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Flóra Fábri | © Mangazeichnung von Keanu Demuth
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Händel-Festspiele

Die Musen verzaubern Bremers Weinkellerei am Wall

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»Lesung, Wein und Musik«: »Ein Hoch auf die Musen«: Flóra Fábri und Anna Paula Muth
von Keanu Demuth, erschienen am 25. Mai 2023

Einen besinnlichen Abend der Musik und der Dichtung genoss das Publikum am 22. Mai in Bremers Weinkellerei am Wall: Die ungarische Cembalistin Flóra Fábri erweckte mit Johann Caspar Ferdinand Fischers Komposition »Musicalischer Parnassus« die Musen aus der griechischen Mythologie zum Leben. Unterstützt wurde sie dabei von der Schauspielerin Anna Paula Muth vom Deutschen Theater Göttingen, die ausgewählte Erzählungen über die Musen vorlas. Und was darf zu schöner Musik und Dichtung nicht fehlen: Natürlich ein gutes Glas Wein. »Lesung, Wein und Musik«, eine interessante und sehr passende Kombination, bei welcher die Zuschauerinnen und Zuschauer ihren Wein genießen, in die Musik eintauchen und sich von den Musen verzaubern konnten. Das Event ist Teil der Internationalen Händel Festspiele Göttingen.

Bevor Flóra Fábri aber mit ihrem Musikpart anfing, begrüßte Philipp Bremer die Gäste. Philipp Bremer ist der Inhaber der Weinhandlung Bremer. Er machte deutlich, dass die Weinkellerei kein Konzertsaal sei, sondern ein Ort, wo man Familie trifft. Dieses beschauliche und familiäre Ambiente wurde kreiert durch das schummrige Licht und die mittelalterlich-noble Architektur. Auch die perfekte Größe des Raumes, welcher einer schönen Wohnstube ähnelt und natürlich der gute Wein verstärkten dieses Gefühl. Dieses heimische intime Feeling trug besonders viel zur Atmosphäre in der Weinkellerei bei und akzentuierte fabelhaft das Flair bei Fábris Cembalo-Spiel und Muths Lesung. Bremer machte auf humorvolle Weise deutlich, dass die Musen besser eingehen mit einem schönen Glas Wein. Jeder Zuschauer bekam zum Beginn des Events ein freies Glas Höhnstedter Kelterberg, auch „Händelwein“ genannt, der in Höhnstedt, im Windschatten des Harzes hergestellt wird. „Dies ist ein Raum zum Vergnügen und Wein passt einfach zu Kultur, Theater und Musik. Hier zu sitzen und seinen Wein zu genießen soll den Besuchern einen besinnlichen Moment geben, bei dem man Freude an den kleinen Dingen haben kann und die Hektik des Alltags vergessen soll,“ verrät Bremer dem Kulturbüro Göttingen. „Kultur zum Denken bieten wir auch, da ein guter Wein facettenreich ist und auch geistliche Kost ist, wenn er bewusst getrunken und genossen wird. Wir fördern unterschiedliche Künste und das Thema der griechischen Musen passt perfekt, da Griechenland das Mutterland des Weins ist.“

Lesung_Wein_MusikInternationale_Haendelfestspiele_GoettingenFl√≥ra F√°bri - Cembalo Anschließend ging es dann los mit dem Hauptprogramm und Flóra Fábri spielte auf dem Cembalo die erste Suite von Johann Caspar Ferdinand Fischers Werk »Musicalischer Parnassus«. Johann Caspar Ferdinand Fischer (1656-1746) war ein Zeitgenosse Bachs, der als Hofkapellmeister in Rastatt wirkte und aus Böhmen stammte. Jede Suite von Fischers Werk »Musicalischer Parnassus« trägt den Titel einer Muse, die Schutzgöttinnen der Künste. Flóra Fábrispielte das Cemballo sehr schnell und äußerst elegant zugleich. Mit einem dramatischen Einstieg und imposanten Sätzen und Abschnitten überzeugte sie das Publikum. Durch ihr sehr schnelles und trotzdem sehr kantables Spiel kreierte sie die Atmosphäre eines höflichen Tanzballs. Viele Zuschauerinnen und Zuschauer begannen schon auf den Sitz zu wippen und die Hände und Füße zum Rhythmus zu bewegen. Hieran konnte man sehen das Fábri das Publikum mit ihrer fröhlichen und ihrer stilvoll eleganten Art anstecken konnte.

