Erstmals seit der Gründung 1995 gestaltet das Göttinger Barockorchester ein Saisonprogramm in seiner Heimatstadt. Der Auftakt der Reihe »Barockes Europa« am 7. August im Alten Rathaus Göttingen war vielversprechend: das Konzertthema »Italien« lockte viele Zuschauer in die ehrwürdige Rathaushalle – am Ende gab es begeisterten Beifall und zahlreiche „Bravi“.
»Italien« war das Motto des ersten Konzertes in der Saison für den Herbst 2024. Hans-Henning Vater und Katharina Arendt an den Violinen, Konstanze Waidosch am Violoncello und Antonius Adamske am Cembalo gestalteten ein kurzweiliges und spannendes Programm. Der Bassist Janno Scheller ergänzte das Ensemble.
Der Abend begann in Bergamo der Aria sopra »La Bergamasca« von Marco Uccellini. Der Komponist des 17. Jahrhunderts war ein herausragender Violinist und hat die lebhafte und tänzerische Melodie eines traditionellen Volkstanzes als Grundlage genommen, die er für zwei Violinen überaus virtuos variiert und verziert hat. Vater und Arendt setzten hier gleich ein Ausrufezeichen für den weiteren Verlauf des Abends.
Wie sich der Musikstil Italiens weiter entwickelte, war in der Triosonate von Giuseppe Valentini zu hören. Die Unterschiede wurden zusätzlich durch die lockere und sehr fundierte Moderation von Antonius Adamske erklärt. Das war beim Cembalokonzert „nach italienischem Gusto“ von Johann Sebastian Bach besonders hilfreich, war Bach doch nie in Italien gewesen. Auch ist das Stück für ein zweimanualiges Instrument komponiert – das in Italien gar nicht gebräuchlich war. Adamske spielte es daher auf dem wunderschönen einmanualigen Cembalo des Barockorchesters und bewies seine hohe Musikalität und Virtuosität am Instrument.
Es folgten noch Werke von Arcangelo Corelli, Tomaso Albinoni, Francesco Geminiani und Antonio Vivaldi. Fehlen durfte natürlich nicht Georg Friedrich Händel, der den Italienischen Stil so erfolgreich in England gepflegt hat. Für zwei Recitative und zwei Arien aus der in Italien entstanden Oper »Agrippinia« übernahm Janno Scheller den Gesangspart. Mit kräftiger Stimme ließ er die Figur des Ottone zwischen Hoffnung und Verzweiflung erklingen. In diesem Frühwerk wurde bereits die große Fähigkeit Händels zur dramatischen und emotionalen Ausdruckskraft deutlich.
Als Zugabe gab es noch einmal Händel: es erklang die berühmte Arie »Verdi prati« aus der Oper Alcina. Ruggiero besingt die prachtvollen grünen Wiesen (verdi prati) eigentlich mit seiner Countertenor-Stimme. Auch mit der Bass-Stimme Schellers wurden die melancholischen Stimmungen und die tiefgründigen Gefühle hör- und spürbar.
Nach 90 kurzweiligen Minuten wollte der Applaus kaum ein Ende nehmen. Das war absolut berechtigt, musizierten Henning Vater, Katharina Arendt, Antonius Adamske, Konstanze Waidosch und Janno Scheller doch auf höchstem Niveau. Barockmusik vom Feinsten!
Am 4. September geht es in der Reihe »Barockes Europa« nach England. Dann sind einige Komponisten erneut zu hören, allen voran natürlich Georg Friedrich Händel, aber auch Francesco Geminiani mit seinen englischen Volksweisen. Der Vorverkauf für das Konzert hat bereits begonnen, Tickets gibt es an allen Reservix-Vorverkaufsstellen und hier im Ticketshop des Kulturbüros.