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Peter Kemper | © Manga und Photo: Keanu Demuth
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Literarisches Zentrum Göttingen & Göttinger Jazzfestival

Jazz als Ausdruck gegen Rassismus!

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Peter Kemper: »The Sound of Rebellion«
von Keanu Demuth, erschienen am 08. November 2024

Wie politisch ist der Jazz? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Musikjournalist Peter Kemper in seinem neuen Buch »The Sound of Rebellion«. Als Einstimmung auf das 47. Göttinger Jazzfestival beehrte Kemper das Literaturhaus Göttingen am 05. November und nahm das Publikum mit auf eine Reise in über 100 Jahre Jazz Geschichte. An diesem Abend legte er besonderes Augenmerkt auf die Jazzgrößen Rahsaan Roland Kirk, Charles Mingus, Louis Armstrong und den Jazznachwuchs Kamasi Washington.

Peter Kemper vertritt die These, dass Jazz schon immer in die Auseinandersetzung um Rassismus und soziale Ausgrenzung verstrickt war. Er behauptet, dass Jazz in einem Spannungsverhältnis der „Races“ stand. Eine soziale Musikgattung, die sich in einem rassisch geprägten amerikanischen Umfeld einen Namen machte. Für viele afroamerikanische Jazzmusiker wurde Jazz zum Ausdruck gegen Rassismus, wie auch Rahsaan Roland Kirk.

peter kemper rebellion photo 600Peter Kemper ist wahrlich eine Koryphäe in seinem Gebiet. Sehr lebendig und mit viel Leidenschaft erzählte von Kirks „Kampfansage“ 1971 in der »Ed Sullivan Show«. Rahsaan Roland Kirk kämpfte für die gerechte Behandlung von Schwarzen im Fernsehen und in Talkshows. Als Kirk und Charles Mingus auf der Bühne der »Ed Sullivan Show« standen, würden sie mit ihrem avantgardistischen Auftritt in die Jazz-Geschichte eingehen. Anstatt wie abgesprochen das angenehme Lied „My Cherie Amour“ zu spielen, entschieden sich die Musiker den wilden „Haitian Fight Song“ live zu performen. Mit ihrem „bewussten Sabotageakt," wie ihn Kemper beschreibt, setzten sie damit ein Zeichen gegen Rassismus. Der eingängige Riff sowie der „Call & Respond“-Charakter des Songs sollte das afroamerikanische Selbstbewusstsein ausdrücken und stärken.

Als Charles Mingus 1978 von Präsident Jimmy Carter ins Weiße Haus eingeladen wird, bricht der Musiker in Tränen aus. Die afroamerikanische Gesellschaft bekam endlich die Anerkennung, für die er jahrelang gekämpft hatte.

Von den 70ern machte Peter Kemper einen großen Sprung in die Gegenwart. Mit seiner EP »Harmony of Difference« setze auch Kamasi Washington ein musikalisches Statement. Kemper zeigte sowohl Bilder seiner gleichnamigen Ausstellung im Whitney Museum sowie Ausschnitte aus Washingtons Musikvideo. Verschiedene abstrakte Formen bilden ein Gesicht und Personen unterschiedlichster Hintergründe werden gezeigt. Kamasi Washington will Diversität fördern. Seine EP und Ausstellung ist ein Zeichen gegen die Abschottung in den USA. Ein sehr aktuelles Thema, denn sein Jazz-Werk veröffentliche Washington zur ersten Amtszeit von Donald Trump im Jahr 2017. Mit der Spaltung der US-amerikanischen Bevölkerung machte der Präsident viele Schlagzeilen. Für Kamasi Washington ist Diversität aber ein Geschenk! Dank seiner Zusammenarbeit mit Rapper Kendrick Lamar wurde Washington schließlich Türöffner für junge Leute für den „politischen Jazz“.

Auch im anschließenden Gespräch mit dem Publikum, moderiert von Jazzenthusiasten Ove Volquartz, gab es viele erkenntnisreiche Einblicke. Besonders hier merkte man, dass Peter Kemper ein waschechter Experte im Jazz- und Musik-Bereich ist, der wirklich jede einzelne Frage beantworten konnte. Kemper erklärte dem Publikum, dass Louis Armstrong seinen guten Ruf erst später bekam. Er hatte sich öffentlich bei Präsident Eisenhower darüber beschwert, dass schwarze Kinder vom Klu-Klux-Klan davon abgehalten wurden, in Little Rock zur Schule zu gehen. Nach seinen aggressiven und doch wahren Worten (er hat die Regierung als „Motherfucker“ bezeichnet) schickte der Präsident Truppen, die den Kindern den Schulbesuch endlich ermöglichten.

Ein sehr informativer und erkenntnisreicher Abend. Peter Kempers brachte seine Hingabe zum Jazz voll zum Ausdruck und präsentierte eine sehr aufschlussreiche und unterhaltsame Kompatkversion seines Buchs. »The Sound of Rebellion« ist eine sehr empfehlenswerte Abhandlung der Sozialgeschichte des Jazz und zeigt erneut, dass der Diskurs zu Black Music so vielfältig wie möglich sein sollte.

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