Der Beschluss des Finanzausschusses der Stadt Göttingen, dem Kunsthaus Göttingen keinen einmaligen Zuschuss in Höhe von 200.000 Euro zukommen zu lassen und damit das Ende des Kunsthauses nach nur 4 Jahren zu besiegeln, löst in Göttingen Bestürzung und Empörung aus.
Der Verein KUNST e.V., Verleger Gerhard Steidl und auch Kunsthaus-Geschäftsführerin Dorle Meyer äußern sich öffentlich zur geplanten Schließung.
Inzwischen wurde eine Petition gestartet, um das Kunsthaus zu erhalten.
Der Kunst e.V. meint, „Dass nun eine Mehrheit der Ratsfraktionen ohne weitere Prüfungen das Ende des Kunsthauses erklärt, ist eine Bankrotterklärung und stößt nicht nur die großen Sponsoren wie Sartorius oder Otto Bock vor den Kopf, sondern schwächt auch das Kulturangebot der Stadt, welches ein wichtiger Standortfaktor für den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Göttingen ist. Damit wird auch das in der Entwicklung befindliche Kunstquartier ad acta gelegt, bevor es seine Wirkung für die Stadt entfalten konnte.“ Der Verein schlägt deshalb vor, alle Vorschläge wie die Gewinnung neuer Sponsoren und Unterstützer, die Erhebung von Eintritt oder eine Kooperation mit dem Kunstverein Göttingen und andere zu prüfen und nach Lösungen zu suchen, die das Kunsthaus in dieser oder einer anderen Form retten könnten. Er weist darauf hin, dass viele der Kosten des Hauses mit seiner sehr aufwendigen Klimatechnik weiter bestehen blieben und zudem die Rückzahlung der Bundesfördermittel droht.
„Jetzt ist Mut und eine konstruktive Zusammenarbeit vieler nötig, um Schaden von der Stadt Göttingen abzuwenden,“ meint der Vorstand von KUNST e.V. mit Anne Moldenhauer, Franziska Vivaldi, Willi Arnold und Nils König.
Dorle Meyer, Geschäftsführerin der Kunsthaus gGmbH, zeigt sich schockiert und weist darauf hin, dass die gGmbH in den letzten 3,5 Jahren Ausstellungen auf höchstem Niveau präsentiert und es zugleich zum Ort für Austausch, Vermittlung und Lernen etabliert habe – so, wie es die Erwartung und der Auftrag an das als neuer regionaler Kunstanker errichtete Haus sei.
„Ein so erfolgreich agierendes Haus zu schließen, wäre für Göttingen ein großer Verlust und wäre zu einem Zeitpunkt, wo die gGmbH in einen Normalbetrieb mit Eintrittseinnahmen und effektivem Ausstellungsturnus überführt werden soll, eine vertane Chance,“ meint Meyer. Auch sie verweist auf die hohen Fördersummen, vor allem vom Bund, die zweckgebunden sind. Durch eine Schließung des Hauses könnten hohe Rückzahlungen die Folge sein.
In einem Interview mit dem Göttinger Tageblatt vom 8. November wird der Verleger Gerhard Steidl deutlich: die erforderliche Summe von 200.000 Euro empfinde er eher als niedrig, „wenn man bedenkt, was das Kunsthaus allein für den Tourismus bedeutet. Menschen kommen gezielt aus anderen Städten zum Kunsthaus, weil die Ausstellungen eben nicht Kreisklasse sind, wie von der CDU unterstellt. Wer das behauptet, hat keinerlei Verständnis von Kunst und Kultur.“
Die Fraktionen von CDU und den Grünen im Rat stehen zu Ihrem Entschluss, einzig die SPD steht hinter dem Konzept des Kunsthauses. Die endgültige Entscheidung trifft der Rat der Stadt in seiner Sitzung am 15. November.
Inzwischen wurde eine Petition für den Erhalt des Kunsthauses gestartet. Hier ist die Petition veröffentlicht, Unterstützer:inen können sie online unterzeichnen. In dem Aufruf heißt es:
"Das Kunsthaus ist weit mehr als ein Gebäude – es ist ein lebendiger Ort der Begegnung, der Bildung und ein bedeutender kultureller Anker unserer Stadt. In den wenigen Jahren seines Bestehens hat es internationale Künstlerinnen und Besucherinnen nach Göttingen gebracht und sich als wesentlicher Bestandteil unserer Kulturlandschaft etabliert. Über 35.000 Menschen aus mehr als 35 Ländern haben die Ausstellungen und Bildungsprogramme des Kunsthauses erlebt, darunter auch viele Schulklassen und Gruppen, die Kunst auf barrierefreie und inklusive Weise entdecken durften.
Die Entscheidung des Finanzausschusses, die geplante finanzielle Unterstützung zu verweigern, bringt das Kunsthaus nun in eine existenzielle Krise. Eine Schließung würde eine kulturelle Lücke hinterlassen, die Göttingen nicht so leicht füllen kann. Der Erhalt des Kunsthauses ist von enormer Bedeutung – für die kulturelle Vielfalt und den internationalen Austausch, der Göttingen so bereichert."