Fans von Arztserien und Soap Operas wie »Emergency Room« kamen im Theater im OP voll auf ihre Kosten: Im Rahmen des »Improv Summer Madness« führten die Schauspielerinnen und Schauspieler von Improsant das Stück »Diagnose Herzflimmern: Eine improvisierte Krankenhaussoap« auf.
Am Abend des 22. Juli sind die Zuschauer zahlreich im ThOP erschienen, um zusammen mit den Darsteller:innen von Improsant einen spannenden Tag in der Klinik zu erleben und zu gestalten. Wie es sich für eine Seifenoper gehört, standen neben medizinischen Eingriffen Beziehungsdramen zwischen den Ärzten, Patienten und Krankenhausmitarbeitern natürlich im Mittelpunkt. Das besondere an diesem Abend war aber wieder, dass die Zuschauer selbst bestimmten, in welcher Beziehung die Akteure zueinander stehen, welche Vorlieben sie haben und mit welchen Lasten sie zu kämpfen haben. Selbst wie diese Folge von »Diagnose Herzflimmern« überhaupt heißen soll wurde vom Publikum vorgeschrieben. So entstand eine einzigartige Aufführung von Improsant, die es so nur an diesem Samstagabend gegeben hat.
Zunächst traten die sympathischen und überaus witzigen Schauspielerinnen und Schauspieler von Improsant auf die Bühne, damit sie das Publikum Fragen zu ihren Figuren stellen konnten. Beatriz Beyer spielte die Ärztin Isabel Maria Diaz, die erst seit einer Woche im Käte-Hamburger-Klinikum arbeitet, so der Wunsch des Publikums. Außerdem wünschten sich die Zuschauer:innen, dass Diaz eine echte Partylöwin, ein „Tornardo“ an Rave Partys ist. Deshalb erschien Isabel Diaz dann auch völlig verkatert zu Beginn des Stücks, einfach gute und lustige Improvisationskunst. Die Chefärztin Greta Steinberg, verkörpert von Lena Aust, hatte ein Geheimnis, über welches die Besucher:innen ebenfalls entscheiden konnten: Greta hat Angst vor Blut, natürlich sehr kontraproduktiv und amüsant für die Arbeit einer Ärztin und Chirurgin. Auf Gretas Angst vor Blut wurde bei der OP am Ende des Stücks noch besonders eingegangen.
Die lustigsten Charaktereigenschaften bekam aber gewiss der Arzt und Chirug Viktor Karlinski, verdammt lustig gespielt von Thius Vogel: Viktor wurde zum „touchy“ Arzt, der eine Riesenvorliebe für Fahrräder hat. Vogel als Arzt Viktor „fummelte“ daraufhin ständig an den anderen Darstellern rum, gab ihnen Massagen und sprach andauernd nur über Fahrräder. Als Viktor zum Beispiel seine Liebe zu Isabel gesteht sagt er leidenschaftlich: „Wenn ich dich sehe, geht mein Tacho immer auf Hundertachtzig!“ Bei dieser und weiteren Fahrradanspielungen konnten sich die Zuschauer oft vor Lachen kaum noch einkriegen.
Das Besondere an »Diagnose Herzflimmern« war zudem, dass das Stück wirklich wie eine TV Soap Opera aufgebaut war mit Titelsong, Intro, Werbeunterbrechung und Vorschau auf die nächste Folge. Lukas Liebich spielte auf dem Keyboard den »Diagnose Herzflimmern«-Titelsong mit Ohrwurm-Charakter. Als Liebich den Refrain „Hast du Herzflimmern/ dann bist du bei uns niemals allein“ gesungen hat, waren die Zuschauerinnen und Zuschauer schon ganz aus dem Häuschen. Wie in einem TV Intro präsentierte Liebich die einzelnen Schauspieler:innen: Das Scheinwerferlicht richtete sich dann auf den jeweiligen Darsteller und jeder von Ihnen nahm lachend eine kitschige Pose zu dem Titelsong ein, ganz wie in einem Sitcom- oder Soap-Intro. Allein dieses Intro war echt zum Schießen und brachte die Zuschauer:innen zum Schmunzeln. Serientypisch handelte es sich bei der Episode dieses Abends natürlich schon um „Folge 1307,“ mit dem Zuschauerwunschtitel „Im Netz der Gefühle.“ Diese kleinen Details gepaart der musikalischen Untermalung von Lukas Liebich und dem fantastischen Improvisationsspiel des Imrprov-Teams sorgten für Drama und Spaß pur.
