Eigentlich sollte die russische Pianistin Alexandra Dovgan im 2. Aulakonzert der Göttinger Kammermusikgesellschaft spielen. Leider ist sie kurzfristig krank geworden und es musste umgeplant werden. Ein Ersatz ließ sich zum Glück finden: Alexander Schimpf.
Alexander Schimpf kommt selbst aus Göttingen, er hatte Wettbewerbserfolge in Bonn, Wien und Cleveland/USA. Seit Oktober 2016 ist er Professor für Klavier an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover.
Bei dem Klavierabend erzählte er, dass er als Kind schon öfter Konzerte in der Universitätsaula gehört und dort auch selbst schon vorgespielt habe. Insofern ist Alexander Schimpf mehr als nur ein Ersatz: selbst ausgezeichneter Pianist, Göttingen und auch der Kammermusikgesellschaft eng verbunden – die meisten Besucher:innen waren erfreut, diesen Gast erleben zu dürfen. Auch wenn einige extra wegen Alexandra Dovgan angereist sind.
Das geänderte Programm des Klavierabends setzte sich aus Werken von Mozart, Beethoven, Skrjabin und Schubert zusammen. Der Saal war gut gefüllt und das Publikum trotz der Änderungen guter Laune.
Die ersten beiden Stücke von Mozart (Rondo a-Moll KV 511) und Beethoven (Grande Sonate Es-Dur op. 7) spielte Schimpf, ohne sie vorher zu erklären oder vorzustellen. Eine gute Entscheidung, die Musik stand dadurch ganz im Vordergrund und das Publikum konnte sich ohne Störung in dem melancholischen Rondo und der leidenschaftlichen Sonate verlieren.
Nach einer kleinen Pause richtete Schimpf dann aber doch einige Worte an das Publikum: Er bedankte sich fürs Kommen und wünschte Alexandra Dovgan gute Besserung. Dann erklärte er die Auswahl der folgenden Stücke, beides Werke des russischen Komponisten Alexander Skrjabin (1873–1915): den »Valse« op. 1 f-Moll (komponiert 1886) und die Fünf Préludes op. 74 (komponiert 1914). Opus 74. Zwischen beiden Stücken liegen beinahe 30 Jahre und Schimpf kündigte den Wandel, der sich in diesen Jahren in Skrjabins Musik vollzogen hat, bereits vorher an. So konnte er beide Stücke ohne Pause spielen, und das Publikum konnte auf diese Weise den vorher beschriebenen Stilwandel sehr gut nachvollziehen: von der Musik, die eher an Chopin erinnern bis hin zu chromatischen, eher wagnerschen Klängen.
In einem ähneln die Stücke sich jedoch: Sie sind berühren sehr die Sinne und bildeten und somit eine passende Auswahl für diesen Adventssonntag.
Der letzte Programmpunkt waren die »Sechs Moments Musicaux« D 780 von Franz Schubert. Diese wunderbaren „musikalischen Augenblicke“ stammen aus dem letzten Lebensjahr des Komponisten. Alexander Schimpf zeigte großes Einfühlungsvermögen in diese emotionale Musik. Nach anhaltendem, begeistertem Applaus des Publikums kam Schimpf noch einmal auf die Bühne, um als kleine Zugabe einen Walzer von Chopin zu spielen.
Das Publikum war trotz der personellen Änderungen ein voller Erfolg. Dieser ist vor allem Alexander Schimpf zu verdanken, der mit seiner Leidenschaft für die Musik das Publikum ansteckte. Man merkte der Aufführung die Liebe zur Musik einfach an.
Die Atmosphäre der Universitätsaula tat ihr Übriges, der klassizistische Saal war die perfekte Ergänzung für das Klavierkonzert und die Akustik trug dazu bei, dass die Musik noch etwas schöner, noch etwas erhabener klang.
Das Konzert ging insgesamt etwa zwei Stunden, die sich kürzer angefühlt und Lust auf weitere Klavierkonzerte in der Aula geweckt haben.
So war es also schade, Alexandra Dovgan nicht hören zu können, die kurzfristige Programmänderung war aber dennoch erfolgreich. Das liegt nicht zuletzt auch an der gelungenen Organisation, durch die rechtzeitig ein passender Ersatzpianist gefunden wurde, der es geschafft hat, das Publikum zu begeistern.
Das dritte Aulakonzert findet am 14. Januar 2024 statt. Zu Gast ist das Alma Rosé Trio mit Larissa Cidlinsky (Violine), Susanne Geuer (Klarinette) und Kathrin Isabelle Klein (Klavier). Aus dem Programm stehen Werke von Milhaud, Bartók, Strawinsky und Poulenc. Beginn ist um 19 Uhr.
Der Klavierabend mit Alexandra Dovgan soll in der Saison 2024/2025 nachgeholt werden.