Zur „Sommerlese“ hatte die Kirchengemeinde St. Johannis eingeladen. Ein Veranstaltungsformat mit Musik und Lesung, das in Coronazeiten entwickelt worden ist, wurde nun wieder neu aufgelegt. Den literarischen Part übernahmen Ana Mynhold, Michael Janßen und Manfred Eisner, den musikalischen Part übernahm Bernd Eberhardt am Klavier.
»Dreiklang der Poesie« nannten die drei Autor:innen die Zusammenstellung des Programms. Abwechselnd trugen sie eigene Gedichte vor, immer wieder ergänzt durch Klavierimprovisiationen von Bernd Eberhardt. Die große musikalische Klammer bildete dabei die Sonate op. 28 von Ludwig van Beethoven, deren ersten und dritten Satz Eberhardt zu Beginn und zum Abschluss des Abends spielte.
An dem Abend erklangen fast 70 meist kurze Gedichte – eine Menge Stoff wurde den Ohren der Zuhörer:innen zugemutet. Nahezu ohne Pausen erklang Gereimtes und Ungereimtes, Zeitloses und Brandaktuelles, witzig Ironisches und nachdenklich Ernstes. Es ging um Alles und um Nichts, es ging um Gott und die Welt. Eingeteilt in elf Kapitel, in denen versucht wurde, die Texte inhaltlich zu gruppieren.
Am Ende eines Kapitels nahm Eberhardt am großen Flügel in der Johanniskirche die Stimmung der vorgetragenen Gedichte auf und verarbeitete sie in eigenen Improvisationen. Das war großartig und fasste das Gehörte auf ganz eigene Art und Weise zusammen.
Man merkte Ane Mynhold, Michael Janßen und Manfred Eisner an, dass ihnen nicht nur das Schreiben der Zeilen, sondern auch der Vortrag viel Vergnügen bereiteten. Immer wieder wurde geschmunzelt, mit den Augen gezwinkert, deklamiert und postuliert.
Dieses Vergnügen übertrug sich auch auf das Publikum. Allein der zeitliche Rahmen war mehr als grenzwertig. Nach einer Stunde und 35 Gedichten gab es eine Pause. Zumindest beim Rezensenten machte sich etwas Erschöpfung breit. Nach der Pause ging es in ähnlichem Umfang weiter – wie dem Rezensenten berichtet wurde. Denn dieser hatte wegen einer gewissen Erschöpfung die Veranstaltung in der Pause verlassen.
Den Veranstaltern sei empfohlen, das gelungene Veranstaltungsformat der Sommerlese fortzusetzen, aber vom Umfang vielleicht auf ein bekömmlicheres Maß zu reduzieren.