„Ich spiele öfter im intimen Rahmen, da das Cembalo ein nicht zu großes Volumen hat,“ erläutert Fábri. „Ich mag die Atmosphäre beim heutigen Konzert sehr. Es ist kein großes Konzert, es fühlt sich stattdessen an wie Tafelmusik. Ich fühle dieses Tafel-Setting heute, nur dass die Zuschauer hier Wein statt Speisen genießen,“ erzählt die Cembalospielerin. „Beim Spielen konzentriere ich mich sehr, aber ich nehme auch die Zuschauer wahr. Die Zuschauerinnen und Zuschauer geben mir viel Inspiration und ich gerate sozusagen in einen Sog.“

Zwischen Fischers Cembalo-Suiten gab es schließlich die Lesung aus »Theogonie« des griechischen Dichters Hesiod und Thomas Manns »Doktor Faustus«, hervorragend vorgetragen von Anna Paula Muth. Die Schauspielerin las die Geschichten äußerst mitreißend vor und erzählte, wie die Musen den Göttervater Zeus erfreuten und zum Olymp zogen. Auch bekräftigte sie, dass selbst Dante nicht arbeiten könne ohne den Kuss der Kunst-Schutzgöttinnen. Etwas schaurig wurde es dann, als Muth rezitierte, dass der Teufel ein lukratives Geschäft sähe, wenn ein Künstler keinen inspirierenden Musenkuss erhalten hätte.

Nach der Pause im wunderschönen Sommergarten, in welchem die Besucher ein weiteres Glas Wein genossen und sich über das Event austauschten, ging es folglich weiter mit der Suite »Erato«. Auch hier überzeugte Fábri mit ihrer sehr schnellen und lebhaften Spielweise, die zum Tanzen animierte. In der darauffolgenden zweiten Lesung konnte Anna Paula Muth die Zuschauer besonders zum Schmunzeln bringen: Sie erzählte eine moderne Geschichte über Georg Friedrich Händel, der sich in einer Schaffungskrise befindet. Zunächst wird er von der Muse Erato dazu bewegt wird, für Gleichberechtigung in seinen Opern zu sorgen. Als ihm Muse Kalliope dann noch dazu bringt, seine Barockoper mit den elektrischen Klängen einer E-Gitarre zu verbinden, fingen die Zuschauer an leise zu Kichern. Schließlich rät eine weitere Muse dazu, dass die Zuschauer von Händels Oper die Decke mit ihren Handylichtern zu einem Sternenhimmel verwandeln sollten. Diese überraschende Wendung, dass Händels Opernbesucher sich wie heutige Zuschauer eines Rockkonzerts mit ihren Handylichtern verhalten, gefiel den Zuschauern sehr. Dafür gab es Sonderbeifall. Die amüsante und modernisierte Szene wurde geschrieben von Matthias Heid, dem Dramaturgen des Events.

Abgeschlossen wurde das kleine Konzert brillant mit einem Dialog zwischen Text und Musik, in welchem Muth zunächst das Schlusswort gab „die Musen sollen weiterziehen.“ Darauf folgte dann der letzte Satz der Suite »Euterpe«. Das von Muth laut aufgesagte „Fazit“ hatte eine große Wirkung auf den Zuschauer, da der Text und die Musik organisch ineinander übergegangen sind und auch die Schlussworte viel Spielraum für Interpretation geben. Hervorzuheben ist hierbei auch, dass sich Flóra Fábri und Anna Paula Muth sehr gut abgesprochen haben.

Das Event »Lesung, Wein und Musik« konnte das Publikum wahrhaft überzeugen, da einerseits eine sehr besinnliche Atmosphäre kreiert wurde durch das Ambiente des Weinkellers und Anna Paula Muths Lesung. Andererseits ist auch viel Freude und Leben aufgekommen durch das virtuose Spiel von Flóra Fábri, dass einem lebhaften Tanzball ähnelte.

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