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Kunsthalle

Information
von Larissa Stöpler, erschienen am 20. Mai 2025

Liebe B.,

Ich habe mich heute nach langer Zeit wieder daran erinnert, dass Kunst eine gute Lehrerin ist. Ich hole aus: 

Ich habe mich jetzt lange einsam in mir gefühlt. Es schien, als wäre ich mir selbst zuviel und gleichzeitig zu leer. Im Ringen mit dem Pochen und Rauschen eigener Gedanken und Gefühle ging mir der Mut für Begegnung verloren. Erst im Außen, dann auch in mir selbst. Ich fühlte mich isoliert, unfähig die Welt zuzulassen. Letztlich suchte ich mich in Spiegeln aus Glas und Spiegeln aus Menschen und Spiegeln aus Hedone und fand aber nur eine verhärmte Silhouette meiner selbst. Taumelnd durchwanderte ich Phantome des Konsums, des Müßiggangs, endlich der Verödung. Und dann erreichte ich Rock Bottom. Einsam und entleert. So schwierig  wie hier im Schreiben, viel es mir auch in meinem Erleben einen sicheren Halt zu finden. Wie weiter von diesem Punkt aus? Ich hatte doch schon alle Ausflüchte ausprobiert? 

Vielleicht ist es gar nicht wichtig zu ergründen, was mich schließlich dazu bewegte, aber ich besuchte endlich wieder eine Kunsthalle. Bilder alter und neuer Künstler:innen sollten es sein, in denen ich mich wiederzufinden suchte. Wann warst du das letzte Mal im Museum? Ist dir das Gefühl vertraut, wenn du in den Empfangsbereich trittst und du die Größe und Offenheit dieser geladenen Räume spürst? Große Türen hinter denen sich Geschichte und Gefühl die Hand reichen. Verschmolzen in Schichten aus Ölfarbe, gerichtet aus Marmor, Bronze, Gips, fixierter Toner auf Papier. Die sinnliche Auseinandersetzung mit den ältesten Dualitäten der Menschheit: Vergänglichkeit und Ewigkeit. Angst und Liebe. Sehnsucht und Linderung. Sichtbarkeit und Illusion. 

Kunst als Konservation des fortwährenden Aufruhrs. Stille Bildnisse, totes Material halten den Raum für transformative Prozesse. In dem die Exponate die Gelassenheit epochenübergreifender Widerstandsfähigkeit verkörpern, entsteht Sicherheit und Halt für den eigenen Fluss. Die Kunst wurde meine Hebamme und ich konnte mein eigenes Ich wiedergebären. Mäeutisch leitete sie mich durch die Verarbeitung von Resonanzerfahrungen und ließ zu, dass ich mich in ihrer Gegenwart zu einer erholten Version meiner selbst schälen konnte. 

So konnte ich die Hallen verlassen, noch leicht fröstelnd von der enthüllenden Selbsterfahrung, aber tief verbunden mit mir und meinem Blick auf die Welt.

Auch wenn ich mich noch zeilenweise weiter im Kitsch über diese Katharsis auslassen könnte, schließe ich doch einfach mit dem Appell Kunst als Erlebniswelt zuzulassen.

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