Willkommen im Kulturportal vom Kulturbüro Göttingen. 

Hier finden Sie Termine und Nachrichten aus dem Kulturleben der Region. Sie können sich einloggen oder neu registrieren, Ihr Abonnement abschließen oder verwalten, in dem Sie auf das Menü rechts klicken. (Die drei kleinen schwarzen Balken.)
Mit einem bezahlten Abonnement haben Sie Zugang zu allen Texten und Funktionen – und unterstützen die Arbeit des Kulturbüros.

Norbert Mattern und Oberbürgermeisterin Petra Broistedt | © Photo: privat
Information
Bundesverdienstkreuz für Norbert Mattern

Torhaus-Galerie und Stadtfriedhof als Herzensthema

Information
von Richard Kneffel, erschienen am 19. Januar 2024

Für viele Menschen sind Friedhöfe zwangsläufig mit Trauer und Verlust verbunden. Sie werden nur an einschlägigen Tagen in der Erinnerung an verstorbene Bekannte und Verwandte besucht, um deren Verlust zu betrauern. Umso eigenartiger verhält es sich mit der Torhaus-Galerie am Stadtfriedhof in Göttingen. In dieser Galerie finden Kunstausstellung und -auktionen, Konzerte, Lesungen und Vorträge statt. Dinge, die typischerweise nicht mit einem Friedhof in Verbindung gebracht werden. Seit 2011 ist die Galerie geöffnet und ihre Entstehung ist eng mit einem Mann verbunden, der in diesem Text vorgestellt werden soll, Norbert Mattern.

Norbert Mattern wurde in Hildesheim geboren, absolvierte eine Lehre als Gärtner, bevor er Landschaftsarchitektur studierte. Er hatte schon früh einen Bezug zur Natur und ein gewisses Auge für Ästhetik. Daher war er nach seinem Studium als Landschaftsarchitekt für den Landkreis Göttingen aktiv, bis 1980 die Stelle als Fachbereichsleiter für den Fachbereich Forst-, Grünflächen- und Umwelt der Stadt Göttingen ausgeschrieben wurde. Norbert Mattern bewarb sich und wurde genommen, sodass er diesen Fachbereich bis zu seiner Pensionierung leitete. Bereits in dieser Stelle wirkte er maßgeblich an stadtplanerischen Projekten mit. Als es zu einer Umstrukturierung der Behörde kam, wurde ihm zusätzlich der Fachdienst Friedhöfe übertragen. Anfangs war er noch, wie sich jeder vorstellen kann, zurückhaltend gegenüber dem Thema Friedhöfe. Er hatte nicht wirklich einen Bezug dazu, entwickelte diesen jedoch recht schnell, da er an der Inventarisierung der Grabsteine des seit 1975 geschlossenen Stadtfriedhofs mitwirkte. Zusammen mit Dr. Manfred Eigen entwickelte Norbert Mattern dann ein Konzept zur Neueröffnung des Friedhofs, da dort bedeutende historische Persönlichkeiten, viele Göttinger Bürger:innen und nicht zuletzt neun Nobelpreisträger begraben sind. So wuchs Mattern immer enger mit dem Thema Friedhof und vor allem Denkmalschutz zusammen, sodass er irgendwann auch ein zweites Büro auf dem Friedhof hatte, von dem aus er arbeitete.

Durch seine aktive Mitarbeit in einem Arbeitskreis des Städtetags zur Friedhofskultur konnte er Einblicke in die bereits bestehenden Aktivitäten anderer Friedhöfe bekommen. Besonders die Eindrücke aus Saarbrücken und Karlsruhe hatten dabei einen entscheidenden Einfluss auf das Konzept. Matterns Leitgedanke „Der Friedhof soll leben“ sollte bei der weiteren Entwicklung des Stadtfriedhofs im Vordergrund stehen. Damit mehr Menschen den Ort des Friedhofes auch abseits von Totensonntag oder anderen Gedenktagen besuchen und ihn nicht nur mit negativen Gefühlen wie Trauer, Verlust und Schmerz verbinden. Daher setzte er sich nach seiner Pensionierung daran, das ehemalige Torhaus des Stadtfriedhofs nach einer umfassenden Sanierung für kulturelle Veranstaltungen zu öffnen. Daneben engagierte sich Mattern auch aktiv daran, die Friedhofskultur als immaterielles Kulturerbe von der UNESCO anerkennen zu lassen. Daher hängt nun ein Schild am Stadtfriedhof Göttingen, das diesen als immaterielles Kulturerbe ausweist. Auch dies geht auf das Konto von Norbert Mattern.

