Abends wurde es schaurig im ThOP: Mit »Werwölfe – die Show« endete die vielbesuchte »Improv Summer Madness« am 5. August. Basierend auf dem Gesellschaftsspiel »Die Werwölfe von Düsterwald« kreierte das Improtheater-Team eine einzigartige Gruselshow, bei dem besonders das Publikum eine besondere Rolle gespielt hat: Die Zuschauer:innen mussten als „rettendes Dorfgericht“ entscheiden, welcher der Akteure auf der Bühne als fleischfressender Werwolf verurteilt und auf dem Schafott hingerichtet werden soll.
Zu dem Cast dieses Gastspiels gehörten Improspieler:innen aus der Göttinger und Mainzer Improtheaterszene. Natürlich gab es ein Wiedersehen mit den »Improsant«-Darstellern wie Beatriz Beyer, aber auch Improspieler:innen von den »Querquasslern«, den »Feindbananen« und der »Comedy Company« aus Göttingen waren vertreten. Aus Mainz kam Paul Ziehmer mit seinen Kollegen von »Die Affirmative« angereist, der zusammen mit den Spielerinnen und Spielern der Göttinger Improtheaterszene das Format erarbeitete.
Auf der gruseligen von Kerzenlicht erhellten Bühne erschien Paul Ziehmer in einem dunklen Gewand mit einer Laterne in der Hand und erklärte den Zuschauerinnen und Zuschauer, dass sie jetzt Mitglieder des schaurig-schönen Dorfes Düsterwald sind. Zu unheimlicher Orgelmusik von Lukas Liebich erklärte er, dass das Schicksal darüber entscheiden wird, welcher der Hauptakteure vom Fluch des Werwolfs befallen wird. Er bat einem Zuschauer, die Karten zu mischen, um zu zeigen, dass nichts geskriptet ist und jeder der Darsteller zu einem Werwolf werden könnte. Auf der verdeckten Karte, die jeder „Dorfbewohner“ ziehen musste, war somit sein Schicksal geschrieben. Die Darsteller, die eine Wolfskarte gezogen haben, konnten somit heimlich auf die Jagd gehen und sich ein unschuldiges Opfer aussuchen.
An dieser Stelle muss das Team hinter »Improv Summer Madness« für ihre Kreativität einfach ganz groß gelobt werden. In jeder Runde führten die Darsteller als Dorfbewohner ihre gewohnten Tätigkeiten aus wie Uhrmacher oder Gastwirtin bis Ziehmer sie vor schauriger Kulisse alle zusammenrief. Wie ein Sensenmann mit Kapuze zeigte er auf die Person, die vom versteckten Wolf getötet wurde. Bevor das Opfer die Bühne für immer verließ, nahm es wie in einer Gedenkstunde eine Kerze in die Hand und sprach seine letzten Worte. Besonders über den Abgang von Charlotte Kaletsch als die sympathische Tante Lucinde waren die Zuschauer:innen sehr traurig. Nachdem das Opfer von der Bühne geholt wurde, rief Showmaster Ziehmer das „Tribunal“ auf. „Was wollen wir?“ fragte Ziehmer und die Zuschauer:innen antworteten „RACHE!“ Der »Affirmative«-Darsteller wusste es gekonnt, die Stimmung im Publikum anzuheizen. Bei dieser nervenaufreibenden Show konnte man als Zuschauer einfach nicht anders, als mitzumachen. Das Publikum wurde dann zum Gericht und musste ihm stichhaltige Indizien und Argumente darlegen, warum dieser Dorfbewohner ein Werwolf sein muss. Viele im Publikum waren richtig mit Elan dabei und gaben dem Spielleiter gute Gründe, warum sie diesen Bewohner verdächtigten. Zum Beispiel gab das Publikum die Vermutung, dass der Künstler ein Werwolf sein muss, da er keine Stimme mehr hatte, und zwar vom vielen Heulen. Es wurden bei jedem Tribunal drei Verdächtige nach vorne gebeten, die sich nochmal verteidigen konnte. Besonders die Verteidigung von Lukas Mrowietz als uralter Uhrmacher brachte das Publikum zum Lachen, der das Publikum fragte, welches Motiv er hätte, um die verliebte Lucinde zu töten. Der hundertjährige Uhrmacher erklärte, dass er schließlich die Romantik erfunden hätte. Diese lustigen Sprüche und Einfälle machten die Show wirklich zu einem spaßigen Erlebnis. Der Uhrmacher wurde verschont und der Künstler wurde aufs Schafott gebracht. Ziehmer bat das Publikum immer dazu auf, den Namen des Verdächtigen am lautesten zu Schreien. Auch die Verurteilten nahmen eine Kerze in die Hand und hielten eine letzte Rede. Es war als Zuschauer immer extrem spannend, die Auflösung zu verfolgen: Liegen wir nun richtig, oder haben wir einen Unschuldigen aufs Schafott gebracht? Als der Verurteilte seine Karte hochzeigte, kam die Erleichterung: Eine Wolfkarte, er war ein Werwolf, wir lagen richtig!
Nach der Verurteilung ging das Dorfleben weiter. Die »Improv Summer Madness«-Darsteller spielten mehrere Runden hintereinander bis nur noch drei Überlebende übrig waren. Zuvor hat das Publikum weise gewählt und drei von den vier versteckten Wölfen gefunden. Nur einen Unschuldigen hatte es auf dem Gewissen, der Schreiner. Bei dem letzten Tribunal verurteilte das Publikum die Wirtin, gespielt von Lynn Ostersehlt. Um die Spannung zu halten, wurde sie ohne Erklärung oder Auflösung von der Bühne gebracht. Zum Schluss blieben nur noch Thius Vogel und Lukas Mrowietz übrig und beschuldigten sich gegenseitig, ein Wolf zu sein. Während sich die beiden bekämpften, kam die Ostersehlt als Wirtin zurück auf die Bühne und sprach zum Publikum: „Wir hätten so eine schöne Feier haben können in meiner Schenke …. und dann hätte ich euch alle GEFRESSEN!“ Mit einem lauten und eindrucksvollen Wolfsheulen verließ sie die Bühne. Die zwei letzten Überlebenden merkten folglich, dass sie sich zu Unrecht beschuldigten. Das Dorfgericht schaffte es somit, den Fluch in Düsterwald zu brechen.
Dank des kreativen Konzepts und des spannenden Spielablaufs war »Werwölfe – die Show« eine nervenzerreißende Aufführung, bei dem die Zuschauer:innen einfach nicht anders konnten, als mitzumachen. Die lustige und vor allem dramatische Spielweise der Darsteller sorgte für Nervenkitzel pur. Auch die gruselige Horror-Musik von Lukas Liebich und die schaurigen Lichteffekten auf der Bühne machten die Aufführung zu einer Show mit Gänsehautgarantie.