Anna-Lena Markus, Gesa Husemann, Alexina Ludorff, Sinja Minners, Hannah Schmidt und Marisa Rohrbeck mit den Büchern des Frühjahrsprogramm | © Photo: Wortmann
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Literarisches Zentrum

Große Debatten, vielfältige Themen und besondere Formate

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Das Frühjahrsprogramm wurde vorgestellt
von Literarisches Zentrum, erschienen am 23. Januar 2025

Das Literarische Zentrum hat sein Frühjahrsprogramm bekanntgegeben. Bis zum Sommer stehen vielfältige Themen auf dem Programm. Sie haben eines gemeinsam: sie greifen aktuelle Fragestellungen auf. „Wir leben in gespannten Zeiten“, sagt Anna-Lena Markus, die gemeinsam mit Gesa Husemann das Literarische Zentrum leitet. Zusammen mit Marisa Rohrbeck (für das Junge Literarische Zentrum) und den aktuellen Volontärinnen haben sie das Programm im Literaturhaus vorgestellt. Es geht um große Debatten, vielfältige Themen und besondere Formate. Das Literarische Zentrum startet mit einem abwechslungsreichen Programm in das neue Jahr. Ob Klimakrise, Lyrikabend, True Crime für Kinder oder eine Lesung im Gemeinschaftsgarten Geismar – es wird bunt und es wird spannend.

Horizonte und Dimensionen 

Die Schriftstellerin und Literaturprofessorin Ulrike Draesner erkundet mithilfe von Literatur die WeltIm Rahmen ihrer Lichtenberg-Poetikdozentur mit dem Titel Sich ein Herz fassen geht es am 6. und 7. Februar in der Paulinerkirche um das Ich als Erzählfigur, um Grenzen der Denkgewohnheiten, ums Scheitern. Literaturkritikerin Insa Wilke hält die Laudatio. Die Lichtenberg-Poetikvorlesung wird unterstützt von der Stiftung der Georg-August-Universität Göttingen, Stiftung privaten Rechts, der Stiftung Niedersachsen und dem Wallstein Verlag. – Was wäre, wenn wir mutig sind? fragt die bekannte Klimaaktivistin Luisa Neubauer und bringt damit eine neue Tonlage in die Debatte. Ihre interaktive Lesung am 28. Februar im ZHG 010 ermutigt, aktiviert – und macht Hoffnung. – Einen Einblick in – für die meisten – bisher unbekannte finanzielle Dimensionen gewährt Julia Friedrichs am 29. April mit ihrer Reportage Crazy Rich: Die Journalistin und Autorin hat mit Superreichen gesprochen und diskutiert mit SOFI-Direktor Berthold Vogel, wie viel Ungleichheit eine demokratische Gesellschaft eigentlich vertragen kann. Ein Abend in Kooperation mit dem Soziologischen Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) der Georg-August-Universität. – Thomas Mann, demokratischer Aktivist und desolater AußenseiterTilmann Lahme und Kai Sina entdecken den berühmten Autoren in seinem Jubiläumsjahr noch einmal neu. Am 27. Juni blicken sie auf unbekanntere Aspekte Manns und zeichnen das Bild eines politischen Aktivisten und homosexuell Begehrenden.

