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Das Nari Baroque Ensemble in der Göttinger Albanikirche | © Photo: Alciro Theodoro da Silva
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Händel-Festspiele

Emotionale Tiefe und technische Brillanz

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Preisträgerkonzert in der Albanikirche mit dem Nari Baroque Ensemble
von Ilka Grimm, erschienen am 19. Mai 2024

Am 16. Mai 2024 erlebte die St. Albanikirche in Göttingen einen musikalischen Höhepunkt: Das Nari Baroque Ensemble, das bereits die diesjährige Göttinger Händel Competition gewann, präsentierte sich im zweiten Preisträgerkonzert und überzeugte mit einer meisterhaften Darbietung historischer Musik. Dieses Konzert, bei dem der mit 5.000 Euro dotierte Preis der Göttinger Händel-Gesellschaft e.V. verliehen wurde, bot im Vergleich zum Konzert am Vorabend eine leicht veränderte Programmfolge und einige neue Stücke, was auch bei Personen, die zu beiden Konzerten gegangen sind, für zusätzliche Spannung und Abwechslung sorgte.

Die Veranstaltung begann mit einer herzlichen Begrüßung durch Susanne Heller, die Vorsitzende der Göttinger Händel-Gesellschaft. Heller, eine engagierte Förderin der Barockmusik und langjährige Unterstützerin der Festspiele, würdigte die herausragende Leistung des Ensembles und überreichte anschließend den wohlverdienten Preis.

Das Konzert startete anders als am Vorabend mit einem Stück von Georg Freidrich Händel, nämlich „Meine Seele hört im Sehen (HWV 207)“. Diese Solokantate, die eine poetische Verbindung von Natur und Musik darstellt, gehört zu Händels schönsten Kompositionen. Das Ensemble meisterte dieses Stück mit bemerkenswerter Sensibilität und technischer Finesse. Givonis Sopran stach besonders hervor, ihre Stimme schwebte leicht über die fein ausgearbeiteten Linien der Instrumente. Die Arie verlangt eine klare Artikulation und emotionale Tiefe, beides Eigenschaften, die Givoni mit scheinbarer Mühelosigkeit erfüllte. Die Interaktion zwischen ihrer Stimme und der Blockflöte, gespielt von Hassoun, war besonders beeindruckend und verlieh dem Stück eine zusätzliche Ebene von Schönheit und Raffinesse. Das Ensemble schaffte es, die kontrapunktischen Elemente und die lyrischen Bögen der Musik so herauszuarbeiten, dass die Zuhörer:innen die poetische Verknüpfung von Naturbildern und musikalischem Ausdruck eindrucksvoll erleben konnten.

Ein weiterer Höhepunkt des Abends war Alessandro Scarlattis Ouvertüre: Dolce Sonno aus „Apenna chiudo gl’occhi (H56)“. Die lyrische Melodie und die ausdrucksstarken Textelemente wurden durch Givonis subtil nuancierten Gesang und die einfühlsame Begleitung des Ensembles zu einem eindrucksvollen Erlebnis. Die emotionalen Höhen und Tiefen des Stücks wurden wunderbar herausgearbeitet und hinterließen einen bleibenden Eindruck.

Besonders hervorzuheben ist auch die Aufführung von Händels „Nel dolce dell’oblio...Giache il sonno a lei dispinge“ aus der Kantate „Pensieri notturni de Filli“. Die Interaktion zwischen der Stimme und den Instrumenten, besonders die Dialoge mit der Blockflöte, erzeugten eine tief emotionale Atmosphäre, die das Publikum in ihren Bann zog. Die Darbietung zeigte einmal mehr die außergewöhnliche musikalische Intuition und das technische Können der Musiker. Besonders in Kombination mit der Rezitation, den Textteilen aus dem von Ensemble sogenannten „The Broken Heart Handbook“, welches Ratschläge für den Umgang mit einem gebrochenen Herzen gibt, kommen diese Werke noch mal anders zum Wirken.

Nach der Pause begann der zweite Teil des Konzerts mit Händels „Endless pleasure“ aus „Semele (HWV 58)“, einem Stück, das die Freude und Ausgelassenheit der Liebe thematisiert. Die Musiker zeigten erneut ihre technische Brillanz und ihre Fähigkeit, die lebhaften Rhythmen und eingängigen Melodien zum Leben zu erwecken.

Der Abend gipfelte in der Aufführung der Kantate „Spezza, Amor“, genauer der Sopranarie „Fortuna crudele“. Diese Szene, die die Qualen einer von Fortuna geplagten Seele darstellt, wurde von Givoni mit tiefem emotionalem Ausdruck und dramatischer Intensität gesungen. Die expressive Kraft und die dramatische Intensität dieses Stücks bildeten einen ergreifenden Schluss des Konzerts. Das Publikum in der St. Albanikirche war von der Darbietung des Nari Baroque Ensembles begeistert und forderte mit anhaltendem Applaus mehrere Zugaben.

Auch in diesem Konzert konnte das Nari Baroque Ensemble mit seinem durchdachten Konzept und der herausragenden musikalischen Qualität überzeugen. Ihre Fähigkeit, historische Aufführungspraxis mit emotionaler Tiefe und technischer Brillanz zu verbinden, macht sie zu einem der vielversprechenden Ensembles der Barockmusikszene. Somit wurde dem Publikum ein Abend voller Barockmusik und dem ein oder anderem Tipp für den Umgang mit Herzschmerz geboten, die auch für mehrere Lacher sorgten. Denn in dem Text der Rezitation, der von Yotam Haran selbst verfasst wurde, fanden sich wohl die ein oder anderen auch selbst ein Stück weit wieder.

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