk mit scharfen Dissonanzen aufwartet, nicht etwa einen bequemen Genuss bietet, spielte überhaupt keine Rolle. Denn Watkins hat uns etwas zu sagen. Mit seiner sehr emotionalen Botschaft konnte er dank des hochengagierten Einsatzes der Musiker das Publikum im Sturm erobern.

Das populärste Werk im Horntrio-Repertoire hatte sich das Ensemble für den Schluss aufgespart: das Trio Es-Dur op. 40 von Brahms, in dem ebenfalls Stürme der Leidenschaft toben, das aber auch vor allem im langsamen Satz tieftraurig-introvertierte Regionen erkundet, wobei die Tonart es-Moll eine ganz besondere Düsternis heraufbeschwört. Auch Brahms spart nicht mit virtuosen Anforderungen, die alle drei Musiker gleichermaßen zu bewältigen haben. Wunderbar, mit welcher Delikatesse etwa Pianist Thomas Hell die unterschiedlichen Farbnuancen entwickelte, mit welcher Präzision er Akzente setzte und auch in den von Brahms bevorzugten tiefen Lagen seines Instruments immer klangliche Transparenz erzielte. Adrian Adlam fügte sich kammermusikalisch perfekt ein. Man spürte allerorten, wie sehr ihm die Brahmssche Musik am Herzen liegt, wie er ihre emotionale Tiefe liebt. Und wenn Brahms geigerische Virtuosität verlangt, dann stellt dies Adlam nicht eitel heraus, sondern bleibt zuchtvoll im musikalischen Gestus.

Bleibt nur noch zu schwärmen vom Hornspiel Ben Goldscheiders, der die melodischen Linien mit himmlischer Wärme und sängerischem Ton gestaltet, den die Allegro-Eskapaden des Scherzos ebenso wenig aus der Fassung zu bringen vermögen wie das Feuer des Finales. Er beherrscht sein Instrument mit einer ganz selbstverständlich wirkenden Souveränität, es hat den Anschein, als müsse er sich dabei überhaupt nicht anstrengen. Zumindest sieht man das nicht. Fabelhaft.

BU: Adrian Adlam, Thomas Hell und Ben Goldscheider (von links) in der Zehntscheune Freden. Photo: Michael Schäfer

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