Zerreißproben                                                       

»Literatur hat die Kraft, komplexe Themen sowie unterschiedliche Sichtweisen zu vermitteln«, so Anna-Lena Markus, »und genau das wollen wir auch mit unseren Programmen erreichen.« Darum hat das Literarische Zentrum zum Beispiel Dmitrij Kapitelman eingeladen, dessen gleichnamige Hauptfigur in seinem Roman Russische Spezialitäten zurück ins Kriegsgebiet der Ukraine reist, aus der er als Kind floh. Aber auch aus den Luftschutzbunkern heraus kann er die russische Propaganda nicht aus seinem Elternhaus fernhalten. Bittersüß erzählt der Autor von Familie, dem Aufwachsen im Dazwischen und der (Un)Möglichkeit von Verständigung in Zeiten alter und neuer Kriege: am 7. März im Literaturhaus. – Autor:in und Journalist:in Hengameh Yaghoobifarah gelingt wie kaum jemandem queeres Erzählen fern jeglicher Konventionen. Der neue Roman Schwindel ist eine kompromisslose Liebesgeschichte voller radikaler Lebendigkeit, moderiert von Redakteurin Alexandra Friedrich am 9. Mai. – Trotzdem sprechen wollen Lena Gorelik und Julia Yael Alfandari. In diesem Sammelband suchen Autor:innen nach dem 7. Oktober dort den Austausch, wo andere verstummt sind. Trotz aller Herausforderungen und schmerzhafter Begegnungen wollen sie das Feld nicht dem Rechtspopulismus überlassen und kommen am 14. Mai zum Gespräch mit Religionswissenschaftler Christian Röther nach Göttingen. – Geliebte Mutter – Canım Annem handelt vom Versuch, der eigenen Mutter zu vergeben, von Migration und Heimat, Klasse und Identität, Macht und Gewalt. Am 24. Mai erörtert die Autorin Çiğdem Akyol mit der Literaturwissenschaftlerin Anke Detken das unabgeschlossene Kapitel der sogenannten ›Gastarbeiter:innen‹ in Deutschland. – Svenja Flaßpöhler und Bernhard Pörksen bewegen sich zwischen Konfrontation und Dialog, zwei vermeintlichen Gegensätzen: Unter dem Motto Streiten & Zuhören und mit ihren gleichnamigen Büchern im Gepäck erforschen die Philosophin und der Medienwissenschaftler, wie wir uns fair auseinandersetzen und gleichzeitig Verständnis und Offenheit für andere Positionen erhalten können. Ein Abend des konstruktiven Meinungsaustauschs am 17. Juni, moderiert von Freundschaftsforscher Janosch Schobin.

Von Format

»Kooperationen sind uns enorm wichtig. Wir Kulturveranstaltende arbeiten zusammen, halten zusammen, veranstalten zusammen, und das leben wir auch in unseren Programmen«, betont Gesa Husemann. Das Literarische Zentrum versteht sich auch als Ort der Teilhabe und Demokratie. Aus diesem Grund findet am 18. Februar um 18 Uhr das erste Göttinger Treffen des niedersachsenweiten Projekts Schreibgeschützt statt. Interessierte können sich dabei vernetzen, im Austausch mit dem Literarischen Zentrum Fragen zum eigenen Schreiben aufwerfen und Ideen für Schreibwerkstätten entwickeln. – In Zusammenarbeit mit NDR Kultur – Der Norden liest begibt sich Psychiater und Autor Jakob Hein auf eine Zeitreise in die DDR. Wie Grischa mit einer verwegenen Idee beinahe den Weltfrieden auslöste erzählt von einem schüchternen jungen Mann, ein bisschen Cannabis und einem Milliardencoup. Mit Literaturredakteur Alexander Solloch spricht der Autor am 13. März über seinen absurd komischen Roman. – Monika Rinck beschert uns mit Höllenfahrt & Entenstaat einen unvergleichlichen Lyrikabend. Ihre Gedichte öffnen den Blick für eine technisierte Welt voller Geschwindigkeit und Abgründe, begleitet von einer Enten-Oper. Ein Gespräch mit Literaturwissenschaftlerin Anna Bers am 8. April, das ergründet, wo wir eigentlich sind. – Theater und Literatur – hier könnten sie nicht besser zusammenpassen. Regisseur Philipp Löhle und Autor Leon Enrique Montero haben sich auf unterschiedliche Art mit Studentenverbindungen auseinandergesetzt: im Selbstversuch und als Inszenierung. Nun treffen sie sich am 23. Mai auf der Bühne des dt.2: Wer wohnt im deutschen Haus? Ein Gespräch über Rituale, Regelwerke und elitäre Verbindungen in Zeiten des Rechtsrucks, in Kooperation mit dem Deutschen Theater Göttingen. – Am 5. Juni geht’s an die frische Luft: Ethnologin und Autorin Kenah Cusanit und die slowenische Autorin und Öko-Landwirtin Nataša Krambergerbegegnen sich um 19 Uhr im sommerlichen Gemeinschaftsgarten Geismar zu Zwischen Blättern: Eine Gartenblütenlese. Ihr Austausch über das Leben in und mit der Natur, Klimawandel und persönliche Beobachtungen wird begleitet vom Violinisten Justin Ciuche und Cellisten Jann Michael Engel. Eine Veranstaltung der Reihe Climate Care, in Kooperation mit Traduki, der Stiftung Leben & Umwelt/Heinrich Böll-Stiftung und den Internationalen Gärten e.V. Göttingen.