Für seine Leistungen und sein Engagement wurde er oft geehrt. So bekam er 2018 die Ehrenurkunde der Stadt Göttingen mit Ehrennadel. Seine Rede war dabei sehr ausschweifend und umfänglich. Er wollte alle Aspekte erwähnen. Denn selbstverständlich konnte er die ganze Arbeit nicht alleine leisten und bezahlen. Daher kam er bereits vor der Eröffnung und Sanierung der Torhaus-Galerie durch einen Freund zum Göttinger Verschönerungsverein, in dem Mattern aktiv wurde und der auch einige finanzielle Mittel beisteuerte. Für den Rest musste Norbert Mattern Spendengelder zusammen sammeln. Auch dazu hatte er Hilfe von ehemaligen Marketingmitarbeitern, gemeinsam gründeten sie einen Initiativkreis und fragten sich bei den einschlägigen Unternehmen der Region durch, ob diese bereit wären, für die Sanierung zu spenden. Dies alles erwähnte er ausführlich in seiner Rede. Es ist ihm sehr wichtig zu betonen, dass die Entstehung der Torhaus-Galerie sowie die Veranstaltungen, die dort stattfinden können und die Wiedereröffnung des Stadtfriedhofs eine Teamleistung war und ist. Keinesfalls will Mattern sich in den Vordergrund drängen und war daher sehr überrascht, als ihm zu Beginn des Jahres 2024 das Bundesverdienstkreuz verliehen wurde. „Ich dachte, es sei der 1. April“, meinte Norbert Mattern auf die Frage hin, wie er denn von seiner Auszeichnung erfahren habe. Bei der feierlichen Verleihung der Auszeichnung, welche selbstverständlich in der Torhaus-Galerie stattfand, hielt er seine Rede jedoch kürzer. „Diesmal brauchte ich keine Warntafeln, die mich auf das Überschreiten meiner Redezeit hinweisen.“, meinte er dazu. Für seine langen Ansprachen sei er damals berühmt-berüchtigt und so war es Standard, dass bei seinen Reden ihm eine gelbe Warntafel signalisieren sollte, das seine Redezeit vorbei ist und er zum Ende kommen muss. Wenn diese gelbe Tafel nicht ausreichte, gab es noch eine rote Warntafel, welche laut seiner Aussage ungefähr „Gleich drehen wir das Mikrofon ab“ bedeuten sollte.

Trotz seines unbestreitbar langen Atems zieht sich Norbert Mattern seit einiger Zeit sukzessiv von seinem Engagement zurück. Er will sich mehr Zeit für seine Enkel und Urenkel nehmen. Ganz aufhören kann er freilich nicht, dem Göttinger Verschönerungsverein sowie dem Torhaus und dem Stadtfriedhof bleibt er weiterhin treu. Denn wenn er durch den Stadtfriedhof geht, dann ist die Natur, die Lichtverhältnisse, der Bewuchs und die Bepflanzung „ein Bild für die Götter“, wie er schwärmerisch ausdrückt. Durch seinen Bezug zur Natur und sein gewachsenes Interesse an Friedhöfen umgibt der Stadtfriedhof für ihn eine Romantik, der er sich nicht entziehen kann und will. Ebenso wie sein Interesse an Friedhöfen im Allgemeinen. „Wenn ich in eine Stadt fahre, dann muss der Friedhof dabei sein“, wie er im Gespräch scherzhaft preisgibt. Den schönsten Friedhof für ihn habe natürlich nach Göttingen, Hamburg. Trotzdem hat er noch Projekte, die er 2024 anstoßen und abschließen will. Zum Beispiel sollte ein Bogen der Erinnerung auf dem Treffpunkt für Palliativmediziner auf dem Stadtfriedhof ergänzt werden, damit diese Überdachung den Ort wettergeschützter und damit unabhängiger macht. 

Für die Zukunft wünscht sich Nobert Mattern nur eine wichtige Sache. Die Verwaltungsstrukturen sollten genauso erhalten bleiben, wie sie sind, damit die Torhaus-Galerie und der Verschönerungsverein weiterhin einen festen Ansprechpartner bei Stadt haben. Das sich dies einmal ändert, ist Matterns Sorge und es beschreibt ihn wunderbar. Keinesfalls denkt er an sich, dass er oder sein Engagement in Erinnerung bleiben wird oder Ähnliches. Er hofft nur, dass sein Herzensthema Torhaus-Galerie und Stadtfriedhof weiter geöffnet haben und sich mit einem festen städtischen Ansprechpartner stetig weiterentwickeln können. Denn solange dies geschieht und im Torhaus Veranstaltungen stattfinden, solange wird niemand diesen netten, aufgeschlossenen, humorvollen und tüchtigen Mann namens Norbert Mattern und seine Leistungen vergessen.

Keine Kommentare

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.