Die Zuschauer:innen erfuhren, dass die eingewiesene Patientin, gespielt von Charlotte Kaletsch, in Wirklichkeit nicht Katharina Kleber, sondern Katharina Weber ist. Die Frau Weber, die die Stellen im Krankenhaus gekürzt hat. Das Publikum wurde Zeuge, wie Ärztin Greta Steinberg während der Operation von Katharina fast die Nerven verliert wegen dem vielen Blut und den Organen, die auf sie zugeflogen sind. Des Weiteren, sann Weber auf Zuschauerwunsch nach Rache, da Steinberg ihre Mutter zuvor bei einer gescheiterten OP nicht retten konnte. Und natürlich beobachtete das Publikum, wie Viktor der verspannten Chefärztin ständig die Schultern massierte, damit er den Job behält wegen seiner teuren Fahrräder. All das und viele weitere lustige und dramatische Szenen sah das Publikum im ThOP.
Besonders gerührt und amüsiert waren die Zuschauer besonders von der Romanze zwischen Katharina Weber und Haustechniker Lars, gespielt von Lukas Mrowietz, sowie dem seltsamen, aber auch niedlichen Liebesgeständnis von Viktor an Kollegin Isabel. Lars, der Haustechniker, erklärte Katharina erstmal, dass Gefühle „nicht so sein Ding“ seien. Bei diesem trockenen Witz lachten viele der Zuschauer aus vollem Halse. Als sich die beiden dann schließlich doch küssten, jubelte das Publikum ganz wild mit. Auch bei der Lovestory zwischen Viktor und Isabel bogen sich die Zuschauer:innen ganz vor Lachen, besonders auch wegen der komischen und doch sympathischen Spielweise von Thius Vogel. Viktors Liebesgeständnis an Isabel fand am OP-Tisch statt, auf welchem die um Luft schnappende Katharina lag. Trotz ihres schlechten Zustands entschuldigte sich die Patientin bei den Verliebten, da sie die beiden bei ihrem Liebesouting nicht stören wollte. Die Blumen die Viktor seiner Angebeteten dann gab, waren allerdings nicht die beste Wahl: Isabel beschwerte sich, dass die Blumen nur Bakterien in den OP-Saal bringen würden, woraufhin Viktor ganz schnell und leise mit „Tschuldigung“ antwortete. Diese komische Szene sorgte für sehr viele Lacher, vor allem, da Viktors Tacho bei Katharina immer auf Hundertachtzig ging. Einen Lachanfall bekamen die Zuschauer:innen auch als die Chefärztin Greta der Patientin Katharina in bester Darth Vader-Manier beichtete: „Ich bin deine Patentante!“ Das lustige Ende mit Vorschau auf die nächste Folge war ebenfalls ein gelungener Abschluss, der für zufriedene lächelnde Gesichter beim Publikum sorgte: Isabel feierte die geglückte OP mit einem Korkenknall, bei welchem die anderen Darsteller ganz nass wurden, und Viktor erklärte, dass die Klinik Hannover ihm einen Job angeboten habe und ein neues E-Bike gleich drauflegen würde. Wegen diesem improvisierten Fahrrad-Witz blieb vor Lachen erneut kein Auge trocken.
Improsant konnte mit ihrer lustigen Hommage an Seifenopern wie »Grey's Anatomy« oder »Emergency Room« auf ganzer Linie überzeugen. Die Schauspielerinnen und Schauspieler schafften es wirklich gekonnt, die Zuschauerwünsche auf amüsante Weise mit in das Improtheaterstück einzubringen und das Publikum auf sehr humorvolle Weise zum Lachen zu bringen. Auch die Musikuntermalung trug viel zum Geschehen bei, da die Musik immer passend zur Situation gespielt wurde: Als Katharina erfährt, dass sie einen Herzinfarkt bekommen könnte, spielte Lukas Liebich absteigende laute und tiefe Töne. Bei der OP spielte Liebich ganz schnell und leise auf dem Keyboard. Kurzum: Das gesamte Team hinter »Diagnose Herzflimmern« wusste, das Flair von Krankenhausserien und Soap Operas mit gutem Improvisationsschauspiel und erstklassiger Musik vollkommen einzufangen. Daraus kreierte Improsant ein sehr lustiges Stück, eine witzige Eigenentwicklung, die ohne der lustigen Einfälle der Zuschauer an diesem Abend so nicht entstanden wäre. Deshalb ist ein erneuter Besuch von weiteren Stücken des Improsant-Teams mehr als empfehlenswert, da jedes Mal andere Zuschauer:innen kommen und so auch das Improvisationspiel immer anders aussieht.
Weitere Vorstellungen von Improsant im ThOP folgen am 28. & 29.07. mit »Ein Mord ohnegleichen«, am 03. & 04.08 mit »Aufbruch nach Improvia« und am 05.08. mit »Werwölfe: Die Show«.