Alle Veranstaltungen finden, wenn nicht anders angegebenen, im Literaturhaus um 20 Uhr statt. Alle Informationen finden Sie auf unserer Website www.literarisches-zentrum-goettingen.de.

Familiensonntage und Kindertag

Die Familiensonntage bieten immer um 15:30 Uhr enormen Mitmach-Spaß für junge Leser:innen und Bücherfans. Auch dieses Mal sind wieder viele besondere Formate dabei, die, so Marisa Rohrbeck, immer wieder Erwartungen auf den Kopf drehen und aushebeln, Wohlbekanntes aus einer neuen Perspektive betrachten und das in vielfältigen Abenteuerreisen: Christoph Buchfink liest am 16. Februar um ausnahmsweise 16:30 Uhr aus seinem neu erschienenen Buch Lykke Eira – Zwergenreise. Seine Handpuppen begleiten ihn dabei durch die Geschichte eines Schneezwergenmädchens, das sich auf eine abenteuerliche Reise begibt, um seinen Heimatgletscher vor dem Schmelzen zu retten. Eine szenische Lesung und Buchpremiere in Kooperation mit den Göttinger Figurentheatertagen. – Am 23. März erklärt Moderator Ralph Caspers nicht wie sonst im Kinderfernsehen die Welt, sondern fragt im Rahmen der Göttinger Frühjahrslese: Gibt es wirklich keine Vampire? Eine Antwort findet sich vielleicht in seinem Buch Milla und die verfluchten Vampirzähne – ein Gruselnachmittag in der Sheddachhalle. – Große sind Schisser weiß Sybille Hein und erzählt in witzigen Geschichten von Kindern, die ihren Eltern zeigen, wie man die eigenen Ängste überwinden kann. Eine bunte Leseshow am 27. April, begleitet am Klavier vom Musiker Falk Effenberger. – Wer sich für spannende Verbrechen interessiert, sollte auf keinen Fall die True Crime-Lesung am 25. Mai verpassen: Christine Haas stellt berühmte Kriminalfälle vor, die in die Geschichte eingingen. Erwischt! Zeitreisen ins Verbrechen steckt voller historischer Raubzüge und digitaler Verbrechen – und am Ende gibt es eine echte Detektivprüfung! – Und am 17. Mai liest Illustratorin Julia Ginsbach um 14 Uhr in der St. Johannis-Kirche aus Tafiti und die doppelte Majestät – eine spannende Reise in die Savanne und Kooperationsveranstaltung mit den Internationalen Händel-Festspielen Göttingen.

Workshops und Wettbewerbe

Einen besonderen Workshop gab es vom 15. bis 17. Januar im Maßregelvollzugszentrum Niedersachsen in Moringen: Patricia Thoma kreiert mit Inhaftierten in deutschen Gefängnissen Comics und entwickelt Ideen für die Zukunft. Die fertigen Werke werden in einer geplanten Publikation des Avant Verlags veröffentlicht. – Der Preis der Jungen Literaturhäuser wird wieder verliehen – und Leser:innen stimmen ab, wer ihn gewinnt! Vom 1. bis 28. Februar kann auf der Website der Literaturhäuser gewählt werden, die Gewinnerin wird am 27. März im Rahmen der Leipziger Buchmesse gekürt. – Auch der große Schreibwettbewerb #MachtText vom Göttinger Tageblatt und dem Literarischen Zentrum geht in die dritte Runde. Texte zum Thema »Der Anfang von morgen« können noch bis zum 31. Januar eingereicht werden, die Preisverleihung findet am 14. März im Literaturhaus statt. – Am 10. April wird’s wieder kreativ, denn Illustratorin und Autorin Raffaela Schöbitz kommt nach Göttingen. Im Illustrationsworkshop Sketch it! werden Selbstporträts entworfen, die das Wesen und die Zukunftswünsche der Teilnehmer:innen zeigen. –Bei der Schreibwerkstatt mit Autorin Jelena Kern dreht sich alles um Verkehrte Welten: Gespiegelte Perspektiven, Umkehr und experimentelles Schreiben gibt’s am 25. April. – Auch die Gedankenflieger landen wieder zum Philosophieren an Grundschulen, diesmal mit Jörg Bernardy zur Bedeutung von Mut. Das Literarische Zentrum engagiert sich auch weiterhin für die Literaturvermittler:innen von morgen durch diverse Lehrveranstaltungen, Werkstätten und Fortbildungen.

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